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Geht doch. Eric Frenzel flippt bei seiner Siegerehrung mal richtig aus.

© AFP

Liebesgrüße aus Sotschi (8): Könige ohne Gefolge

Hier erzählt unser Korrespondent täglich Geschichten aus Sotschi. Diesmal liefert er sozusagen seine Königskolumne ab und hat ein paar gute Ideen für die deutschen Olympiasieger auf Lager.

Als der König in die Arena stolzierte, war sein Volk zur Hälfte schon in der Gondelbahn an der Skischanze verschwunden. Natürlich hat Eric Frenzel bei seinem Olympiasieg mitbekommen, dass sich die russischen Fans im Wesentlichen für ihren Starter interessierten, weniger wohl für die Sportart und noch weniger für den Star dieser Sportart. Trotzig erhöhte sich der Nordische Kombinierer daraufhin und ernannte seinen Sport zur „Königsdisziplin der nordischen Sportarten“.

Erkennt endlich an, was wir hier leisten! Doch lässt sich Zuneigung nicht erbetteln. Die Deutschen holen Gold um Gold in Sotschi und festigen damit ihren Ruf als humorlose nordische Rodelnation ohne Ambitionen in den modernen Spaßskisportarten und ohne großen Erfolg im Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey, Shorttrack. Die Höfl-Riesch-Maria, sie rettet unser Image nicht im Alleingang. Alle müssen helfen, dass deutsche Erfolge strahlen. Wie wär’s denn mit einem Nasenpiercing für Natalie Geisenberger, einem Irokesenschnitt für Felix Loch und einem Ziegenbärtchen für Eric Frenzel?

Und natürlich müssen Auftritte inszeniert, Konkurrenten vor den Kopf gestoßen werden, müssen für den Klatsch schillernde Lebenspartner her und, und, und. Dann könnte es was werden mit der coolen Königssportart Nordische Kombination. Dann wollen Kinder später mal wie Eric Frenzel werden und nicht wie irgendein x-beliebiger Fußballer. Aber bis dahin ist es noch weit. Als König Frenzel nach seinem Sieg auf die gefärbte Haarpracht von Bronzemedaillengewinner Magnus Kong angesprochen wurde – antwortete er: „Das finde ich, äh, ganz gut.“

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