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Update

Bombensprengung in Schwabing: Münchens Bürgermeister Ude sagt Geschädigten Schadenersatz zu

Nach der dramatischen Entschärfung einer hochgefährlichen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in München verschaffen sich Experten einen Überblick. Anwohner werden sich noch „etliche Tage“ gedulden müssen, bis sie in ihre Wohnungen zurückkehren können, sagte Ude.

Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat den bei der Sprengung einer Fliegerbombe Geschädigten finanzielle Unterstützung zugesagt. „Selbstverständlich bekommen die Betroffenen Schadensersatz“, sagte er am Mittwoch in München. Bei der Stadt München prüfe die Rechtsabteilung, wer für die Schäden aufkommen müsse. Ude nannte dies eine „schwierige Rechtsfrage, die wahrscheinlich noch gutachterlich zu klären sein werde.

Am Morgen nach der Sprengung einer Fliegerbombe im Münchner Stadtteil Schwabing haben Experten sich einen Überblick über die Schäden verschafft. Wie hoch diese sind, war zunächst unklar. Statiker begutachteten die Bausubstanz der Häuser um die Fundstelle der Bombe. „Momentan ist von keinem einsturzgefährdeten Gebäude die Rede“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Danach sollten die Aufräumarbeiten beginnen.

Anwohner werden sich nach Einschätzung von Oberbürgermeister Ude noch „etliche Tage“ gedulden müssen, bis sie in ihre Wohnungen zurückkehren können. Davon betroffen sei auch das Bürogebäude der von Bernd Eichinger gegründetem Film-Produktionsfirma Constantin. Bis zu drei Viertel der Anwohner könnten voraussichtlich noch am Mittwoch in ihre Häuser in der Sperrzone zurück, sagte der Münchner OB.

Nach der gezielten Sprengung einer 250-Kilo-Fliegerbombe sind am Dienstagabend mehrere Dachstühle im Stadtteil Schwabing in Flammen geraten. „Es gab auf jeden Fall Gebäudeschäden“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Durch die Detonation seien Splitter und Stroh durch die Luft gewirbelt, die anliegende Häuser entzündet hätten. In den Straßen um die Explosionsstelle lagen laut Feuerwehr nach der Explosion viele Glassplitter zerborstener Fensterscheiben. Daher durften Bewohner aus dieser Gegend zunächst nicht zurück nach Hause. Experten sollten vorher die direkt an der Fundstelle gelegenen Häuser auf eventuelle Schäden untersuchen.

Wenige Stunden nach der Sprengung sind die ersten Anwohner wieder nach Hause zurückgekehrt. Der Evakuierungsbereich sei am frühen Mittwochmorgen verkleinert worden, teilte die Feuerwehr München mit. Auch die U-Bahn könne inzwischen wieder fahren, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Ein kleinerer Bereich müsse jedoch zunächst noch gesperrt bleiben. Über eine Freigabe werde im Laufe des Tages entschieden.

Video: Bombensprengung verwüstet Häuser in München

Den Angaben zufolge rückten am Abend mehr als 100 Feuerwehrleute aus. Es seien noch weitere Feuermeldungen aus dem Viertel eingegangen. „Es geht bei uns drunter und drüber“, sagte der Sprecher unmittelbar nach der Sprengung. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur dapd von Rauchsäulen, die über dem Viertel aufstiegen. An den Absperrungen führten Anwohner, die zurück in ihre Wohnungen wollen, hitzige Gespräche mit den Einsatzkräften.

Später beruhigte sich die Situation. So gingen bei der Detonation zwar viele Fenster zu Bruch und es entstanden auch kleinere Brände, aber: Größere Schäden an den benachbarten Häusern seien nicht zu erkennen. Die Brände hätten anfangs dramatisch ausgesehen, sich aber als weniger schwerwiegend herausgestellt, hieß es. Nach Angaben eines Polizeisprechers gab es keine Verletzten. Wie viele Gebäude gebrannt hätten und wie hoch der Schaden sei, könne zunächst nicht abgeschätzt werden, sagte er.

Rund 35 Stunden nach dem Fund des 250 Kilogramm schweren Blindgängers und mehreren gescheiterten Entschärfungsversuchen war das hochexplosive Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg am Dienstagabend gezielt gesprengt worden.

Entschärfungsversuche waren zuvor fehlgeschlagen

Die Bombe war Montagmittag bei Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Szenekneipe „Schwabinger 7“ gefunden worden. 3.000 Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. 600 Menschen verbrachten die Nacht auf Dienstag in Notunterkünften. Viele Betroffene dürften erst am Mittwoch in ihre Wohnungen zurückkehren, da die Häuser bei Tageslicht auf Schäden begutachtet werden müssten, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Der aus Brandenburg angereiste Sprengmeister Günther Sobieralski bezeichnete die Bombe aufgrund ihres komplizierten chemischen Langzeitzünders auf einer Pressekonferenz als besonders gefährlich. „Schon ein kleiner Schlag könnte für eine Explosion ausreichen“, sagte er.

Nachdem Entschärfungsversuche mit einem ferngesteuerten Spezialgerät fehlschlugen, wurde trotz der früh einsetzenden Dunkelheit die kontrollierte Sprengung in die Wege geleitet. Dazu wurde ein Wall aus 10.000 Sandsäcken um die Bombe aufgebaut, der die Splitter der Detonation abfangen und die Druckwelle in den Boden ableiten sollte.

Wegen der großen Sprengkraft der Bombe war das Gebiet schon am Montagabend weiträumig gesperrt worden. In drei Schulen und einer Akademie wurden Notunterkünfte eingerichtet. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lobte die „unglaubliche Gelassenheit“ der Bevölkerung. Der SPD-Politiker lebt ebenfalls in der Gefahrenzone.

Das Bayerische Rote Kreuz sprach von einer Ausnahmesituation. Mitarbeiter Sascha Neumeier erklärte, in seinen elf Jahren bei der Organisation habe er selten vergleichbare Einsätze gehabt. „Der letzte in der Art war der Papstbesuch“, beschrieb Neumeier die Dimension.

Video: Brennende Dachstühle nach Sprengung in Schwabing

Am Dienstag blieben alle Läden und Geschäfte in der Gefahrenzone geschlossen. Für den Verkehr wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt. Dies sorgte für erhebliche Behinderungen. Auf vielen Straßen in München gab es kein Durchkommen mehr. Am Nachmittag wurden zusätzlich zur Münchner Freiheit auch die U-Bahnhöfe Bonner Platz, Dietlindenstraße und Giselastraße geschlossen.

Auf dem Areal des früheren Szenelokals „Schwabinger 7“ werden zurzeit Dutzende Luxuswohnungen errichtet. Gegen den Abriss der Kultkneipe hatte es massiven Proteste gegeben. Mit Blick auf den Bombenfund sprach ein User auf Facebook von der „Rache der 'Schwabinger 7'“.

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Bayern laut Innenministerium rund 340 Tonnen Blindgänger und andere Munitionsgegenstände gefunden. 2011 kam der bayerische Kampfmittelbeseitigungsdienst rund 1.000 Mal zum Einsatz. Dabei wurden mehr als 60 Tonnen Blindgänger beseitigt sowie 214 Spreng- und Splitterbomben mit insgesamt sieben Tonnen Explosivstoff entschärft. (dapd, dpa)

Bildergalerie: Schwabing nach der Bombensprengung

Die Detonation war weithin zu sehen: Ein gleißender Feuerball über Schwabing.
Die Detonation war weithin zu sehen: Ein gleißender Feuerball über Schwabing.

© dpa

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