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Ex-Hertha-Funktionär Klaus Brüggemann empfängt am Pool im Spa des Westin Grand Hotel in der Friedrichstraße zum Burnout-Coaching.

© Thilo Rückeis

Burnout-Berater Klaus Brüggemann: Vom Shitstorm aus der Bahn geworfen

Von Borussia Dortmund über Lufthansa zur Fußball-WM: Klaus Brüggemanns Karriere ist voller großer Namen. Beim SV Babelsberg 03 kam der Zusammenbruch. Heute macht der Ex-Hertha-Funktionär nicht nur Stars wieder fit.

Der runde Pool im Westin Grand Hotel an der Friedrichstraße strahlt immer noch Glamour aus. In den letzten Jahren der DDR war er Symbol für westlichen Luxus mitten in der sozialistischen Hauptstadt. Von der Tatsache, dass die Gäste sich an diesem Pool von einem Buffet bedienen konnten, das alles trug, was West-Berliner Supermärkte hergaben, war das Personal damals sichtlich beeindruckt. Die Coolness war, jedenfalls an diesem Ort, 1988 noch nicht erfunden.

Heute ist der Pool Blickfang in einem Spa, das gerade Klaus Brüggemann übernommen hat, der in der Stadt vor allem als Sportfunktionär bekannt geworden ist. Bei der Eröffnungsfeier führt er die Besucher erst mal weg vom Hollywood-Pool in den modern ausgestatteten Zirkeltraining-Raum. Hier kann man nach neuesten Erkenntnissen der Sportwissenschaften den Körper ganzheitlich trainieren, vor allem auch die kleinen Muskeln. Das dauert 60 Minuten, und man muss nicht mal eine lange Verpflichtung eingehen. Anders als in vielen Fitnesscentern gibt es Zehnerkarten, die zwölf Monate gültig sind. Lässt die Motivation nach, hält sich der finanzielle Schaden in Grenzen.

Der langjährige Fußballmanager, der unter anderem bei Hertha BSC im Aufsichtsrat und im Präsidium war, ist dort auch als Burnout-Berater und Mental-Trainer tätig. Die Ausbildung hat er erst vor Kurzem gemacht, die Qualifikation dazu aber auch durch ein Leben geschafft, das an Höhen und Tiefen nicht gerade arm war. In seiner Jugend spielte der gebürtige Westfale bei Borussia Dortmund als Rechtsaußen, musste diese Karriere aber wegen einer Verletzung schon im Alter von 18 Jahren abbrechen.

Seine Kochlehre führte ihn unter anderem auf die Hohensyburg, ein populäres Ausflugsziel im Ruhrgebiet, und sein damaliger Chef schickte ihn zu den Europameisterschaften für Köche. Er machte den zweiten Platz und wurde prompt vom damaligen Küchenchef des Kempinski-Hotels angesprochen, das in West-Berlin zu dieser Zeit die Nummer eins war.

Bald kochte er für Karajan und andere Promis

„Das war für mich der erste Schritt in die große Welt“, schwärmt er heute. Bald kochte er im Grill für Karajan und viele andere Prominente. Die Berliner Luft gab ihm den Kick noch mehr zu wagen: das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, dann ein Studium der Betriebswirtschaft. Mit 27 war er Personalchef bei der Lufthansa am Standort Berlin, im Konzern der Jüngste in dieser Position. Als Mitgesellschafter einer mittelständischen Gruppe, die Hotels, Restaurants und Fitnesscenter betrieb, erlebte er bald Beschleunigung pur. Damals steckte er hinter vielen bekannten Namen wie Altes Zollhaus, Hotel Tiergarten und Hotel Hardenberg, über 300 Mitarbeiter zählte das Unternehmen.

Dann hatte er Pech. Ins Hotel Antaris, das auch Hertha eng verbunden war, hatte er als Mieter Millionen investiert. Als der Eigentümer Insolvenz anmeldete, saß er selbst auf Millionen Schulden. Zeit für einen Schnitt. Sowieso wollte er mehr Zeit mit der Tochter verbringen. Der Sport hatte ihn wieder. Der schmale, aber gut durchtrainierte 56-Jährige war Stadionchef des Olympiastadions bei der Neueröffnung, war auch Operationsmanager bei der WM 2006.

Im entscheidenden Moment fehlte ein Ratgeber

Dann wurde er gebeten, als Geschäftsführer und Manager den Potsdamer Fußballverein SV Babelsberg 03 aufzubauen. „Ein Jahr lief es top“, sagt er. Dann galt es, unpopuläre Entscheidungen zu treffen.

Der Entlassung des Trainers folgte ein Empörungssturm im Netz. Heute wünscht er sich, dass ihm damals jemand „mit Hubschrauberperspektive“ Ratschläge gegeben hätte. Er zog sich angeschlagen zurück und machte die Burnout-Ausbildung. Wenn er heute mit Führungskräften spricht, kennt er viele Probleme aus eigener Erfahrung. Sieben-Tage-Wochen war er über lange Strecken ja selber gewohnt. Ein erstes Gespräch ist kostenlos. „Man muss ja sehen, ob die Chemie stimmt, und ob der Betroffene nicht doch ein Fall für den Psychologen oder den Arzt ist.“

Das Coaching umfasst nicht nur das Gespräch, sondern auch Entspannungs- und Atemübungen und mitunter auch ein Personal Training. Ziel ist es, den Klienten Übungen an die Hand zu geben, die sie auch daheim oder unterwegs in Hotels absolvieren können. Ein zweites Spa mit ähnlichem Angebot betreibt er im Hotel Esplanade.

Neben Top-Managern vertrauen ihm auch Spitzensportler wie Marko Rehmer oder Maria Sprottke, aber auch Helene Fischer hat schon bei ihm trainiert. Aber das ist nicht das wichtigste Empfehlungskriterium für Brüggemann. Es gibt eine Konstante in seinem Leben, die ihn durch alle Höhen und Tiefen getragen hat: „Ich bin seit 31 Jahren verheiratet“, sagt er stolz. „Wer kann das heute noch von sich sagen.“

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