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Medien: Abdrücken können

Noch ein guter Krimi frei nach dem Fall Metzler

Gut drei Wochen nach dem respektablen ARD-Drama „Eine Frage des Gewissens“ greift das ZDF den Fall des Studenten Magnus Gäfgen erneut auf. Gäfgen entführte im September 2002 in Frankfurt den elfjährigen Jakob von Metzler und verriet erst nach einer Folterdrohung den Aufenthaltsort des – bereits getöteten – Jungen verriet.

„Das Verhör“, der vierte Film mit Ulrike Kriener als Regensburger „Kommissarin Lucas“, hält sich dichter als die ARD an den realen Fall, ist zugleich ein mitreißender Thriller. Während sich der Polizist im ARD-Drama unter Druck zur Gewaltanwendung entschied, wird hier die Androhung von Folter nach einer zermürbenden Ermittlungsarbeit als letztes Mittel erwogen.

Freilich nicht von Ellen Lucas. Die Beamten des Sondereinsatzkommandos arbeiten Tag und Nacht, um den Verdächtigen Markus Welke (Marek Harloff) zum Reden zu bringen. Kommissarin Ellen Lucas ist gereizt und oft ungerecht zu ihren Mitarbeitern. Im dritten „Lucas“-Fall, der 2004 ausgestrahlt wurde, war ihr Mann gestorben. Zur privaten Trauer kommt ein berufliches Trauma. Zu Beginn des Films tötet sie einen Amok laufenden Bankräuber. Lucas zögert beinahe zu lang, ehe sie schießt. Andererseits: Hätte es nicht gereicht, den Mann zu verletzen? Kaum hat sie den Showdown bewältigt, folgt die Nachricht von der Entführung. Ellen Lucas lässt sich die Leitung des Einsatzkommandos nicht nehmen: „Du musst eben auch abdrücken können, das gehört zum Job. Kein Grund, einen in Watte zu packen.“

Ulrike Kriener gibt eine glänzende Vorstellung von dieser Frau, die unter Extrembelastung Haltung bewahren will und dabei am Abgrund tanzt. Der Film wirft die Frage auf, wieso in der einen Situation Gewaltanwendung gebilligt wird, in der anderen jedoch nicht? Doch während in der Bank keine Zeit zum Überlegen bleibt, kann die Polizei den bei der Geldübergabe ermittelten Entführer ausdauernd verhören.

Die grandiosen Szenen mit dem intelligenten Welke lassen erahnen, wie verlockend es für Polizeibeamte sein muss, auf alle rechtsstaatlichen Prinzipien zu pfeifen. Der von Thomas Berger herausragend inszenierte Film nimmt keine Partei und zeigt trotz des erschütternden Finales, dass beharrliche Ermittlungsarbeit nicht überflüssig ist.

„Kommissarin Lucas: Das Verhör“, ZDF, 20 Uhr 15

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