zum Hauptinhalt

Luftverkehr: Flugsicherung gibt alle deutschen Flughäfen frei

Die beispiellose Sperrung des europäischen Luftraums wegen der Vulkanasche aus Island ist vorbei. Das Chaos im Luftverkehr wird sich aber erst langsam auflösen. Umstritten bleibt, ob das Flugverbot in diesem Ausmaß richtig war.

In Deutschland kann wieder normal geflogen werden. Die Deutsche Flugsicherung hob am Mittwoch letzte Einschränkungen für Verkehrsflugzeuge auf - der Luftverkehr konnte wie im übrigen Europa langsam wieder anrollen. "Die Wolke hat sich verzogen", sagte Sprecher Axel Raab. Es wird jedoch wohl noch Tage dauern, bis die Flugpläne wieder komplett eingehalten werden.

Am Mittwoch sollten in ganz Europa nach Angaben der Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol 21.000 von normalerweise 28.000 gezählten Flügen starten und landen. Auf dem Höhepunkt des Flug-Chaos am Sonntag waren rund 80 Prozent der Flüge gestrichen worden.

Aschekonzentration nicht mehr gefährlich

Die Entscheidung, wieder uneingeschränkt starten und landen zu lassen, stützte sich auf Informationen des Deutschen Wetterdienstes, wie Raab berichtete. Demnach konnte keine gefährliche Konzentration von Asche mehr nachgewiesen werden. "Das war keine politische Entscheidung." Zuvor hatten mehrere Airlines die Sperrungen als überzogen kritisiert, darunter Lufthansa und Air Berlin.

Die Lufthansa ging nach Angaben einer Sprecherin davon aus, dass sie am Mittwoch 500 von sonst 1800 Flügen anbieten kann. Das Wiederanfahren des kompletten Flugplans werde Tage dauern.

Nach Angaben von Eurocontrol in Brüssel gab es in Europa am Mittwochvormittag nur noch im Norden Frankreichs, in einem kleinen Bereich zwischen Belgien und den Niederlanden sowie über Österreich Einschränkungen für den Flugverkehr. In Nordeuropa blieb der Luftraum über dem Norden Großbritanniens sowie in Schweden gesperrt.

In den sechs Tagen mit Flugverboten an Europas Himmel war nach Angaben der Behörde mehr als jeder zweite Flug gestrichen worden: Seit Donnerstag fielen mehr als 100.000 Verbindungen aus - normalerweise hätten in dieser Zeit rund 190.000 Flüge abgewickelt werden sollen.

Einnahmeausfälle in Milliardenhöhe

Nach Schätzungen des Internationalen Flugverbandes IATA beliefen sich die Einnahmeausfälle der Airlines bis Mittwoch auf etwa 1,7 Milliarden Dollar (1,26 Milliarden Euro).

Der volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland wird sich nach Einschätzung der Bundesregierung "in Grenzen halten". Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte in Berlin, für ein "Worst-Case-Szenario" (die schlimmsten Annahmen) bestehe kein Anlass.

Ramsauer gibt Regierungserklärung ab

Die Wolke und ihre Auswirkungen beschäftigen am Mittwoch auch den Bundestag. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wollte dazu eine Regierungserklärung abgeben.

Die Sperrungen hatten vergangenen Donnerstag begonnen. Teilchen aus Vulkanasche können nach Expertenmeinung die Triebwerke und Sensoren von Flugzeugen beschädigen und Piloten die Sicht nehmen.

Weil der Wind dreht, wird die Vulkanasche in den kommenden Tagen über den Atlantik nach Nord-Nordost getrieben. "Mitteleuropa wird nicht mehr betroffen sein", sagte Wetterexperte Ansgar Engel in Offenbach.

Der größte deutsche Reiseveranstalter Tui teilte mit, es herrsche wieder Normalbetrieb. Rund 30.000 Gäste, die wegen der Sperrung ihren Rückflug nicht antreten konnten, seien inzwischen wieder nach Deutschland gebracht worden. Derzeit warteten noch weniger als 1000 gestrandete Urlauber auf ihre Rückreise. (dpa)

Zur Startseite