zum Hauptinhalt

Erdbeben, Brände, Tsunami: Mehr als tausend Tote in Japan

Japan ist vom schwersten jemals dort gemessenen Erdbeben erschüttert und anschließend von einem verheerenden Tsunami getroffen worden. Wahrscheinlich kamen mehr als tausend Menschen ums Leben.

Berlin/Tokio - Japan ist vom schwersten jemals dort gemessenen Erdbeben erschüttert und anschließend von einem verheerenden Tsunami getroffen worden. Durch das Beben mit einer Magnitude von 8,8 bis 8,9 und die etwa zehn Meter hohe Flutwelle wurden am Freitag über 1000 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Auch für viele andere Gebiete am Pazifik in Asien, den USA und Südamerika wurden Tsunami-Warnungen ausgegeben; die Wellen waren richteten auch in Kalifornien – geringfügige – Schäden an.

Allein in der von einer zehn Meter hohen Flutwelle überrollten Stadt Sendai im Nordosten seien 200 bis 300 Leichen am Strand gefunden worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji. In Fernsehberichten war zu sehen, wie die Wassermassen Schiffe, Autos und Trümmer vor sich her in die Stadt schoben, in der rund eine Million Menschen leben. Nach Polizeiangaben wurde ein Schiff mit etwa 100 Menschen an Bord fortgespült und wurde vermisst. In der Küstenregion Miyagi im Nordosten verschwand der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge ein Zug mit einer unbekannten Zahl an Passagieren, in der Flutwelle. Die Erschütterungen waren auch in der rund 380 Kilometer vom Epizentrum entfernten Hauptstadt Tokio deutlich zu spüren. Die erdbebensicher gebauten Wolkenkratzer schwankten minutenlang.

Erstmals in der Geschichte des Landes rief die japanische Regierung den atomaren Notstand aus. Elf von landesweit 55 Atomkraftwerken hätten sich automatisch abgeschaltet. Im AKW Fukushima im Nordosten fiel das Kühlsystem aus. Im Kontrollraum stieg die Radioaktivität auf das 1000-fache des Normalwertes. Premierminister Naoto Kan forderte die Menschen in einem Radius von 10 Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Als Krisenmaßnahme sollte Dampf nach außen abgelassen werden. Im allerschlimmsten Fall drohe eine Kernschmelze, sagte Sven Dokter, Sprecher der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Köln. In einer Atomanlage in Miyagi brach Feuer aus. Ein Brand im Akw Onagawa wurde nach einigen Stunden gelöscht. Ein weiterer Brand wurde aus einer Ölraffinerie im Großraum Tokio gemeldet. In einer Erdölfabrik bei Sendai kam es nach Medienberichten zu einer Explosion.

In weiten Teilen des Landes wurde der Flug- und Zugverkehr eingestellt. Am Abend sollte der Flugverkehr schrittweise wieder aufgenommen werden. In Tokio war der U-Bahn-Verkehr unterbrochen, viele Menschen versuchten, zu Fuß nach Hause zu gelangen.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte ereignete sich das Erdbeben um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MEZ) in einer Tiefe von 24,4 Kilometern vor der Küste Japans. Es sei das fünftstärkste Beben weltweit seit 1900 und das siebtstärkste in der Geschichte gewesen. Das US-Tsunamiwarnzentrum alarmierte praktisch alle Küstengebiete am Pazifik, wo die Behörden Evakuierungsmaßnahmen einleiteten. Auch südamerikanische Länder und Neuseeland gaben Tsunamiwarnungen aus. Indonesien hob den Alarm nach dem Eintreffen einer schwachen Flutwelle auf. Auch auf Taiwan und Hawaii blieb der befürchtete Tsunami aus.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bot Japan „jede erdenkliche Hilfe“an. 35 Katastrophenteams stünden in Alarmbereitschaft und könnten sofort aufbrechen, hieß es beim UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Einsätze in Genf. Auch andere Organisationen bereiteten sich auf Einsätze vor oder entsandten bereits Helfer. Zahlreiche südostasiatische Länder, die USA und Russland sicherten Japan Unterstützung zu. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs versprachen ebenfalls Hilfe. „Wir stehen bereit, nötigenfalls auf jede uns mögliche Weise zu helfen“, erklären EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Ratspräsident Herman Van Rompuy in Brüssel. mit AFP/dpa

Zur Startseite