zum Hauptinhalt
Die Shell-Studie untersucht seit Jahrzehnten die Einstellungen von Jugendlichen in Deutschland.

© dpa

Shell-Jugendstudie: Zuwanderer sind bei Jugendlichen willkommen

Viele sehen die Zuwanderung positiv, haben Angst vor Ausländerfeindlichkeit - und wollen sich politisch engagieren. So sieht die neue Shell-Jugendstudie die junge Generation.

Deutsche Jugendliche stehen Zuwanderern deutlich offener gegenüber als noch vor einigen Jahren. Das ist ein Ergebnis der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Shell-Jugendstudie. Demnach sprachen sich 39 Prozent der 12- bis 25-Jährigen dafür aus, dass künftig genauso viele Menschen aus dem Ausland zuwandern dürfen wie bisher. 15 Prozent der Befragten befürworteten sogar mehr Zuwanderung. Für die Erhebung werden seit 1953 alle drei bis fünf Jahre rund 2500 Jugendliche zu ihren Einstellungen befragt. Zum Vergleich: 2006 sprachen sich noch 58 Prozent dafür aus, Zuwanderung zu verringern. Aktuell ist dieser Anteil auf 37 Prozent gesunken. Die jüngste Befragung fand von Anfang Januar bis Anfang März statt.

Weiter wenig Vertrauen in politische Parteien

"Eine Generation im Aufbruch" fassen die Jugendforscher unter der Leitung von Mathias Albert von der Universität Bielefeld ihre Studie zusammen. Die junge Generation sei "anspruchsvoll, will mitgestalten und neue Horizonte erschließen", erklärte Albert. Zunehmend entdeckten die jungen Menschen dabei auch ihr Interesse an Politik. Insbesondere sei es einer großen Mehrheit wichtig, "die Vielfalt der Menschen anzuerkennen und zu respektieren". So haben 48 Prozent der Jugendlichen Angst vor Ausländerfeindlichkeit, vor fünf Jahren waren es 40 Prozent.

Immerhin 41 Prozent bezeichnen sich heute als politisch interessiert (2002: 30 Prozent) - doch weiterhin bringen die Jugendlichen politischen Parteien wenig Vertrauen entgegen, wollen sich eher in informellen Gruppen oder etwa mit Online-Petitionen engagieren. Stark gewachsen ist die Kriegsangst unter Jugendlichen: 62 Prozent fürchten, es könnte Krieg in Europa geben, 2010 waren es 44 Prozent. Und drei Viertel haben Angst vor Terroranschlägen.

Gute Freunde, Partnerschaft und Familie sind am wichtigsten

In ihrem Privatleben haben bei Mädchen und Jungen gleichermaßen Freundschaft, Partnerschaft und Familie einen hohen Stellenwert: Für 89 Prozent ist es besonders wichtig, gute Freunde zu haben, für 85 Prozent, einen Partner zu haben und für 72 Prozent, ein gutes Familienleben zu führen. Bezeichnend ist auch ein "stabiles Wertesystem", wie es in der Studie heißt. Unter anderem legen 64 Prozent großen Wert auf Respekt vor Gesetz und Ordnung.

Die Jugendforscher stellen einen grundlegenden Wandel von Einstellungen fest. 2002 und auch 2006 hatten sie die junge Generation als "pragmatisch und unideologisch" charakterisiert, wobei Mitte der 2000er Jahre eine Unsicherheit aufkam, ob man seine Lebenspläne tatsächlich realisieren könne. "2010 begannen die Druck- und Angstgefühle zu weichen", heißt es. Der Optimismus für die persönliche Zukunft wuchs, die Jugendlichen zeigten wieder mehr Bereitschaft zu politischem Engagement. Dieser Trend habe sich 2015 deutlich verstärkt. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false