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Medien: 13 745 Fragen

„Wer wird Millionär?“ wieder im RTL-Programm

Das deutsche Fernsehen kennt zwei Saisons: Die eine ohne „Wer wird Millionär?“ und die andere mit der RTL-Quizshow. In den Quiz-freien Monaten hat die Senderkonkurrenz Oberwasser, läuft die Sendung, dann führt Günther Jauch die Quoten-Hitliste an. Heute beginnt wieder die schwierige Zeit für ARD, Sat 1 und Co: Mit der 16. Staffel und der 500. Folge, einer in den Regeln leicht variierten Doppelfolge, kommt „Wer wird Millionär?“ mit wöchentlich drei Ausgaben ins RTL-Programm zurück.

Die Erfolgszahlen des eigentlich englischen Formates können beeindrucken: 1089 Kandidaten nahmen seit dem 3. September 1999 in der Sendung Platz und erspielten dabei über 38 Millionen Euro. Im Schnitt gewinnt ein Kandidat rund 35 000 Euro. Vier Millionäre sind zu vermelden, zwei zu D-Mark-Zeiten, zwei im Euro-Zeitalter. Günther Jauch stellte insgesamt 13 745 Fragen.

Der gewiefte Journalist, Showmaster und Geschäftsmann erinnert sich, abgesehen von den vier Millionären, heute noch gerne an andere bemerkenswerte Kandidaten: Der Hamburger Barkeeper Thomas König räumte 125 000 Mark ab und konnte damit seine Schulden bezahlen. Oder Pfarrer Günther Eichhammer, der 125 000 Euro gewann und damit seine Kirche renovieren wollte. Der Beamte Jürgen Neuschwander scheiterte an der 500-Mark-Frage, weil er nicht wusste, dass im Titel eines Stimmungsliedes ein Pferd auf dem Flur steht. Und der Ingenieur Sascha Pendo setzte bei 50 Euro den Publikumsjoker, weil er einfach nicht daruf kam, dass die Banane krumm ist.

Nach Jauchs Erfahrung sind die Kandidaten professioneller geworden. „Sie setzen die Joker klüger ein. Früher wurden oft taktisch falsche Joker gezogen. Heute kennen sie die Show, haben sie oft im Fernsehen gesehen und am PC oder im Internet gespielt. Die meisten Kandidaten kennen die Musik und die Art und Weise, wie ich den Leuten begegne.“ Und trotzdem gebe es natürlich immer noch welche, die fassungslos mit null oder 500 Euro vom Stuhl runterklettern würden.

Für die Zuschauer, im Schnitt sind es über sieben Millionen pro Show, gibt es mehrere Komponenten der Faszination. Sie können mitraten und dabei ihr eigenes Wissen überprüfen, sie lernen Menschen wie mich und dich kennen, deren Träume und Wünsche. Kein Zuschauer, der nicht ein Verhältnis zum Menschen auf dem Stuhl aufbaut. Auf der nach oben offenen Gefühlsskala geht das von Abneigung bis zum Daumendrücken, „Wer wird Millionär?“ bietet witzige Momente, Tragik, Jubel. Günther Jauch weiß das alles – und er bedient die Erwartungen. Er spielt mit den Kandidaten in einem doppelten Sinn: Er stellt Wissensfragen, er lockt auf richtige und falsche Fährten, er zeigt viel und weniger Sympathie.

Wieder und wieder schaut die Kamera ins Gesicht des Moderators: Steht dort die richtige Antwort aus vier Möglichkeiten geschrieben? Es ist diese Beziehung zwischen „Delinquent“ und Moderator, die aus einem an sich simplen Sendekonzept Unterhaltung und Spannung generiert. Günther Jauch weiß um seinen Einsatz: „Es hilft der Sendung, wenn man sie mit Lust und etwas Neugier einigermaßen ordentlich macht. Wohin es führt, wenn man sie eher mäßig moderiert, möge man am Schicksal der entsprechenden Plagiate ablesen.“ Jauch, der Zuschauerkönig.

Die Sendung gleiche einem sechsjährigen Höhenflug und ein Ende sei noch lange nicht in Sicht, sagt der 49-jährige. „Zieht man den Vergleich mit einem Flugzeug, dann sind wir immer noch zehntausend Fuß über den Wolken, unsere Tanks sind voller Kerosin und die Reise ist noch längst nicht zu Ende.“ Vielleicht gebe es ja irgendwann sogar die tausendste Sendung.

„Wer wird Millionär?“, 20 Uhr 15, RTL

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