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Schalkes Angreifer Raúl trifft und genießt. Die Bayern sind entsetzt.

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Update

Schalke siegt 1:0 in München: Keine gute Saison für die Bayern

Bayern München hat das DFB-Pokalfinale verpasst. Der Rekordmeister unterlag am Mittwochabend im Halbfinale dem FC Schalke 0:1. "Das ist keine gute Saison für uns", schlussfolgerte Kapitän Philipp Lahm.

Man hatte nach der Demütigung gegen Dortmund am vergangenen Wochenende ja gedacht: Viel schlimmer kann es für den FC Bayern nicht mehr kommen. Doch das war ein Irrglaube. Denn seit Mittwochabend steht fest, dass der deutsche Rekordmeister in dieser Saison keinen nationalen Titel mehr gewinnen kann. Die Mannschaft von Louis van Gaal verlor das DFB-Pokal-Halbfinale zu Hause gegen den FC Schalke 0:1 (0:1). Da mit dem momentanen Tabellenplatz vier zu allem Übel selbst die Champions-League-Qualifikation in Gefahr ist, dürften an der Säbener Straße eisige Stunden bis zum wichtigen Ligaspiel beim Dritten Hannover 96 bevorstehen. Die Schalker wahrten dagegen ihre letzte Chance, auch kommende Saison im internationalen Wettbewerb vertreten zu sein und sogar diese holprige Saison mit einem Titel zu beenden – was angesichts des Finalgegners MSV Duisburg ein durchaus realistisches Szenario ist.

Lange Gesichter gab es bei den Bayern. „Das ist eine große Enttäuschung. Aber das ist auch Fußball, dass eine Mannschaft nur verteidigt und dann kontert und das Tor macht“, bilanzierte Trainer Louis van Gaal ernüchtert. Auch Kapitän Philipp Lahm war frustriert: „Die Enttäuschung ist groß, weil wir heute die Chance verpasst haben, ins Finale zu kommen. Wenn der FC Bayern nicht Meister oder Pokalsieger wird, ist das keine gute Saison für uns.“

Die Bayern-Fans gingen diesen kalten und zugigen Mittwochabend in ungewohnt festlicher Stimmung an. Sie schafften es zunächst sogar – eine große Ausnahme – lauter zu sein als die Anhänger der Gastmannschaft. Das lag sicher an der Natur des Gegners: Schalke gehört hier zu den besonders ungeliebten Gegnern. Womöglich wollten die Unterstützer der Bayern aber auch ihrer Mannschaft Mut machen nach der Niederlage gegen Dortmund.

Hinzu kam, dass da beim Gast ein Mann im Tor stand, der womöglich in der nächsten Saison bei den Bayern spielt: Manuel Neuer. Was die Bayern-Fans davon halten, drückten sie in einer vorbereiteten Choreographie aus: Unzählige Zettel wurden in die Höhe gereckt, auf denen "Koan Neuer!", bayerisch für "Kein Neuer", stand. "Neuer, du bist und bleibst Gast", war zudem auf einem Fantransparent zu lesen. Die Stimmung auf den Rängen ist also klar: Den Schalker Torwart wollen die eingefleischten Bayern-Fans nicht haben.

Doch diese Kundgebungen schienen zunächst eher die Gäste zu motivieren. Die Münchner selbst fanden überhaupt nicht in diese Partie. Schalke stand tief und bemühte sich, die entscheidenden Kreativkräfte Arjen Robben und Franck Ribéry zu doppeln. Das reichte wieder einmal, um das Offensivspiel der Bayern lahmzulegen. Noch greifbarer allerdings war die Münchner Verunsicherung in der Abwehr. Wieder unterliefen den Bayern ein paar schlimme Fehlpässe, besonders haarsträubend waren die Aussetzer von Breno (10.) und Bastian Schweinsteiger (13.). Den ersten gefährlichen Torschuss der Schalker, er kam von Christoph Metzelder, klärte Mario Gomez kurz vor der Torlinie. Dann aber war es so weit: Farfan schlug die anschließende Ecke herein, Benedikt Höwedes verlängerte unbedrängt mit dem Kopf, woraufhin der ebenso unbedrängte Raúl noch sein Haupt in die Flugbahn hielt, und schon stand es 0:1. Die Bayern-Hintermannschaft war so stabil, als hätte man Einzelteile aus sechs verschiedenen Modellreihen zu einer Autokarosserie zusammengeschweißt. Nach einer Freistoßflanke von Farfan klärte Anatolij Timoschtschuk gegen Raúl mit Ach und Krach und in höchster Not – knapp 20 Minuten waren gespielt.

Es musste den Freunden der Münchner eine Erholung sein, dass dann eine Viertelstunde lang nichts Beängstigendes passierte. Ihre Mannschaft hatte dafür wie immer hohe Ballbesitzanteile, was sie dazu nutzte, das Spiel quälend in die Breite zu ziehen. In der 35. Minute segelte wieder ein den Bayern unbekanntes Flugobjekt quer durch den Strafraum. Höwedes hatte die Flanke als solche erkannt, stieg hoch und gewann das Kopfballduell gegen Bastian Schweinsteiger, diesmal klärte Thomas Müller auf der Linie (35.). Wenigstens die Rettungsaktionen teilten sich die Gastgeber partnerschaftlich auf. Für das Torwart-Fernduell brachte diese erste Halbzeit im übrigen keine neuen Erkenntnisse. Bayerns Kraft kam nicht wirklich an den Ball und Schalkes Neuer komplett beschäftigungslos.

In die zweite Halbzeit starteten die Münchner mit mehr Frische. Ihre Aktionen folgten fortan einer viel höheren Taktzahl, mit der sie es auf einige Torchancen brachten. Doch langsam breitete sich nun bei den Bayern das verständliche Gefühl aus, ihnen laufe die Zeit davon. Wohl auch deshalb rammte Robben im Eifer der Aufholjagd Neuer um (68.). Der Torwart blieb kurz benommen liegen – was die Heimfans in der Südkurve zu dem wenig gastfreundlichen Ruf nach einer „Zugabe, Zugabe“ verleitete. Sie wollen, anders als die Vereinsoberen, diesen Schalker partout nicht in ihrer Mannschaft sehen. Doch Neuer blieb unbeeindruckt. Einen hinterhältigen Flatterschuss des eingewechselten Toni Kroos hielt er souverän fest, genauso wie er vier Minuten vor Schluss einen Ribéry-Schuss aus kurzer Distanz parierte. Damit war auch die letzte Hoffnung der Bayern zerschellt. „Wir freuen uns tierisch, dass wir im Finale in Berlin stehen“, jubelte Torhüter Manuel Neuer und winkte ins Münchner Publikum.

„Wir wussten, dass wir Chancen kriegen würden. Wir waren bei den Standards sehr gefährlich. Deshalb haben wir uns das auch verdient“, sagte Schalkes Trainer Felix Magath nach dem insgesamt zwölften Einzug seiner Mannschaft ins Pokal-Endspiel. Er habe gehofft, dass bei den Bayern „die Frische nicht mehr so da ist“, bekannte der Coach. (mit dpa)

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