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Erst am Wasser kommt die Flammenwand zum Stehen. Das Foto wurde in New South Wales aufgenommen.

© AFP

Hitze: Australien - da hilft nur noch Flucht

Im Südosten Australiens lodern die Flammen – der Kontinent leidet unter den höchsten Temperaturen, die je gemessen wurden. Ursache ist der ausbleibende Monsun.

Die seit Tagen anhaltende extreme Hitzewelle hat jetzt auch die bevölkerungsreichsten Regionen erfasst. Hunderte von Buschfeuern hielten die Feuerwehren in Atem, während die Einwohner von Sydney bei Temperaturen von mehr als 42 Grad schwitzten. Sogar um elf Uhr abends lagen die Temperaturen noch bei fast 35 Grad. Immerhin blieb die Millioneneinwohnerschaft in Australiens größter Stadt von den Feuern verschont, denen auf der Insel Tasmanien in den vergangenen Tagen mehr als 100 Häuser zum Opfer gefallen waren. Die Feuerwehr hat am Dienstag erstmals die neue höchste Gefährdungsstufe „katastrophal“ ausgegeben, die nach den tödlichen Feuern im Bundesstaat Victoria vor vier Jahren eingeführt worden war, die 173 Menschen das Leben gekostet hatten. Auf der danach eingeführten Skala bedeutet „Katastrophenniveau“ unkontrollierbare, unvorhersehbare und sich schnell verbreitende Buschbrände mit Räumungen als einzig sicherer Option.

Besondere Sorge galt den beliebten Urlaubsgebieten um Shoalhaven, Illawarra und Southern Ranges südlich von Sydney. Die Bürgermeisterin von Shoalhaven, Joanna Gash, sprach im Sender Sky News von einem „Pulverfass“. Bei einem „Katastrophenfeuer“ könne man die Leute nur noch in Sicherheit bringen, an eine wirkliche Brandbekämpfung sei nicht mehr zu denken.

In ganz New South Wales war es strikt verboten, ein Feuer in seinem Garten oder anderswo zu machen, sämtliche Nationalparks wurden geschlossen.

Zu den extremen Temperaturen, die mancherorts 48 Grad betrugen, kamen besonders niedrige Luftfeuchtigkeit und böige Winde mit Höchstgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h. Vor allem im südlichen Zipfel des Bundesstaates New South Wales,dessen Hauptstadt Sydney ist, war die Lage dramatisch. Durch eine Veränderung der Windrichtung am Morgen stieg beispielsweise in Bega 500 Kilometer südlich von Sydney die Temperatur von zunächst angenehmen 21 schlagartig auf 41 Grad. Die heiße Luft kommt aus dem Landesinneren, wo seit Wochen das Thermometer auf fast 50 Grad gestiegen ist. Der ansonsten im Norden des fünften Kontinents einsetzende Monsunregen ist bisher ausgeblieben, so dass die normalerweise übliche Abkühlung nicht stattfindet.

Am Montag lag die durchschnittliche Höchsttemperatur in Australien bei 40,33 Grad, ein seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie erreichter Wert. Sogar die durchschnittliche Tagestemperatur lag noch bei 32,23 Grad. In den gestern besonders betroffenen Gebieten brachen immer wieder neue Feuer aus. Rund 1600 Berufs- und freiwillige Feuerwehrleute kämpften am Boden gegen die Flammen, während sie aus der Luft von einer Flotte von insgesamt 81 Hubschraubern und speziell ausgerüsteten Flugzeugen unterstützt wurden.

Bis zum Abend gelang es ihnen in New South Wales, bis auf ein Haus Gebäudeschäden zu verhindern, obwohl insgesamt 140 Feuer ausgebrochen waren. Das ist eine erstaunliche Leistung der Feuerwehren, die landesweit mit bis zu 70 000 Mann gegen die Flammen kämpfen.

Bislang sind in der betroffenen Region keine Opfer zu beklagen. „Wir hatten bis jetzt sehr viel Glück“, sagte der Feuerwehrchef des Bundesstaats New South Wales, Shane Fitzsimmons, am Dienstagnachmittag. „Wir haben zur Zeit noch keine Berichte über Opfer oder völlig zerstörte Häuser.“ Die Brände hätten jedoch 55 000 Hektar Land zerstört.

Viele Feuer wurden durch Blitze ausgelöst, doch auch Brandstifter werden verdächtigt. Der Premierminister von New South Wales, Barry O’Farrell, warnte, dass auf Brandstiftung bis zu 25 Jahre Gefängnis stehen. „Alle, die auch nur einen Moment daran denken, ein Feuer anzuzünden, sollten sich das noch mal sehr gut überlegen.“ Tausende Freiwillige schlugen Brandschneisen. Erstmals in der Geschichte wurden sämtliche Nationalparks im Südwesten des Landes geschlossen. Campingtouristen mussten abreisen. „Die Feuerwehr benutzt das Wort ,katastrophal’ aus gutem Grund“, sagte Regierungschefin Julia Gillard. (mit dpa/AFP)

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