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1991: Sony präsentiert auf der IFA erstmals die Minidisc (kurz MD). Obwohl die Technologie im Vergleich zur Kompaktkassette und zur CD teils ausgefeilter war, setzte sich der Tonträger nicht durch. Mit dem Aufkommen von MP3-Playern geriet die Minidisc zunehmend in Bedrängnis.

© Messe Berlin

IFA in Berlin: Die größten Technik-Flops und Kuriositäten

Jedes Jahr werden auf der IFA in Berlin neue Technik-Highlights und künftige Publikumserfolge vorgestellt – aber nicht nur. Von Kunstköpfen, Minidiscs und Bling Bling.

Manchmal soll es einfach nicht sein. Die Internationale Funkausstellung in Berlin dient jedes Jahr aufs Neue als Bühne für zukunftsweisende Elektronik und die neuesten Technik-Trends. Wo Innovationen wie am Fließband produziert und vorgestellt werden, sind auch Nieten nicht weit. Wir stellen Ihnen ein Best-of der denkwürdigsten Erfindungen vor. Willkommen im IFA-Kuriositätenkabinett.  

1973: Ist das Kunstkopf, oder kann das weg?

Zu Beginn der wilden Siebziger galt Stereo bei Musikliebhabern als das Maß aller Dinge. Bereits auf der IFA 1963 legte der Sender Freies Berlin (kurz: SFB) den Schalter um und präsentierte seinen Hörern fortan Rundfunk in Stereo. Zehn Jahre später wurde auf der 29. Funkausstellung in Berlin die sogenannte Kunstkopf-Stereofonie vorgestellt, welche das Klangerlebnis grundlegend revolutionieren sollte. Für diese binaurale (also beide Ohren betreffende) Aufnahmetechnik wurden Kopfdummys mit mehreren Mikrofonen ausgestattet.

1973 konnten sich interessierte Messebesucher auf der IFA spezielle Kopfhörer in Helmoptik aufsetzen, um sich selbst ein Bild von dem Mediengetöse zu machen. Bei der Präsentation durften die Hörer einem fünfminütigen Gespräch zwischen Vater und Sohn lauschen, die sich redend durch einen Raum bewegten. Die neue Technologie schlug ein wie eine Bombe und die Wartezeit für einen der heißbegehrten Plätze betrug 24 Stunden. Radiostationen sprangen direkt auf den Kunstkopf-Trend auf und produzierten Hörspiele in bester Klangvielfalt. Leider blieb es größtenteils bei solchen Experimenten: Die Technologie eroberte nie den Markt und die futuristischen Helmkopfhörer gingen sang- und klanglos unter.  

1991: Lang lebe die Minidisc!

Ob die Minidisc (kurz: MD) tatsächlich als Technik-Flop bezeichnet werden kann, darüber scheiden sich heute die Geister. Fest steht, dass der Tonträger als Revolution in der Audiotechnik gehandelt wurde, als Sony den ersten Prototypen 1991 auf der IFA vorstellte. Mit der MD konnten nicht nur Audiomitschnitte aufgezeichnet werden, das Speichermedium war auch wiederbeschreibbar und im Gegensatz zur CD-Konkurrenz wesentlich robuster. Leider wurden die meisten Musikalben weiterhin bevorzugt auf CDs gepresst. Ein paar Jahre später überfluteten dann MP3-Player den Markt und liefen sowohl den Discmans wie auch Mini-Disk-Playern den Rang ab. Obwohl Sony die Produktion von MD-Rekordern bereits 2011 einstellte, hat die Minidisc nach wie vor viele Fans.

1997: Auf Wiedersehen! statt Auf Wiederhören!

Auf der 41. Funkausstellung in Berlin wurde ein Gerät vorgestellt, das die Art der Kommunikation für immer verändern sollte: das Bildtelefon. Telekom stellte mit dem “T-View” ein ISDN-Gerät vor, das via Videotelefonie die Distanz zum Gesprächspartner (zumindest gefühlt) verringern sollte. Im praktischen Zweierpack sollte der multimediale Alleskönner anfänglich 1.798 DM kosten - die Inflation eingeschlossen entspricht das heute etwa 4.420 Euro. Langfristig konnte “T-View” allerdings nicht überzeugen und wurde bereits 2001 wieder vom Markt genommen.

2007: Technik mit Bling Bling

Glaubt man den Werbetreibenden, haben wir es bei der Vermarktung technischer Gerätschaften mit einer geschlechtsspezifischen Herausforderung zu tun: der Frau. Während ein Großteil des IFA-Publikums Anfang dieses Jahrtausends vornehmlich Männer waren, blieben viele Frauen dem Technik-Spektakel fern. 2007 taten sich der Elektronikkonzern Philips und der Kristallhersteller Svarovski zusammen, um die Unterhaltungselektronik für Frauen attraktiver zu gestalten. Und wie macht man das? Indem man USB-Sticks, Ketten für MP3-Player und Kopfhörer mit hochkarätigen Klunkern besetzt. Auf der 47. Funkausstellung wurden die sogenannten “Active Crystals” vorgestellt. Wie die tatsächlichen Absatzzahlen für das kristallbesetzte Technikzubehör aussahen, können wir leider nicht sagen. Dass die Gadgets 2007 aber zu den absoluten Kuriositäten gehörten, lässt sich kaum bestreiten.

2015 geht es um die Wurst

Auf der 55. Funkausstellung im Jahr 2015 wurde das Messepublikum dann schließlich Zeuge einer Innovation, die selbst die kühnsten Träume aller Feinschmecker übertraf: dem legendären Würstchen-Toaster “The Wurster”. Das Gourmet-Gadget aus der Schmiede des deutschen Elektronikhersteller Severin bescherte wurstophilen Grillmeistern in nur fünf Minuten die perfekte Bratwurst. Das erinnerungswürdige Küchen-Gadget wird online immer noch vertrieben - allerdings nur noch für rund die Hälfte des anfänglich veranschlagten Kaufpreises.

Anmerkung der Redaktion: Die hier vorgestellten Technik-Innovationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und ob es sich bei den Neuheiten tatsächlich um IFA-Flops oder eher um Kuriositäten handelt, liegt zu großen Teilen sicherlich im Auge des Betrachters. Ihre ganz persönlichen Technik-Reinfälle und IFA-Skurrilitäten dürfen Sie gerne in den Kommentaren kundtun. Wir sind gespannt.

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