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Fußball-EM: So sehen Sieger aus

Mit einem 6:2 über England gewinnen die deutschen Fußballerinnen zum fünften Mal in Folge den EM-Titel.

Um kurz vor 20 Uhr durfte Theo Zwanziger viele Frauen umarmen. Keine deutsche Nationalspielerin entkam dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes auf der Ehrentribüne, ohne von ihm innig geherzt worden zu sein. Dazu muss man wissen, dass Theo Zwanziger auch so etwas wie der erste Fan der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft ist. Als solcher bekommt er öfters Gelegenheit, die Spielerinnen in den Arm zu nehmen, denn er hat sich eine ausgesprochene Erfolgsmannschaft ausgesucht. Das 6:2 (2:1) im EM-Finale gegen England am Donnerstagabend in Helsinki war sogar eine Demonstration der deutschen Spielkunst. „Das ist einfach cool“, freute sich Birgit Prinz, die zwei Treffer erzielt hatte, „wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht.“

Das deutsche Team hat zum fünften Mal in Folge den EM-Titel gewonnen. Insgesamt ist die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nun schon zum siebten Mal das beste Team Europas. 2003 und 2007 hat es auch den Weltmeistertitel gewonnen.

Brigit Prinz und Inka Grings mit je zwei Toren, Melanie Behringer und Kim Kulig schossen die deutschen Treffer, die Engländerinnen waren durch Karen Carney und die überragende Kelly Smith erfolgreich. Die Duisburgerin Grings wurde mit sechs Turniertreffern wie schon bei der EM 2005 in England beste Torschützin.

Die Stimmung im Olympiastadion von 1952 war endlich einmal einer EM angemessen. 15 877 Zuschauer sahen an einem lauen Spätsommerabend eine Klassepartie, die mit Abstand das beste Match des Turniers war. Auch dank des englischen Teams, das eine Stunde hervorragend mithielt. Auf der Tribüne hatte Bundespräsident Horst Köhler seine Freude an der Vorstellung der deutschen Frauen. „Ich hoffe, dass dieser Titel dazu beitragen kann, dass Frauenfußball in der Öffentlichkeit noch mehr geschätzt wird“, sagte Köhler.

Die Engländerinnen, die sehr offensiv im 4-3-3-System antraten, hatten die erste Tormöglichkeit durch Fara Williams, deren Freistoß knapp am Tor vorbeistrich. Doch da die Mannschaft von Trainerin Hope Powell im Mittelfeld Räume frei ließ, kamen die Bundesliga-Spielerinnen mit präziseren Kombinationen besser ins Spiel. Ein perfekter Angriff brachte die Führung. Simone Laudehr schlug einen Steilpass in den Strafraum, wo Inka Grings mit einer schnellen Drehung den Ball zu Birgit Prinz brachte. Die deutsche Rekordspielerin behielt die Nerven und schob den Ball aus zwölf Metern flach zum 1:0 ins Netz.

Es war ein großer Triumph für die 31-Jährige. Endlich war ihr das erste Turniertor gelungen, zur psychologisch wichtigen Führung. Seit dem EM-Auftakt hatte sie mit sich gehadert, hatte sich geärgert über eher sanft vorgetragene Kritik, sie sei nach ihrer Verletzungspause nicht in Bestform. Und nun gelang der Psychologie-Studentin im 198. Länderspiel nicht nur der wichtige Führungstreffer, sondern später mit einem wuchtigen Schuss auch ein zweites Tor.

Das 2:0 von Melanie Behringer war ein Traumtor. Aus 32 Metern traf sie in den Torwinkel. Die Engländerinnen fingen sich trotz des Rückschlags schnell. Die überragende Kelly Smith umdribbelte Annike Krahn im Strafraum und bediente Karen Carney mit einer idealen Vorlage, die locker aus kurzer Distanz traf. Der Vize-Europameister von 1984 kam wieder besser ins Spiel, Melanie Behringer musste per Kopf auf der Linie retten.

Nach der Pause drängte das DFB-Team auf die Entscheidung. Nach einem Eckstoß traf Simone Laudehr den Pfosten, Kim Kulig staubte aus vier Metern zum 3:1 ab. Aber die Partie blieb offen. Kelly Smith vom US-Profiteam Breakers verlud Annike Krahn erneut am Strafraum und erzielte mit einem tollen Schuss das 2:3.

Dann drehte der Weltmeister auf, in dessen Reihen fünf EM-Debütantinnen standen. Inka Grings beendete mit zwei Treffern alle Zweifel an einem erneuten Erfolg der Deutschen. Birgit Prinz besorgte den letzten Treffer. Anschließend begann die Feier, die am Freitag in Frankfurt auf dem Römer fortgeführt werden soll. „So sehen Sieger aus“, sangen die deutschen Frauen in fast schon bewährter Zuverlässigkeit. „Wo soll das enden?“, fragte sich Simone Laudehr, und wusste auch die Antwort: „Ich hoffe, dass wir bei der WM 2011 und bei den Olympischen Spielen Gold gewinnen.“

Gregor Derichs[Helsinki]

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