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Prinz Philip: Der Thron-Folger wird 90

Seit 60 Jahren stützt Prinz Philip die Queen. An diesem Freitag wird er 90 Jahre alt. Noch immer ist er schneidig, von schärfster Arroganz, pragmatisch, unsentimental und oft unkonventionell.

In den letzten Wochen konnten die Briten Prinz Philip gut bei der Arbeit beobachten: Mit Barack Obama schritt der Gemahl von König Elisabeth II. die Ehrengarde hinterm Buckingham Palast ab – rüstig ausschreitend wie der langbeinige US-Präsident, aber in dem respektvollen Abstand von zwei Schritten, der auch sein Leben mit der Queen definiert. In Irland stand er beim großen Staatsbesuch vier Tage lang neben der Queen, drückte gelegentlich den schmerzenden Rücken durch, aber kein Wort der Klage kam über seine Lippen. Auch den Freitag, seinen 90sten Geburtstag, wird Prinz Philip, der Duke von Edinburgh, als „normalen Arbeitstag“ verbringen. Am Nachmittag ein Empfang für ein Taubstummen-Institut, abends Festdinner mit Obristen der Armee. Immer im Dienst der Königin.

Aber eigen. Zum Dinner für seine Wahl zum „Oldie des Jahres“ durch eine Zeitschrift ließ er es bei einer Grußbotschaft bewenden. „Nichts hebt die Moral wie eine Erinnerung, dass die Jahre vergehen und die Teile allmählich vom alten Körpergestell fallen“, schrieb er. Wenn Philip in einen Raum komme, wolle er wenigstens eine Person zum Lachen bringen, sagen seine Freunde. Nicht immer klappt das. Philip kann Menschen auch mit seiner unsentimentalen Direktheit aus der Fassung bringen. „Freude?“, bellte er, als ein TV-Interviewer fragte, welcher Ehrenposten ihm die größte Befriedigung verschaffte. „Ich mache das nicht zum Amüsement.“ Als der Interviewer sich anteilnehmend nach Philips Kindheit erkundigte, winkte er ab: „Für mich war es völlig normal. Ich hatte ja keinen Vergleich“.

Prinz Philips Lebensgeschichte erzählt, wie aus einem wurzellosen Halbwaisen der europäischen Hocharistokratie ein englischer Gentleman wurde: Schneidig noch im hohen Alter, wenn es sein muss, von schärfster Arroganz. Unsentimental, pragmatisch, mit einem Hang zum Unkonventionellen, voll Energie und Neugier. Philip war gerade ein Jahr, als sein Vater, Prinz Andreas von Griechenland, ins Exil musste. Die Ehe von Philips Eltern war zerrüttet. Der Vater lebte mit einer Mätresse in Monaco, die Mutter, Alice von Battenberg, wurde als „hysterisch“ ins Sanatorium eingeliefert.

In Paris besuchte Philip die amerikanische Schule. Mit seinen vier älteren Schwestern sprach er deutsch, französisch, griechisch, englisch, alles durcheinander. Denn Großvater König Georg I. von Griechenland war eigentlich Däne, die Großmutter Russin, die mütterlichen Großeltern deutsch-englisch – Prinz Louis Battenberg und Viktoria von Hessen-Darmstadt. Bald suchten die älteren Schwestern ihr Heil in Heiraten mit deutschen Adligen. Philip besuchte Kurt Hahns Reformschule in Salem am Bodensee, „weil meine Schwester Theodora den Besitzer der Schule geheiratet hatte und wir uns das Schulgeld leisten konnten“. Dann kam Hitler an die Macht. Hahn musste nach England fliehen und mit ihm der junge Philip, der „immer lachen musste, wenn die Deutschen den Hitlergruß machten“.

In England kaufte Großmutter Viktoria die Schuluniform für Hahns neue Internatsschule Gordonstoun, dann wurde Philip wie sein Großvater Louis Marineoffizier. 1946 gab Philip alle seine europäischen Adelstitel auf, konvertierte zum anglikanischen Glauben und übernahm den anglisierten Familiennamen seiner mütterlichen Vorfahren, Mountbatten – erst dann konnte seine Verlobung mit Prinzessin Elisabeth angekündigt werden. Seine deutschen Schwestern durfte Philip zur Hochzeit 1947 nicht einladen. Die Erinnerungen an den Krieg waren zu frisch. Als der König 1952 starb, war Philip gerade zum Kommandanten eines Schiffs befördert worden. „Der interessante Teil meiner Karriere hätte begonnen. Aber ich war nun mit einer Königin verheiratet und meine oberste Pflicht war nun, ihr zu dienen, so gut ich konnte“.

Das tut Philip seit fast 60 Jahre vorbildlich. Er hält sich im Hintergrund, ignorierte Kritik und üble Nachrede einer Presse, die seine deutsche Abstammung lange nicht verwinden wollte. Wobei die Berichterstattung in den letzten Jahren milder wurde. Die Kritik am angeblich lieblosen Vater verstummte, als Biografen den Briefwechsel zwischen Philip und Prinzessin Diana einsehen durften und klar wurde, wie der Duke versuchte, zwischen Charles und Diana zu vermitteln. Wir wissen, dass Philip seinen Kindern Bettgeschichten vorlas und wie rührend er sich nach dem Unfalltod Dianas um seine Enkel William und Harry kümmerte.

Gehässige Bemerkungen über sein ungehobeltes, „deutsches“ Betragen sind selten geworden. Nun feiern die Briten Philip als Stütze der Queen und Nationalmonument. Die Idee, einen Dankgottesdienst zum 90. Geburtstag in St. Paul’s zu halten, schlug Philip mit der gewohnten Zurückhaltung aus. Am Sonntag feiert ihn die Royal Family in der Schlosskapelle von Windsor bei einem Dankgottesdienst mit anschließendem Empfang.

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