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© dpa

1:0 im Finale in Berlin: Bremen schlägt Leverkusen und holt den DFB-Pokal

Im Berliner Olympiastadion gewinnt Werder Bremen durch ein Tor von Mesut Özil 1:0 gegen Bayer Leverkusen. Der brasilianische Star Diego verabschiedet sich mit einem Titel aus Bremen.

Sie können es also doch! Die Bundesliga war eine einzige Enttäuschung, das Uefa-Cup-Finale ein Reinfall, aber im Endspiel um den DFB-Pokal spielte Werder Bremen am Samstag groß auf. Mesut Özil schoss das Tor zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen Bayer Leverkusen. Und so sah diese Spielzeit zumindest von ihrem Ende her für Bremen auf einmal wieder richtig gut aus: "Wir haben einen Titel geholt und uns für Europa qualifiziert", sagte Mittelfeldspieler Torsten Frings. "Wir sind zufrieden."

Und der Abend war auch ein perfekter Abschied für Werders scheidenden Brasilianer Diego, der ein starkes Spiel machte und das Siegtor mit brillantem Dribbling vorbereitete.

Und noch ein anderer Bremer nahm im Berliner Finale Abschied. Unmittelbar nach dem Siegtor in der 58. Minute nahm Trainer Thomas Schaaf seinen Verteidiger Frank Baumann vom Platz. Was folgte, war eine bewegende Szene in einem würdigen Rahmen. Fast alle Bremer Spieler liefen zu Baumann und gaben ihm die Hand, der Rest verneigte sich und begleitete mit Applaus die letzten Schritte des langjährigen Kapitäns, der zur kommenden Saison ins Management des Vereins wechselt. Später hielt Baumann dann als Erster den Pokal in den Berliner Abendhimmel - überreicht vom größten Spieler des ewigen Nordrivalen: HSV-Legende Uwe Seeler. Thomas Schaaf musste derweil die obligatorische Bierdusche gleich mehrfach über sich ergehen lassen - bevor, während und nachdem die Bremer Spieler ihren Trainer als Triumphator von Berlin in die Luft warfen.

Diegos Klasse inspiriert die Kollegen

Vor 74.244 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion war Werder die bessere von zwei guten Mannschaften, die Spaß am Fußball hatten und den Sinn des Spiels bevorzugt in der Vorwärtsbewegung sahen. Werder war nichts anzumerken von der enttäuschend verlaufenen Bundesligasaison und dem deprimierenden K.o. von Istanbul, als nichts zu sehen war von großer Fußballkunst. Dass es im Pokalfinale ganz anders aussah, lag natürlich auch und vor allem am Mitwirken des im Uefa-Cup-Finale gesperrten Diego, der mit seiner individuellen Klasse die Kollegen inspirierte. So gut wie jede gefährliche Szene fand ihren Ursprung in dem Brasilianer, und es gab viele davon, vor allem in der ersten Halbzeit.

Schon nach fünf Minuten flog ein Freistoß Diegos aus dem zentralen Mittelfeld auf den Kopf von Sebastian Prödl, aber Bayers Torwart René Adler bekam noch die Hand an den Ball. Einmal hatte sich Adler ein paar Meter zu weit nach vorn gewagt, so dass ihn Frings’ wohl als Flanke gedachter Schuss beinahe überrascht hätte. Frings machte ein überraschend gutes Spiel, und nach Claudio Pizarros klugem Rückpass wäre ihm mit einem Gewaltschuss von der Strafraumgrenze beinahe der Führungstreffer gelungen, doch Manuel Friedrichs ausgestrecktes Bein lenkte den Ball noch über das Tor. Auch nach Naldos 30-Meter-Freistoß, den Adler nach vorn prallen ließ, stand Frings in bester Position, doch der übereifrige Diego spitzelte ihm den Ball vom Fuß und am Tor vorbei. Kurz vor der Pause tauchten die Bremer noch zweimal gefährlich vor dem Tor auf, doch erst köpfte Almeida vorbei und dann scheiterte Naldo ebenfalls per Kopf am spektakulär durch den Strafraum fliegenden Adler.

Leverkusen versuchte dem Bremer Furor mit Kontrolle und anspruchsvollen Ballstafetten zu begegnen, doch das war auf dem regendurchtränkten Platz so einfach nicht. Renato Augusto hatte starke Szenen, in einer seiner besten legte er den Ball nach schönem Flankenlauf auf der rechten Seite auf den Fuß von Patrick Helmes. Bayers Mittelstürmer hatte nur noch Torhüter Tim Wiese vor sich, doch er traf den Ball nicht richtig und stolperte ihn am Tor vorbei.

Der perfekte Augenblick für den Pass

Das war für lange Zeit die einzige echte Leverkusener Torchance. Für die zweite musste schon der Gegner herhalten. Werders Verteidiger Clemens Fritz hielt seinen Kopf in eine Flanke von Tranquillo Barnetta, Wiese schaute nur noch hinterher, aber der Ball strich knapp über die Latte des Bremer Tores. Zu diesem Zeitpunkt lief allerdings schon die zweite Halbzeit, und Werder war nicht mehr gewillt, sich den Spaß am Spiel nehmen zu lassen.

Das alles entscheidende Tor in der 58. Minute fiel wie so viele Bremer Tore in den vergangenen Jahren. Diego zog mit seinem Dribbling zwei Gegenspieler auf sich und passte im perfekten Augenblick auf Mesut Özil. Dem war bis dahin wenig gelungen, doch dieses Mal machte er alles richtig. Özil drang in den Strafraum ein und schoss aus spitzem Winkel. Adler warf sich nach links, aber der abgefälschte Ball flog rechts an ihm vorbei ins kurze Eck. "Es war eine tolle Vorlage von Diego", sagte der Torschütze. "Er ist ein Superspieler. Diego wird seinen Weg auch bei Juventus machen." Der geschlagene Torwart René Adler sagte später mit Blick auf den abgefälschten Ball: "Heute ist es unglücklich gelaufen für uns. Aber die Rückrunde war katastrophal."

Özils Tor entsprach dem Spielverlauf und es stimulierte noch einmal die Leverkusener Lebensgeister. Jetzt stürmte Bayer, bevorzugt über die von Renato Augusto verantwortete rechte Flanke. Der Brasilianer inszenierte auch die größte Chance zum Ausgleich, als er von der Grundlinie scharf in die Mitte passte, wo Stefan Kießling aus dem Hintergrund heranstürmte und knapp am Ball vorbeigrätschte. Zwei Minuten vor Schluss setzte sich Barnetta auf der linken Seite ebenso gekonnt durch, und diesmal wäre Kießling beinahe mit dem Kopf drangekommen. Dann war Schluss und die Bremer Fans feierten ihre Helden.

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