zum Hauptinhalt

Katalog ohne Frauenbilder: Saudis erteilen Ikea Nachhilfe in Sachen Gleichberechtigung

Der Möbelkonzern Ikea ließ aus seinem Katalog für Saudi-Arabien Frauenbilder herausretuschieren, wohl, um im Königreich nicht anzuecken. Dort aber sieht man die Sache völlig anders - und spricht von "Rufschädigung".

Saudi-Arabien hat den schwedischen Möbelkonzern Ikea heftig kritisiert, weil dieser Frauenbilder aus seinen Katalogen für die Kunden in dem arabischen Land löschen ließ. „Das Herauslöschen der Frauen reflektiert Ikeas eigene Werte, nicht die meines Landes“, sagte der saudi-arabische Botschaftsattaché Taher Khoja in Stockholm. Er bezeichnete Ikeas Kataloganpassung als „Rufschädigung“. „Natürlich befürchten wir, dass das dem Ansehen Saudi-Arabiens schadet“, beklagte Khoja.

Das Möbelunternehmen war in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten, weil es mit Bildbearbeitungsprogrammen die Frauen aus seinem Katalog für saudi-arabische Kunden entfernt hatte. Schwedische Politiker, sowohl von der linken Opposition als auch von der bürgerlichen Regierung, hatten in der Folge einhellig über die „geschmacklose Doppelmoral“ des Unternehmens geklagt.

Weder saudische Behörden noch Ghassan Ahmed Al Sulaiman, Eigentümer des Ikea-Warenhauses in Saudi-Arabien, hätten von Ikea diese Anpassung gefordert, kritisierte Khoja. „Niemand in Saudi-Arabien hat verlangt, dass Frauen aus dem Katalog herausradiert werden“, sagte er der schwedischen Boulevardzeitung Expressen. „Viele Werbekataloge in Saudi- Arabien enthalten Frauen. Deshalb verstehen wir nicht, warum Ikea sie aus ihrem Katalog entfernt hat“, sagte Khoja. Selbst von den Stewardessen der saudischen Fluggesellschaften gebe es Bilder in Werbebroschüren. Expressen nahm die Stellungnahme der Botschaft zum Anlass, um höhnisch zu titeln: „Ikea erhält Nachhilfe in Sachen Gleichberechtigung von den Saudis.“

Ulrika Sandman von Inter Ikea Systems, Franchisegeber für alle Einrichtungshäuser, bestätigte die Angaben der saudischen Botschaft. „Nicht der saudische Ikea-Franchise-Eigentümer und auch nicht Behörden in Saudi-Arabien haben auf die Entfernung der Frauen in den Bildern hingewirkt. Der Fehler ist bei uns im Konzern geschehen, beim Sammeln von Vorschlägen für Saudi-Arabien“, sagte Sandman. Nun werde der Fall geprüft. „Wir werden dem Vorfall gründlich nachgehen. Entweder haben wir einander falsch verstanden oder die Verantwortlichen hatten zu wenig regionales Wissen oder wir waren schlecht darin, unsere Werte zu kommunizieren“, sagte Sandman. „Ich glaube, es war von verantwortlicher Stelle gut gemeint, aber schlecht gedacht“.

In schwedischen Medien wird das Unternehmen in Karikaturen und Sketchen mit Spott überzogen. So machen sich Komiker einen Spass daraus, die schwedische „Tagesschau“ nach Ikea- Manier anzupassen. Diese wird normalerweise von genauso vielen Männern wie Frauen moderiert. In der Verballhornung finden sich neben den männlichen Moderatoren statt Frauen silberne Kühlschränke.

Unterdessen bekräftigte der 86-jährige Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, weiter im Hintergrund für das Unternehmen aktiv bleiben zu wollen. Zu Meldungen vor wenigen Wochen über seinen angeblichen Rückzug sagte der Milliardär dem Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“: „Ach, ich habe noch so viel zu tun und keine Zeit zum Sterben.“ Zudem schloss er einen Börsengang der weltweit größten Möbelkette aus. „Das Unternehmen geht nie an die Börse. Wir wollen uns strikt selbst finanzieren“, sagte er. Kamprad lebt seit 36 Jahren aus steuerlichen Gründen in der Schweiz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false