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Die Basketballer von Alba stehen im Finale um die deutsche Meisterschaft.

© Soeren Stache/dpa

Update

Basketball-Bundesliga: Darum kann Alba Berlin Deutscher Meister werden

Alba steht zum ersten Mal seit 2014 im BBL-Finale. Der Berliner Erfolg hat viele Gründe, vor allem hat das Team von Coach Aito aber "Bock auf Basketball." Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Ist das Entscheidende, einfach Lust an einer Sache zu haben, damit sie auch gelingt? Im Falle von Alba Berlin jedenfalls spielt der Lustfaktor – so beteuern es die Akteure über die Saison hinweg immer wieder – eine große Rolle. „Wir haben Bock auf Basketball. Deswegen sind wir so gut“, sagte Nationalspieler Joshiko Saibou auch am Sonntag, kurz nachdem der Basketball-Bundesligist mit einem Sieg gegen die Riesen Ludwigsburg den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft geschafft hatte.

Alba besiegte die Schwaben in der Best-of-five-Serie glatt mit 3:0 und ist für viele Beobachter nun sogar der Favorit auf den Titel. Dies ist mehr als bemerkenswert, da die Konkurrenz aus München und Bamberg finanziell weit entfernt ist von Alba.

Nun mag Bock auf Basketball arg einfach klingen, um die Erfolge der Berliner zu erklären. Es gehört noch sehr viel mehr dazu. Im Falle von Alba ist das eine Mannschaft mit heterogenen Charakteren. Mit einem klassischen Führungsspieler Luke Sikma, der Freude hat am Anleiten seiner Mannschaft und eine außergewöhnliche Präsenz auf dem Parkett einnimmt. Mit technisch hochbegabten Basketballern wie Spielmacher Peyton Siva oder Spencer Butterfield, die von ihren Möglichkeiten nicht unbedingt in der BBL, sondern schon ein Level darüber spielen müssten. Oder auch mit Kämpfern wie Dennis Clifford und Akeem Vargas, die eine im Basketball nicht selbstverständliche altruistische Spielart pflegen.

Das Entscheidende aber ist, dass am Spielfeldrand ein Mann sitzt, der diesen unterschiedlichen Charakteren viel Freiraum lässt: Trainer Aito Garcia Reneses. Der Spanier ist 71 Jahre alt, er hat vieles erlebt und im Basketball fast alles erreicht.

Reneses ist in Europa wohl immer noch der beste Trainer, wenn es darum geht, ins Detail zu gehen, auf Winzigkeiten etwa beim Werfen oder Passgeben hinzuweisen. Und der Spanier weiß auch, dass Basketballspieler es hassen, verkopft und mit Spielformen überfrachtet aufs Feld geschickt zu werden.

Alba spielt einen etwas anarchischen Basketball

Reneses hat die Essenz von Basketball verstanden, Basketball ist – so trivial es sich auch anhört – ein Spiel, und das Wesen des Spiels ist, dass es nicht planbar ist, es sich nicht vorher durchexerzieren lässt. Deswegen lässt er seine Mannschaft auch einfach machen. Alba spielt einen etwas anarchischen Basketball, „auf einem hohen Niveau der Verspieltheit“, wie Saibou jüngst sagte. Die Kunst von Trainer Reneses liegt darin, dass die Verspieltheit von Alba nicht zulasten der Ergebnisse geht. Das Gegenteil ist der Fall.

Es ist ein stimmiges Konzept, das der Klub verfolgt. Denn ein solcher Basketball funktioniert vor allem dann, wenn er von einem jungen Team vorgetragen wird, von Spielern, die offen sind für neue Ideen und Lust an der Kreativität haben. Alba Berlin ist mit dem jüngsten Kader in diese Play-offs gegangen. In der Welt des Sports klingt so etwas immer sympathisch.

Doch der harte Wettbewerb lehrt in der Regel auch: Erfahrene Kräfte sind unverzichtbar, gerade wenn es in die Entscheidung geht.

Die Planer von Alba, Manager Marco Baldi und Sportdirektor Himar Odeja, sind dieses Risiko eingegangen. Warum auch nicht? Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Alba den finanziellen Rückstand auf Bayern und Bamberg auch mit viel Erfahrung nicht wettmachen konnte.

Es ist nicht gesagt, dass die junge Mannschaft in der Finalserie nicht doch noch zittrige Hände bekommt, wie das schon in den Schlussminuten des Pokalfinales in dieser Saison gegen Bayern München der Fall war. Aber selbst wenn das passieren sollte, wird es der Mannschaft kaum jemand krumm nehmen. Der hohe Grad an Verspieltheit hat schlicht zu viel Spaß gemacht.

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