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Achtung, Aufnahme! Oberkommissar Jost Fischer (Hilmar Eichhorn, l.) hat Caroline Griem ins Team der Magdeburger Polizei geholt. Regie beim jüngsten Radio-„Tatort“ des MDR führte Götz Fritsch (r.).

© MDR/Thekla Harre

100. Folge des Radio-"Tatort": Pausenlos durch den Sommer

Während im TV in den nächsten Wochen vor allem Wiederholungen laufen, feiert der Radio-„Tatort“ die 100. Folge. Der Hörspiel-Ableger ist dabei ebenso erfolgreich wie das Vorbild.

Den nächsten „Tatort“ gibt’s erst nach der Sommerpause. Für das Fernsehen stimmt diese Aussage, ansonsten ist sie falsch. Der nächste „Tatort“ der ARD feiert an diesem Mittwoch Premiere – im Radio. In Thale im Harz wird ein IT-Berater ermordet, die Polizei in Magdeburg nimmt die Ermittlungen auf. „Hundert von hundert“ heißt die Episode, die der MDR zum Radio-„Tatort“ beisteuert. Die Zahl Hundert spielt in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle. „Wenn du 100 Kilometer in der Stunde zurücklegen willst, musst du 120 Stundenkilometer fahren“, heißt es an einer Stelle des Radiokrimis – und damit ist nicht nur das Autofahren gemeint, denn der IT-Fachmann kannte sich auch mit Kokain aus. Zugleich steht die Hundert für das runde Jubiläum dieser Krimi-Reihe, die im Januar 2008 in der ARD gestartet wurde.

Insgesamt neun Teams wechseln sich seit 2008 im Monatsrhythmus beim Radio-„Tatort“ ab. Die großen Rundfunkhäuser sind mit jeweils zwei Folgen pro Jahr dabei, die kleineren mit einer. Zusammen mit den verschiedenen Download-Plattformen und der Ausstrahlung im Radio kommt jede Folge innerhalb der ersten Woche auf rund 500 000 Hörer, sagt Thomas Fritz, der als Dramaturg beim MDR von Anfang an beim Radio-„Tatort“ dabei war. In den Podcast-Charts von iTunes stürmt der Radio-„Tatort“ damit ebenso regelmäßig an die Spitze wie der klassische „Tatort“ an einem Sonntagabend. Mit dem Radio-„Tatort“ werde über die klassische Hörerschaft der Kulturradios hinaus auch ein Publikum erreicht, das sonst beim Begriff Hörspiel eher an die kommerziellen Hörspielserien zum Beispiel aus dem Europa-Verlag denkt, sagt Dramaturg Fritz.

Das Regionalprinzip ist für den Radio-„Tatort“ dabei fast noch wichtiger als im Fernsehen. Das merkt der Hörer an den regionalen Dialekten. Zu den Herausforderungen des Radio-„Tatort“ gehört es, die Geschichten innerhalb eines engen zeitlichen Korsetts zu erzählen. Während im Fernsehen zum Beispiel die Dresdner Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) 90 Minuten Zeit haben, ihre Fälle zu lösen und dabei ihr persönliches Profil zu schärfen, stehen Annika de Beer (Nele Rosetz) und Caroline Griem (Anne Müller) für ihre Radio-Fälle in Magdeburg nur 55 Minuten zur Verfügung. Dennoch gelingt es den Radio-Machern – das Buch zur Jubiläumsfolge stammt von Thilo Reffert – genauso, beide Aspekte – den Fall und das Persönliche – zu verbinden. Eine besondere Rolle übernimmt dabei in dieser Episode Sekretärin „Blümchen“ (Marie Gruber). Quasi auf den Spuren von „Adelheid und ihre Mörder“ hat sie tatkräftigen Anteil an der Auflösung des Falls.

Gibt es bald mehr Radio-"Tatort"-Episoden?

Einen speziellen Koordinator für den „Tatort“, wie es ihn mit Gebhard Henke für das Fernsehen gibt, kennt man beim Radio nicht. Beim Hörfunk wechselt diese Funktion. Um ihre Arbeit zu koordinieren, treffen sich die Verantwortlichen des Radio-„Tatort“ einmal jährlich – das nächste Mal an diesem Donnerstag und Freitag in Saarbrücken. Auch über neue Ideen wird bei diesen Treffen diskutiert. Die Zäsur eines „100.“ markiert für MDR-Mann Fritz einen guten Zeitpunkt, um Gedanken über zukünftige Fortentwicklungen zu bündeln. „Ein neuer vierzehntägiger Ausstrahlungsrhythmus ist sicher eine von vielen in diesem Zusammenhang anstellbaren Überlegungen“, meint er.

Die Hörer des Erfolgsformats würde das sicher freuen. Schließlich sind „Krimi-Polizisten die einzigen Polizisten, die beliebt sind“, wie ein anderes Zitat aus der neuen Folge lautet. Man kann den „echten“ Polizisten nur wünschen, dass ihr Standing in der Gesellschaft besser ist, als es diese Aussage vermuten lässt. Sicher ist jedoch, dass der „Tatort“ sowohl im Fernsehen als auch im Radio die wichtigste Marke für fiktionale Eigenproduktionen der ARD ist.

Die MDR-Episode „Hundert von hundert“ ist am Mittwoch auf Bayern 2 und hr 2 kultur zu hören und läuft bis zum 20. Juni in vielen anderen ARD-Radios, darunter am kommenden Montag im RBB kulturradio. Sämtliche Folgen der zurückliegenden zwölf Monate können über die Adresse www.radio-tatort.de als Podcast geladen werden. Auf der Seite befinden sich zudem ausführliche Informationen über die Reihe, die Teams, alle zurückliegenden und die neuen Episoden. Im Juli schickt der WDR übrigens sein Team in ein Pflegeheim in Hamm, im August wird in Stuttgart im Todesfall eines jungen Fußballspielers ermittelt. Ende August kann man sich dann wieder auf einen neuen TV-„Tatort“ freuen.

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