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China: 8000 Dollar für eine Nacht mit dem neuen iPhone

Am Mittwochabend, 19 Uhr deutscher Zeit, präsentiert Apple ein neues Produkt - die Welt rechnet mit dem iPhone 5. Dabei gibt es das längst: In China treibt der Hype um das neue Apple-Smartphone bizarre Blüten.

Irgendwann läuft ein Händler los, die Treppen hoch in das unendliche Labyrinth der kleinen Shops und Hinterzimmer in Pekings Silicon Valley Zhongguancun. „Das iPhone 5?“, hatte er nachgefragt. „Ich schau mal, was ich machen kann.“ Einige Minuten später kommt er zurück, mit leeren Händen und bedauernder Miene. „Mei you“, sagt er, „haben wir nicht.“

Eigentlich kann er das auch nicht, denn Apple hat erst für diesen Mittwoch nach San Francisco und London eingeladen, um dort aller Voraussicht nach das iPhone 5 erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen. Andererseits ist es in China auch nicht verwunderlich, dass der Händler losgelaufen ist, obwohl das Smartphone offiziell noch gar nicht auf dem Markt ist. Denn man kann das iPhone 5 in China schon in verschiedenen Versionen kaufen, wie Andi Sykes, Inhaber der Chinatechnik-Webseite „gizchina.com“, weiß. „Zum Beispiel als Attrappe, ich habe eine in Qingdao für fünf Dollar gekauft“, berichtet der in China lebende britische Technikexperte. Dieses Fake-Handy funktioniert zwar nicht, aber Sykes kann daran erkennen, wie das iPhone 5 vermutlich aussehen wird.

Und dann gibt es in China mindestens ein angebliches Original-iPhone 5, das offenbar ein Arbeiter der chinesischen Firma Foxconn mitgenommen und an Interessenten vermietet hat. „Chinesische Technikreporter haben das iPhone 5 für eine Nacht nach Hause mitgenommen – und dafür 8000 Dollar bezahlt!“, berichtet Sykes. So wurden weitere angebliche Details zum iPhone 5 in China bekannt, die auch die Konkurrenz interessiert haben dürften. Zum Beispiel der in Shenzhen beheimatete Handyhersteller Goophone.

Die Firma bringt demnächst mehrere Versionen eines neuen Smartphones auf den Markt, das dem bisher bekannten Design des neuen iPhone 5 verblüffend ähnlich sieht – und einen noch verblüffenderen Namen trägt: iPhone 5. Goophone hat für diesen Namen in China sogar ein Patent angemeldet, noch vor Apple, wie „gizchina.com“ berichtet. Ganz offensichtlich ist das neue Produkt vor allem darauf ausgelegt, Apple in China in einen neuen Patentrechtsstreit zu verwickeln. Im Juli musste der US-Konzern 60 Millionen Dollar an die chinesische Firma Proview zahlen, weil diese die Rechte an dem Namen iPad in China besaß.

Youtube-Video - Goophone droht mit Klage

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Auch die Produktion des echten iPhone5 scheint für Apple in China nicht ohne Probleme abzulaufen. Zuletzt musste der skandalbelastete Vertragspartner Foxconn die Nachricht dementieren, wonach Schüler in schlecht bezahlten Praktika gezwungen worden seien, an den Fließbändern das iPhone 5 in letzter Minute für den weltweiten Start fertigzustellen. In der Zeitung „China Daily“ hatte ein Berufsfachschüler geklagt: „Ich glaube nicht, dass wir unsere Fähigkeiten durch dieses Praktikum, das die Schulen verlangen, verbessern können.“

Dem großen Erfolg der Apple-Produkte in China dürften diese Schlagzeilen allerdings kaum abträglich sein. China ist der am schnellsten wachsende Markt für Apple, überall schießen inoffizielle und offizielle Geschäfte aus dem Boden, sie tragen Namen wie „Apple-Stoer“ oder „i-Zone“. Im offiziellen Apple-Store im Pekinger Stadtteil Sanlitun drängeln sich die Kunden täglich, beim Verkaufsstart des iPhone 4S hatte es sogar Tumulte gegeben. Vor dem Eingang warten hinter einer imaginären Linie illegale iPhone-Verkäufer auf Kunden. Sie profitieren davon, dass der offizielle Shop gelegentlich manche Produkte nicht auf Lager hat. Die Händler sind leicht zu erkennen: In ihren Händen halten sie eine Metallzange, um die Sim-Karten ihrer Kunden für die iPhones zurechtschneiden zu können.

Im Apple-Store in Sanlitun dürfte das iPhone 5 erst in einigen Monaten zu kaufen sein. In Zhongguancun geht es schneller. „In drei Tagen haben wir es“, sagt ein Händler im Untergeschoss. Andere Schätzungen wirken realistischer. „Wir bekommen es Anfang Oktober, aus England“, sagt ein anderer Händler. „Sie werden die iPhones in Koffern aus den USA und anderen Ländern nach China transportieren“, vermutet Andi Sykes. Er kann sich noch an das letzte Jahr erinnern, als ebenfalls in China zahlreiche iPhone-5-Attrappen auf den Markt kamen. Apple habe anschließend alle überrascht, „denn dann kam das iPhone 4S“.

Tagesspiegel.de ist live dabei auf Apples Produktvorstellung. Lesen Sie unser Blog am Mittwochabend ab 19 Uhr auf www.tagesspiegel.de/medien

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