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Die Dortmunder schleichen nach dem Aus in der Champions League gegen Juventus Turin enttäuscht vom Rasen.

© dpa

Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, FC Schalke 04: Romantik schießt keine Tore in der Champions League

Die Bundesliga muss die materielle Realität in Europa akzeptieren. Auch wenn das bedeutet, dass mal wieder nur der FC Bayern in der Champions League im Viertelfinale steht. Eine Analyse.

Es sind Spieltage wie diese, an denen der Bundesliga gern ihre Ansprüche um die Ohren gehauen und vor die Füße geworfen werden. Beste Liga der Welt, soso, sehr interessant, wo ist sie denn, wenn es ernst wird in Europa? Borussia Dortmunds schmerzhafter K.o. am Mittwoch gegen Juventus Turin stand auch symbolisch für den Auftritt der Bundesliga. Nur einer von vier deutschen Klubs hat das Achtelfinale der Champions League überstanden. Das war, wie gewohnt, der FC Bayern, aber der spielt ohnehin in seiner eigenen Liga.

Die deutschen Klubs haben im Achtelfinale im Rahmen und am Rande ihrer Möglichkeiten gespielt, und diese Möglichkeiten implizieren jenseits der Bayern auch immer ein Scheitern. Atletico Madrid ist, bei allem Respekt, ohne Diego Costa und Thibaut Courtois keine europäische Spitzenmannschaft mehr. Trotzdem ist es Bayer Leverkusen im Rückspiel nicht ein einziges Mal gelungen, halbwegs Erfolg versprechend  aufs Tor zu schießen (abgesehen vom finalen Elfmeterschießen, aber das klammern wir im Leverkusener Interesse besser aus).

Borussia Dortmund steht in der Bundesliga nicht zufällig hinter Augsburg, Bremen und Hoffenheim

Schalke 04 hat zwar beim Rückspiel bei Real sensationell aufgespielt. Aber zu so einem Achtelfinale gehört nun mal auch ein Hinspiel, und da hatte Schalke kaum stattgefunden. Und Dortmund? Ach Dortmund… Steht in der Bundesliga eben nicht zufällig hinter Augsburg, Bremen und Hoffenheim. Keiner dieser drei Klubs würde sich als ernsthafter Herausforderer des Souveräns der Serie A begreifen.

Romantik schießt keine Tore, ganz im Gegensatz zum Geld, auch wenn das in Manchester und London zuweilen kaschiert wird, wenn es ernst wird in Europa. Aber die Substanz dort ist mittel- und langfristig nun mal eine sehr viel größere als in Leverkusen, Dortmund oder Gelsenkirchen, von Augsburg, Bremen und Hoffenheim ganz zu schweigen. Das ist keine Schande für einen seriös wirtschaftenden Unternehmerverband wie die Bundesliga, der für sich ganz bewusst die Entscheidung getroffen hat, sich nicht der Beliebigkeit eines Investoren-Lottos auszuliefern. Das Financial Fairplay ist eine gut gemeinte Sache, aber gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Es wird immer wieder Schlupflöcher geben für gelangweilte Milliardäre, die ein bisschen mitspielen wollen beim großen Fußball. In Paris und Barcelona ist es sogar ein ganzer Staat, das ansonsten in Europa nicht eben wohlgelittene Katar.

Was das für die Bundesliga heißt? Sie muss die materielle Realität akzeptieren. Die These von der besten Liga der Welt ist ja so verkehrt nicht. Aber sie bezieht sich eher auf weiche Faktoren. Auf die Infrastruktur, die Akzeptanz beim Publikum und auf die Ausgeglichenheit, denn zur Faszination Bundesliga gehört immer noch, dass jeder jeden schlagen kann. Zwischen Platz zwei und achtzehn.

Der deutsche Fußball bleibt führend in der Welt - aber nicht automatisch auch auf Vereinsebene

Ganz oben spielen die Bayern ihre eigene Meisterschaft aus, zu der Nationen übergreifend auch Real, Barcelona, Chelsea und Paris St. Germain gehören, bald wahrscheinlich auch wieder Manchester United. Zutritt zu dieser Liga gewährt nicht allein sportliche Qualifikation, sonst wäre aktuell Chelsea nicht dabei, hätte in den vergangenen beiden Jahren Barça gefehlt und wäre Manchester United nicht mal ein Kandidat.  

Das ist keine besonders originelle Erkenntnis, aber auch keine abwertende. Der deutsche Fußball wird dank seiner seit dem Umbruch im Jahr 2000 dramatisch verbesserten Strukturen auch in Zukunft führend in der Welt sein. Aber er wird es aushalten müssen, dass sich diese führende Position nicht automatisch auf die Vereinsebene übertragen lässt.   

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