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Neuer Anlauf, neues Glück: Klaus Wowereit geht's ziemlich gut.

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Update

Klaus Wowereit und sein Leben nach dem Rücktritt: "Mir geht's gut, danke!"

Klaus Wowereit hat eine neue Aufgabe: Er wird Präsidiumsmitglied beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Eine prima Gelegenheit, beim Ex-Regierenden mal nachzufragen, wie es ihm eigentlich so geht im neuen Leben. Und Wowereit hat einiges zu erzählen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Klaus Wowereit, hallo!“ Da meldet sich einer am Telefon, dem es gut zu gehen scheint. Im munteren Plauderton, zu Scherzen aufgelegt, erzählt der ehemalige Regierende Bürgermeister von seinem neuen Job. Ein Ehrenamt, unbezahlt. Der ehrwürdige und traditionell konservative Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), 1879 gegründet, hat den kuschellinken Sozialdemokraten ab sofort als ordentliches Mitglied in sein Präsidium berufen. Als „Botschafter der Berliner Wirtschaft und Impulsgeber“ soll Wowereit für die Hauptstadt werben.
„Ich fühle mich geehrt“, sagt Wowereit. Schon vor Weihnachten sei der VBKI auf ihn zugekommen, er habe eine kurze Weile darüber nachgedacht und dann zugesagt. Die Offerte sei doch „ein gutes Zeichen“. Mit Philipp Murmann und Lars Zimmermann sitzen bereits zwei durchaus gewichtige Christdemokraten im Präsidium des einflussreichen Wirtschaftsverbands, der die Aufnahme des langjährigen Berliner Regierungschefs in sein Führungsgremium deshalb als „Ausdruck des überparteilichen Selbstverständnisses“ verstanden haben will. Und da die Mitgliederversammlung des VBKI erst im Herbst tagt, wurde Wowereit mit sofortiger Wirkung kooptiert. „Ich leg’ jetzt gleich los“, sagt er lachend.

Als neuer Botschafter Berlins – wird der Ex-Regierende bald munter über den Globus jetten? „Na ja, so nicht“, sagt er. „Wir werden sehen.“ Er stehe mit Rat und Tat zur Verfügung. Dann wird er vorsichtshalber ein bisschen amtlich. Die „konkrete Ausgestaltung“ des Ehrenamts stehe noch nicht fest. Aber er freue sich schon, in der neuen Rolle für die Stadt, ihre Einwohner und die Wirtschaft tätig zu werden. Die Themenfelder, die Wowereit maßgeblich beackern soll: Wachsende Stadt, Kulturmetropole, Berliner Gründerwirtschaft und Smart-City- Standort. Den VBKI sieht der neue Mann als „ideale Plattform für ein Engagement der Wirtschaft für die Stadtgesellschaft“. Das hört sich schon sehr präsidial an. Und sonst, geht’s gut? Ja, Klaus Wowereit ist recht zufrieden. Seit einem Monat ist er Pensionär und gewöhnt sich allmählich daran. „So eine Vollbremsung, von 150 auf null, das ist schon was Besonderes“, gibt er zu. Doch nach dem Rücktritt am 11. Dezember haben die Weihnachtstage und Silvester wohl erst einmal gut getan. Insgesamt sei die neue Lebenssituation „ganz angenehm“, berichtet der Ex-Regierende. Vereinsamt ist er jedenfalls nicht. „Ich kann mich vor Einladungen kaum retten.“

Am Mittwochabend beispielsweise ging er zum Neujahrskonzert der Lufthansa ins Konzerthaus. Es präsentierte die Junge Philharmonie Brandenburg gemeinsam mit dem Chor Young Voices „unsterbliche Melodien aus Klassik und Pop“. Mit Songs von Barbra Streisand oder Annett Louisan. Genau das Richtige für Wowereit. Und das Schöne sei: „Ich muss nicht mehr überall hingehen.“ Der SPD-Mann, der fast 14 Jahre im Roten Rathaus saß und trotz stetig wachsender Kritik an seiner Amtsführung zur politischen Kultfigur avancierte, will jetzt auch nicht mithilfe diverser Ehrenämter wieder voll ins Tagesgeschäft einsteigen. Das Angebot der VBKI sei zwar nicht die erste und letzte Anfrage gewesen, verrät Wowereit. „Aber da bin ich doch eher zurückhaltend.“ Das Präsidium, dem er nun angehöre, tage auch nur alle sechs Wochen. „Das ist nun wirklich kein Fulltimejob.“ Was offenbar nicht ausschließt, dass irgendwann mit weiteren kleinen Überraschungen zu rechnen ist. Die Frage, ob und was er noch so vorhabe, lacht Wowereit einfach weg. Das hat er immer so gehalten, wenn es um die Neubesetzung von Ämtern und Mandaten ging. „Schaun mer mal.“

Eines schließt er aber kategorisch aus. Es wird keine Kolumne des ehemals Regierenden in der Tagespresse geben. Seinen Vorgängern Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD), dem Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) und dem parteilosen Ex-Finanzsenator Ulrich Nußbaum, die in Berliner Boulevardzeitungen regelmäßig schreiben, will er sich nicht anschließen und amüsiert sich ein bisschen über „solche inflationären Entwicklungen“. Jetzt erst einmal Botschafter Berlins. VBKI-Präsident Markus Voigt lobt den neuen Kollegen als „ideale Ergänzung für unseren Verein“. Wowereit nennt es eine „gute Kombi“. Mit seinen Erfahrungen und Verbindungen könne er eine Brücke schlagen zwischen Wirtschaft und Stadtgesellschaft, auch über Berlin hinaus. Er wirkt putzmunter, frohgemut und befreit. „Auch alles Gute und tschüss!“ Man sieht sich. In Berlin, immer wieder.

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