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Medien: 17. Juni 1953

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Die großen Fernsehfilme zum Thema sind gelaufen, nun beginnt auch das Kulturradio mit seinen Gedenkfeiern. Vor fünfzig Jahren kam es in der DDR zu politischen Unruhen.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Die großen Fernsehfilme zum Thema sind gelaufen, nun beginnt auch das Kulturradio mit seinen Gedenkfeiern. Vor fünfzig Jahren kam es in der DDR zu politischen Unruhen. Die Historiker streiten sich, was da eigentlich geschehen sei. War es nur ein Arbeiterprotest oder doch ein richtiger Volksaufstand? Eine eher symbolische Bedrohung der Macht oder stand der politische Zusammenbruch direkt vor der Tür? Aus der Fülle von Sendungen zum 17. Juni hier nur eine kleine Auswahl: Udo Grashoffs Feature „W er kennt diese Frau?" erzählt von Erna Dorn, hingerichtet im Oktober 1953. Eine Frau mit dubioser Vergangenheit, eine Hochstaplerin, die viele Masken benutzte. Am 17. Juni wurde sie aus dem Zuchthaus in Halle befreit, einen Tag später erneut verhaftet. Nun schrieb die SED eine neue biografische Legende für sie: aus der Kleinkriminellen wurde eine ehemals hochrangige KZAufseherin. So ließ sich beweisen, dass alte Nazis an den Juni-Unruhen führend beteiligt waren. Autor Grashoff versucht, die wahre Geschichte der Erna Dorn zu rekonstruieren (Radio Kultur, 14. Juni, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Viele Intellektuelle in der DDR mögen an den Fall Dorn geglaubt haben. Auch Brecht schrieb in sein Tagebuch, man habe in den Demonstrationszügen die alten Nazi-Fratzen wieder entdecken können. Ein Grund für ihn, sich auf die Seite der SED zu stellen. „Avantgarde im Nachtrab" heißt eine Sendung von Manfred Jäger , die sich mit der Rolle der ostdeutschen Intellektuellen während des Aufstands beschäftigt. Die seien, so Jäger, genau wie die politische Obrigkeit von den Ereignissen überrascht worden. Erst als alles vorbei war, meldeten sich Künstler und Philosophen zu Wort. Nicht zuletzt, um Forderungen in eigener Sache zu stellen. Brecht schrieb an Ministerpräsident Grotewohl: Gerade nach dem 17. Juni sei es angemessen, einem Mann wie ihm endlich ein eigenes Theater in Berlin zu geben. Bald danach wurde er Chef am Schiffbauerdamm (Deutschlandfunk, 13. Juni, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Als sich die politischen Ereignisse überschlugen, liefen im Radio Sonderprogramme. Am 17. Juni wurde beim NWDR in Hamburg ein Hörspiel vorfristig uraufgeführt. Gerd Oehlschlegs „Romeo und Julia in Berlin" erzählt von einer Ost-West-Liebe, die tödlich endet. Radio Kultur hat das politische Melodram noch einmal aus den Archiven gekramt (13. Juni, 21 Uhr).

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