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Hand anlegen. 1300 Mitarbeiter in Q-Cells’ Stammwerk arbeiten wieder.

© dpa

Insolventer Solarkonzern: Starke Solar-Nachfrage lässt Q-Cells hoffen

Der insolvente Solarkonzern fährt die Produktion wieder hoch. Mehrere Investoren prüfen angeblich Übernahme. Doch bis sie Kasse machen, werden sie sich noch eine Weile gedulden müssen, heißt es in einer Studie.

Berlin - Bei Q-Cells, dem einst größten Solarzellenhersteller der Welt, stabilisiert sich der Geschäftsbetrieb offenbar wieder. Der insolvente Konzern aus dem sachsen-anhaltinischen Bitterfeld hat die Produktion, die nach dem Stellen des Insolvenzantrages Anfang April weitgehend ruhte, wieder aufgenommen. Das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Henning Schorisch am Montag mit.

Die Produktion von Solarzellen laufe bereits wieder auf halber Auslastung. Module würden derzeit sogar wieder im DreiSchicht-Betrieb gefertigt, eine Ausweitung auf den vollen VierSchicht-Betrieb an sieben Tagen stehe in dieser Woche bevor, hieß es.

Der Schritt ist ein Indiz dafür, dass es der Branche doch besser geht, als gemeinhin angenommen. Bei Q-Cells waren die Lager Anfang April leergekauft – wohl auch, weil die anhaltende Debatte um Förderkürzungen in diesem Jahr wieder für einen Schlussverkaufseffekt sorgte. Da sich nun abzeichnet, dass es auch nach Inkrafttreten des geänderten Erneuerbare-Energien-Gesetzes zumindest für viele Privatleute weiter lohnen dürfte, eine Solaranlage zu installieren, muss Q-Cells wieder produzieren, um im lukrativen Heimatmarkt präsent zu bleiben.

In den ersten drei Monaten des Jahres war die Solarstrom-Erzeugung hierzulande gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent auf insgesamt 3,9 Milliarden Kilowattstunden gewachsen. Das entspreche dem Stromverbrauch von rund vier Millionen Haushalten, wie der Branchenverband BSW Solar unlängst mitteilte.

Auch international sind die Aussichten für Solarunternehmen mittel- und langfristig ausgezeichnet, wie aus einer am Montag vorgelegten Studie von McKinsey hervorgeht: Die Unternehmensberatung rechnet nicht trotz, sondern gerade wegen des anhaltenden Preisverfalls von Zellen und Modulen, auf einen Durchbruch der Fotovoltaiktechnologie. „Die gegenwärtigen Probleme sind nur Wachstumsschmerzen, das ist kein Todeskampf“, heißt es in dem in New York veröffentlichen Papier. Allerdings müssten die Hersteller noch eine Weile mit recht geringen Einnahmen leben. Ab dem Jahr 2015 aber sei mit steigenden Gewinnspannen zu rechnen, glauben die Berater.

Derartige Berichte können erklären, warum es laut Insolvenzverwalter Schorisch „eine ganz Reihe von Interessenten“ für Q-Cells gibt. Darunter seien in- wie ausländische Unternehmen, sowohl Finanz- wie auch strategische Investoren. Möglich wäre theoretisch auch, dass Q-Cells Gläubiger wieder Mut fassen, auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten und sich außergerichtlich mit dem Vorstand einigen. Dann könnte man den Insolvenzantrag zurückziehen und die Investorensuche beenden. Auf diese – allerdings sehr unwahrscheinliche – Lösung spekulierten am Montag offenbar auch einige Anleger an der Börse. Der Kurs des Ramschpapiers stieg gegenüber Freitag um mehr als 20 Prozent auf knapp 16 Cent.

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