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BMW-Spandau: Ein großer Roller aus Berlin

BMW steigt ins Geschäft mit Maxi-Scootern ein. Produziert werden sie im Motorradwerk in Spandau. Eine Elektroversion soll folgen.

Von Sabine Beikler

Berlin - Zündschloss betätigen, Starterknopf drücken, den gezogenen Handbremshebel loslassen, Gas geben und los geht’s. „Roller–Fahren ist so was von einfach“, schwärmen Scooter-Fahrer. Vor allem der Markt der größeren Roller ab 125 Kubikzentimeter Hubraum nimmt in Deutschland zu. Von diesem Schub will auch BMW profitieren. Der Konzern stellt am Dienstag weltweit erstmals seine zwei neuen Maxi-Scooter auf der 69. Mailänder Motorradausstellung Eicma aus. Produziert werden die sportliche Variante C 600 Sport und das Komfort-Modell C 650 GT im Spandauer Motorradwerk. „Für den Berliner Standort und die Mitarbeiter sind die Scooter von sehr hoher Bedeutung“, sagte Motorrad-Chef Hendrik von Kuenheim dem Tagesspiegel. Die Roller-Produktion gebe eine „starken Impuls“ für die Standort- und Arbeitsplatzsicherung.

2300 Mitarbeiter hat BMW in Berlin, darunter 1900 im Spandauer Werk. Der Konzern baut seit 42 Jahren Motorräder in Spandau. Jetzt kommen die beiden Scooter hinzu. Deren Zweizylinder-Reihenmotor holt aus 650 Kubikzentimetern 60 PS (44 kW), was für 175 Stundenkilometer reicht. BMW gibt noch keine exakten Stückzahlen an. Doch dürften die Scooter schätzungsweise zehn Prozent der Gesamtproduktion ausmachen. Mehr als 100 000 Motorräder werden in diesem Jahr im Spandau produziert.

In die dreijährige Scooter-Entwicklung investierte BMW laut Kuenheim einen „höheren zweistelligen Millionenbetrag“. Nach dem Einstieg mit dem neuen Supersportler S 1000 RR vor zwei Jahren in das Sportsegment tritt BMW nun mit den 650-Kubik-Maxi-Scootern gegen die Konkurrenten Yamaha und Suzuki an. Kuenheim betont die zunehmende Bedeutung von Mobilitätskonzepten für urbane Ballungsräume. „Scooter sind eine intelligente Mobilitätslösung für die steigenden Anforderungen im Großstadtverkehr weltweit.“

Wenn zehn Prozent der Autofahrer zugunsten eines Motorrads oder Rollers auf ihr Auto verzichten würden, könne das Verkehrsaufkommen in großen Städten um 40 Prozent gesenkt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie des privaten niederländischen Forschungsinstituts „Transport & Mobility Leuven“. Zweiradhersteller setzen vor allem auf Umsteiger von Autos auf Roller, die im Gegensatz zum klassischen Motorrad mehr Stauraum haben. In Italien oder Spanien nutzen vor allem Pendler die Maxi-Scooter. Der Markt wäre auch in einer Großstadt wie Berlin vorhanden: 240 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte – zu drei Vierteln aus Brandenburg – pendeln täglich nach Berlin.

Die Nachfrage nach Großrollern nimmt in Deutschland zu. Laut Industrie-Verband Motorrad (IVM) verzeichneten die sogenannten Kraftroller, also Roller mit mehr als 125 Kubikzentimetern Hubraum, bei den Neuzulassungen von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von mehr als zwölf Prozent. Wurden im Vorjahr 8663 Maxi-Scooter zugelassen, waren es zwischen Januar und September in diesem Jahr bereits 9714. Zwar sei Südeuropa aufgrund des ganzjährig freundlichen Wetters bei Rollern immer noch der treibende Markt, sagte Christoph Gatzweiler, Leiter für Technik und Statistik beim IVM. In Deutschland sei der Markt „für diese große Roller-Klasse aber durchaus auch vorhanden“. Die beiden Maxi-Scooter von BMW kommen im Frühjahr auf den Markt. Der Preis wird schätzungsweise zwischen 10 000 und 10 500 Euro liegen. Offizielle Preise gibt BMW noch nicht an.

Der nächste Entwicklungsschritt im Rollersegment wird dann die Elektroversion werden. Der große E-Scooter soll künftig eine Distanz von 100 Kilometer fahren. Einen definitiven Beschluss für die Serienfertigung gebe es zwar noch nicht, sagte Kuenheim. Der BMW-Motorrad-Chef rechnet mit einem „möglichen Marktantritt in zwei oder drei Jahren“. Die E-Scooter sind bereits auf der Teststrecke. Die elektrische Variante soll frühestens im Herbst 2012 auf der Kölner Intermot vorgestellt werden.

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