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Klangfarben der Saison: Die neuesten Sound-Trends im Gender-Test

Auf die Funkausstellung gehen fast nur Männer. Dabei sucht die Frau die Wohnzimmer-Technik aus, heißt es dort.

Die Farbe der Ifa ist Anthrazit. Nicht Rot, wie das Logo der Elektronikmesse, nicht Blau, wie die Haare einiger Hostessen – sondern das gedeckte Anzug-Anthrazit der meist männlichen Fachbesucher. Vielleicht tendiert deshalb die gefühlte Zahl weiblicher Ifa-Besucher am Montag gegen null, jedenfalls in den Hallen, die den neuesten Technik-Trends gewidmet sind. Dabei schwören die Hersteller, dass die Frau entscheidet, was ins Haus kommt. Tragen die Ifa-Trends dem Rechnung?

Wenn überhaupt ein Hersteller technischer Geräte das weibliche Geschlecht verführen könnte, dann doch wohl Apple. Hat die Ifa deshalb eine eigene „iZone“ für Accessoires geschaffen, die sich mit Apple-Produkten zusammenklinken lassen? „Der Frauenanteil bei ,Zeppelin’-Käufern liegt bei 40 Prozent“, versichert Stefan Splawski, Chef von B&W Deutschland. Das zigarrenförmige Klangkissen der britischen Boxenbauer kostet 599 Euro. An die verchromte, armbandartige Fassung wird das iPhone angesteckt – und das Accessoire, das sogar solide klingt, kann gut neben der Louis-Vuitton-Tasche bestehen.

Der „Zeppelin“ ist wohl auch deshalb ein Verkaufshit, weil zu den Ifa-Trends in diesem Jahr die Vernetzung von gutem Klang, iPhone und Internet zählt. Reine Hifi-Hersteller weichen nach München zur High-End-Messe aus, Berlin ist nicht so puristisch. Dabei ist unterm Funkturm auch Yamaha dabei, dessen Lautsprecher für guten Klang bekannt sind. Yamaha zeigt den Musikserver NP-S2000: Der kann von Handys, PCs, Festplatten oder anderen netzwerkfähigen Geräten Musikdaten einsammeln und leitet diese in Spitzenqualität an die Stereoanlage weiter. Das Gerät ist flach, aber tief und breit, hat einen Holzrahmen aus Birke oder Nussbaum, wie es in den 70er Jahren üblich war – auch die Schalter sind retro. Ein schöne Zauberkiste, nur leider mit geringem Frauenfaktor.

Den findet man eher bei Elac: Für knapp 1000 Euro verkauft der in Deutschland produzierende Hersteller ein Pärchen zwölf Zentimeter kleine, „aktive“ Lautsprecher – und das sogar in coolem Weiß. Die Miniboxen werden direkt an den PC oder den Flachbildschirm angeschlossen und bieten überraschend satten, vollen Klang – trotz Zwergenformat.

Für Elac-Mitarbeiterin Mauren Krause sind geschlechtsspezifische Präferenzen allerdings eher klanglicher Natur: „Frauen wollen das gesamte Orchester hören, Männer die neunte Geige in der siebten Reihen.“ Das Format spielt für die Mittdreißigerin mit dem roten Band im schwarzen Haar gar keine Rolle. Bei ihr steht das Flaggschiff der Firma zu Hause – „und das ist so groß wie ich.“

Auch der Berliner Lautsprecherhersteller Adam ist auf der Ifa vertreten. „Ach, Sie suchen nach dem Frauen-Akzeptanz-Faktor?“ fragt Manager Thomas Frohn und lächelt. Ja, die Branche hat einen Namen dafür – und in den USA eine Lösung: In die Wand montierte Lautsprecher sind laut Frohn der Renner in Übersee. Die Lautsprecher werden direkt in Wände aus Rigips-Platten eingelassen – und stören so zumindest optisch nicht den häuslichen Frieden. In deutschen Landen, wo Eigenheime Stein auf Stein gemauert werden, dürfte dies jedoch schwierig sein.

Männer, die kein Fertighaus kaufen, werden trotzdem aufatmen. Denn „beim Sound“, sagt Frohn, „erreicht man so natürlich niemals die Qualität von Standlautsprechern“.

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