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Schwebezustand. Im Vakuum des Alls lassen sich Daten viel schneller übertragen als auf der Erde, sagt Elon Musk, dessen SpaceX-Raumschiffe dort schon unterwegs sind.

© SpaceX

Eine Milliarde Dollar für SpaceX-Projekt: Warum Google in Internet aus dem All investiert

Elon Musk ist bekannt für seinen Geschäftssinn - Paypal und Tesla sind nur zwei seiner Erfolgsgeschichten. Mit seiner Weltraumfirma SpaceX will er nun das Internet revolutionieren - und findet mit Google einen prominenten Geldgeber.

Afrika soll ans Netz. Mit einem Schwarm kleiner Satelliten wollen Internetkonzerne wie Google vom Weltall aus den Kontinent erschließen. Der einfache Grund: Dort warten hunderte Millionen potenzieller neuer Kunden, die mit Smartphone-Apps, Onlineshopping, Finanzdienstleistungen und nicht zuletzt mit Werbung versorgt werden wollen. Mit letzterer verdienen die großen Internetfirmen das Geld für ihre für den Kunden meist kostenfreien Dienste.

Elon Musk ist ein Spezialist, wenn es darum geht zu wissen, wofür sich andere interessieren. Gerade sammelt der Gründer des Internetbezahldienstes Paypal und der Elektroautomarke Tesla mit seinem Weltraumunternehmen SpaceX Geld für ein Satelliten-Projekt, mit dessen Hilfe ganze Kontinente mit schnellem Internet versorgt werden könnten.

Zehn Milliarden Dollar (rund 8,6 Milliarden Euro) will SpaceX dem Vernehmen nach für dieses Projekt zusammenbekommen. Allein ein Zehntel davon soll Google zur Verfügung stellen. Das berichtet neben dem „Wall Street Journal“ auch der US-Blog The Information. Beide berufen sich auf namentlich nicht genannte Quellen aus Verhandlungskreisen. Google und SpaceX äußerten sich zunächst nicht dazu.

Milliarden Menschen hat keinen Zugang zum Internet

Unwahrscheinlich wäre eine solche Investition nicht; denn einige Regionen der Welt sind für die Internetkonzerne noch weiße Flecken. In den entwickelten Ländern und Regionen erreichen Google, Microsoft, Facebook und andere ihre Zielgruppe, die Konsumenten, nahezu problemlos. Die Infrastruktur in den USA, Europa, Teilen Südamerikas und Asiens ist gut. Die Menschen haben Zugang zum Internet – übers Festnetz zu Hause, immer häufiger auch unterwegs, Smartphones sind weit verbreitet.

Kein Zweifel, diese Märkte sind wichtig. Doch Google ist zwar in Europa die Nummer eins unter den Suchmaschinen – neun von zehn Internetanfragen in der Alten Welt laufen über die Server des Konzerns aus dem kalifornischen Mountain View. Aber schon im Heimatmarkt USA sind die Verhältnisse weniger eindeutig. Konkurrenten wie Yahoo oder der Microsoft-Service Bing spielen dort eine wesentlich größere Rolle. Facebook ist mit rund 1,3 Milliarden Nutzern zwar das weltgrößte soziale Netzwerk. Aber auf der Erde leben derzeit mehr als sieben Milliarden Menschen. Ausreichend Potenzial, um noch viele Jahre wachsen zu können – wenn die Rahmenbedingungen gegeben sind.

Fliegende Objekte spielen eine Hauptrolle

Seit vielen Jahren bereits bemühen sich die Konzerne deshalb, Menschen in schlecht versorgten Regionen den Zugang zum Internet zu ermöglichen oder zu erleichtern. Fliegende Objekte spielen dabei ein Hauptrolle. In einem der bekannteren Projekte mit dem Namen Loon experimentiert Google mit Ballons in der Stratosphäre, die über Antennen das fehlende terrestrische Netz ausgleichen sollen. „In ein anderes Projekt – genannt O3B-Networks – ist Google ebenfalls mit einer Milliarde Dollar eingestiegen“, erläutert Digitalexperte Ralf Kaumanns.

Auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg würde Entwicklungsländer gerne über Satelliten oder Antennen auf Drohnen ans weltweite Netz anschließen. Mit dem Programm Internet.org bemüht sich das Unternehmen gemeinsam mit Telekom-Unternehmen um eine bessere Versorgung der ärmeren Bevölkerung. „Die Bemühungen von Facebook, das Internet auf die einfachen Handys – die so genannten Feature Phones – zu bringen, sind natürlich weniger spektakulär“, sagt Kaumanns. Aber sie seien im Unterschied zu allen Satelliten-Projekten bereits sehr wirkungsvoll.

Musk will Menschen durch Röhren und ins All befördern

Elon Musk hatte schon im November über seinen Twitter-Account bestätigt, dass SpaceX an einer Satelliten-Lösung arbeitet. Eine offizielle Ankündigung werde in zwei bis drei Monaten folgen, schrieb er damals. Anders als herkömmliche Satelliten, die die Erde in 35.000 Kilometer Höhe umrunden, sollen die Mikro-Satelliten aus dem Hause Musk lediglich in rund 1200 Kilometer ihre Bahnen ziehen. Wie bei Glasfaser-Technologie geht es um Datenübertragung in Lichtgeschwindigkeit. Im Vakuum des Weltalls sei Licht jedoch noch um 40 Prozent schneller als in terrestrischen Glasfaserkabeln, erläutert Musk die Vorteile seines Projekts.

Der 43-Jährige ist einer der schillerndsten Unternehmer in den USA. Mit seinen Firmen überschreitet er in vielen Bereichen die Grenzen dessen, was unternehmerisch lukrativ erscheint. SpaceX existiert beispielsweise seit 2002. Damals transportierten noch die Nasa-Spaceshuttles Astronauten und Fracht ins Weltall. Inzwischen übernimmt SpaceX zumindest Transportflüge zur Internationale Raumstation ISS im Auftrag der US-Weltraumbehörde. In absehbarer Zeit will Musk aber auch Privatpersonen in den Orbit befördern.

Auf der Erde kommen seine Tesla-Elektroautos bereits gut an. Die zumeist gut situierten Käufer schätzen die Fahrzeuge unter anderem wegen ihrer hohen Reichweite von mehreren hundert Kilometern. Eine von Musks neueren Visionen ist eine Art Rohrpost für Menschen. Mit einer Geschwindigkeit von 1200 Kilometern in der Stunde will er Passagiere in Kapseln durch ein Rohrsystem schicken.

Google hat sich schon im All eingekauft

Dass er bei seinen Projekten auch immer wieder Rückschläge hinnehmen muss, lässt den Visionär offenbar kalt. So scheiterte SpaceX vor kurzem mit dem Versuch, eine Trägerrakete nach dem Start wieder unbeschadet auf der Erde landen zu lassen. Zwar hob der Versorgungsflug zur ISS ab, doch die Rakete Falcon 9 schaffte es nicht, wie vorgesehen auf einer im Atlantik schwimmenden Plattform aufzusetzen. „Knapp daneben ist auch vorbei“, kommentierte Musk.

Für Google wäre SpaceX nicht das erste Investment ins All. Im vergangenen Jahr kaufte das Unternehmen Skybox. Deren Satelliten sollen für die Kalifornier Video-Aufnahmen in hoher Auflösung von der Erde machen – auch von Afrika.

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