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Überlebende des Tsunamis in Indonesien in einem zerstörten Dorf auf Java

© AFP/Demy Sanjaya

Update

Inseln Java und Sumatra: Zahl der Toten bei Tsunami in Indonesien steigt auf mehr als 420

Wieder trifft ein Tsunami Indonesien. An Stränden auf Sumatra und Java reißen die Fluten mit, was ihnen in den Weg kommt. Die Zerstörung ist gewaltig.

Bei dem verheerenden Tsunami in der Sundastraße zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java sind nach neuen Angaben mindestens 429 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1485 Menschen seien verletzt worden, 154 weitere würden noch vermisst, sagte ein Behördenvertreter am Dienstag. Der Tsunami hatte am Samstagabend (Ortszeit) die Küstengebiete der bei Urlaubern beliebten Inseln Java und Sumatra überschwemmt. Auslöser war nach offiziellen Angaben eine Eruption des in der Sundastraße rund 50 Kilometer von der Küste entfernten Vulkans Anak Krakatau. Die Erschütterung hatte demnach zu einem Erdrutsch geführt, der dann den Tsunami auslöste. Knapp 11.700 Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos.

Der Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Anies Baswedan, schickte 13 Ärzte- und Rettungsteams in die besonders betroffenen Provinzen Lampung an der Südspitze von Sumatra und Banten im Westen Javas, wie die indonesische Nachrichtenagentur Antara News berichtet. Daneben waren auch Kräfte diverser Hilfsorganisationen im Einsatz, etwa vom Indonesischen Roten Kreuz, das vom Deutschen Roten Kreuz unterstützt wird. Bisher hat Indonesien nicht um internationale Hilfe gebeten.

Deutsche seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen, twitterte das Auswärtige Amt in Berlin bereits am Sonntag. Ein Sprecher des Touristikkonzerns Tui sagte, das Unternehmen habe in der Region überhaupt keine Gäste. Wichtigstes Ziel in Indonesien sei die Insel Bali weiter im Westen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel sprachen dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo und den Betroffenen ihr Beileid aus.

Die Flutwellen waren mitten in der Urlaubssaison über beliebte Touristenstrände auf den beiden durch die Meerenge getrennten Inseln hereingebrochen. Schon an Weihnachten 2004 hatte ein verheerender Tsunami neben anderen östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans auch Indonesien getroffen - alleine dort kamen damals mehr als 160.000 Menschen ums Leben, insgesamt waren etwa 230.000 Tote zu beklagen.

Vor knapp drei Monaten wurde dann die bei Urlaubern beliebte indonesische Insel Sulawesi - rund 1500 Kilometer nordwestlich des jetzt betroffenen Gebiets - von einem schweren Erdbeben und einem dadurch ausgelösten Tsunami heimgesucht, der mehr als 2200 Menschen das Leben kostete. Damals machte sich unter vielen Indonesiern Verbitterung breit über die aus ihrer Sicht zu langsame Reaktion der indonesischen Behörden auf die Katastrophe.

Vulkanausbruch Auslöser für Tsunami bestätigt

Der Ausbruch eines Vulkans in Indonesien hat Behördenangaben zufolge indirekt den Tsunami ausgelöst, dem auf den Inseln Sumatra und Java mindestens 281 Menschen zum Opfer fielen. „Der Tsunami war mit der Eruption verbunden, er war ein indirektes Resultat der Eruptionen des Anak Krakatau“, sagte Dwikorita Karnawati, die Chefin der indonesischen Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG), am Montag vor Journalisten.

Der Anak Krakatau liegt in der als Sundastraße bekannten Meerenge zwischen Java und Sumatra 50 Kilometer von der Küste entfernt. Die Eruption ereignete sich am Samstagabend um 21.03 Uhr (Ortszeit; 15.03 Uhr MEZ), 24 Minuten später traf der Tsunami auf Land.

Karnawati zufolge zeichneten die Behörden eine vulkanische Erschütterung auf, die einem Erdbeben der Stärke 3,4 gleichkam. Die Erschütterung habe zu einem Kollaps des Kraters geführt, bei dem Vulkanmasse freigesetzt worden sei, die dann ins Meer rutschte. Dies habe dann den Tsunami ausgelöst. Die Agentur hatte zuvor vermutet, dass eine Eruption des als aktiv bekannten Vulkans einen „Unterwasser-Erdrutsch“ und als Folge einen Tsunami verursacht habe. Diese Darstellung präzisierte Karnawati am Montag.

Die Flutwelle richtete auf beiden Inseln Zerstörungen an. Besonders betroffen sind die Provinzen Lampung an der Südspitze von Sumatra und Banten im Westen Javas. Die Region an der Meerenge ist vor allem bei Einheimischen als Urlaubsziel beliebt. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gingen am Montag weiter. Der indonesische Katastrophenschutz rechnet mit einer weiter steigenden Zahl an Toten.

Der Anak Krakatau entstand durch einen Ausbruch des Krakatau, der 1883 einen der heftigsten Ausbrüche überhaupt mit geschätzten 36.000 Toten verursacht hatte. Seit 1927 ist der Anak Krakatau selbst vulkanisch aktiv. Er ragt etwa 338 Meter aus der Wasseroberfläche, wie Daten der Agentur für Geophysik belegen. Schon seit langem habe er eine tödliche Gefahr für das Hauptland dargestellt, heißt es. So gab es bereits 2016 und 2017 Ausbrüche, und seit Juni habe er eine erhöhte Aktivität gezeigt.
Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.

An anderer Stelle des Feuerrings erschütterte am Montagmorgen (Ortszeit) ein Erdbeben der Stärke 6,4 das Königreich Tonga. Das Zentrum des Bebens lag knapp 84 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nukualofa in einer Tiefe von knapp 100 Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte. Über eventuelle Schäden oder Opfer auf der Inselgruppe lagen zunächst keine Angaben vor. Es gab keine offizielle Tsunami-Warnung des Warnzentrums PTWC. (dpa)

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