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Überrascht. Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer stehen unter Druck.

© dpa

Chaos bei Hertha BSC: Jürgen Klinsmann richtet ein heilloses Durcheinander an

Am Ende wirkt es, als wollte Jürgen Klinsmann seinen Chefs und Zweiflern noch eins auswischen. Das könnte böse Konsequenzen haben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Was für ein Auftritt! Mit seinem Abgang als Trainer von Hertha BSC hat Jürgen Klinsmann noch einmal alle überrascht. Mit einer läppischen Notiz in einem sozialen Netzwerk war das für ihn das „spannendste Fußball-Projekt Europas“ am Dienstag gegen 10 Uhr beendet - zumindest in der Funktion des Cheftrainers.

In dieser seiner letzten Maßnahme als Trainer blieb er sich treu. Sein Statement war nicht mit seinem Arbeitgeber abgesprochen, es wirkte, als habe er es aus einer Laune heraus verfasst - auch wenn Klinsmann selbst davon spricht, dass er sich den Schritt lange überlegt habe. Wenn man so will, verlässt der 55-Jährige die Berliner Bühne durch die Hintertür. Künftig will er nur noch im Hintergrund tätig sein, als von Investor Lars Windhorst bestelltes Mitglied im Aufsichtsrat der Kommanditgesellschaft.

Jürgen Klinsmann hat viel durcheinandergebracht

Elf Wochen lang hat Klinsmann als Cheftrainer gewirkt bei den Berlinern. Seine Bilanz ist ernüchternd: Drei Siege in neun Bundesligaspielen, dazu ein Pokalaus vor wenigen Tagen. Wirklich vorangekommen ist Hertha unter ihm nicht. Aber Klinsmann hat ein mediales Interesse ausgelöst, seit er Ende November das Amt des Cheftrainers übernommen und gleich einen ganzen Stab inklusive Performance Manager installiert hat. Andere Personen rund um die Mannschaft wurden rasiert.

Ja, Klinsmann hat einiges auf den Weg gebracht, in bestimmten Bereichen aber auch ein heiliges Durcheinander angerichtet. Was letztlich Klinsmann zum Hinwerfen bewogen hat, ob er nur beleidigt oder doch auch hilflos war, ist  nicht mehr relevant. Überfordert wirkte in den zurückliegenden elf Klinsmann-Wochen nicht nur der Trainer.

Der Eifer, mit dem Klinsmann antrat um Hertha in die Champions League hineinzureformieren, ist in den alten Ritzen des Klubs versickert. Am Ende waren wohl die internen Widerstände größer. Die Anhänger sahen ihren Verein zuletzt in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite waren Klinsmann und der Investor, die neue Hertha sozusagen. Auf der anderen Seite das alte Lager um Manager Preetz und Präsident Gegenbauer.

In seiner Abschiedsnotiz wirft  Klinsmann den „handelnden Personen“  fehlendes Vertrauen in seine Arbeit vor. Ein schwerer Vorwurf. Und so wirkt seine letzte, egoistisch anmutende Amtshandlung auch ein bisschen so, als wollte er seinen Zweiflern eins auswischen, so unvorbereitet, wie es die Vereinsführung traf. Fast ist es ein bisschen schade, dass Klinsmann einfach so verschwindet. War ja plötzlich mal ordentlich was los bei Hertha. Wann konnte man das schon sagen.

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