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Update

Abhörskandal: Murdoch zieht Angebot für BSkyB zurück

Medienmogul Rupert Murdoch zieht sein Übernahmegebot für den britischen Bezahlsender BSkyB zurück. Der Abhörskandal hat aber noch andere Folgen: Die britische Politik umgarnt den Medienzaren nicht mehr.

Der amerikanische Verleger Rupert Murdoch hat am Mittwoch eine massive Niederlage zugegeben und unter Druck des britischen Unterhauses seinen Übernahmeantrag des Bezahlsenders BSkyB zurückgezogen. Murdoch trat den Rückzug kurz vor Beginn einer Parlamentsdebatte an, in der das Unterhaus wahrscheinlich einstimmig einem Antrag zugestimmt hätte, wonach es als „öffentliches Interesse“ bezeichnet worden wäre, dass Murdoch und sein amerikanisches Mutterunternehmen News Corporation von der Übernahme Abstand nimmt. Murdoch wollte zu seinem 39-Prozent-Anteil an BSkyB nun auch die restlichen Aktien kaufen.

„Dies ist ein Sieg für die Öffentlichkeit, ein Sieg für das Parlament und ein Sieg für die außerordentliche Führung von (Oppositionschef) Ed Miliband“, kommentierte der Mediensprecher der Labourpartei, Ivan Lewis. In einer Erklärung der News Corporation heißt es, man sei weiter stolz auf BSkyB und werde am Engagement in der Gruppe festhalten.

Seit Tagen berät der 80-jährige Murdoch in London mit Familienangehörigen und Vertrauten, wie seine Mediengruppe die Krise um illegale Rechercheaktivitäten ihrer Journalisten überwinden kann. Die Krise weitet sich inzwischen auch auf die USA aus. Journalisten der eingestellten Zeitung „News of the World“ sollen auch dort Polizisten bestochen haben. Murdoch, sein Sohn James und die Chefin seiner Zeitungsgruppe in Großbritannien, Rebekah Brooks, haben Vorladungen erhalten, um am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss auszusagen.

Murdochs Position verschlechterte sich, als sich die Parteien auf die Grundsätze einer groß angelegten richterlichen Untersuchung der Affäre einigten. Als Untersuchungsleiter ernannte Premier David Cameron am Mittwoch einen der höchsten Richter im Land, Lord Justice Leveson. Er soll parallel zu den polizeilichen Ermittlungen die Affäre um Lauschangriffe und Polizistenbestechung, aber auch die Ethik der Presse im weiteren Sinne untersuchen und Vorschläge für eine neue Presseregulierung machen. Die bisherige „Selbstregulierung“ müsse durch eine von der Regierung unabhängige Regulierung ersetzt werden, sagte Cameron.

Der Premier stand wegen seiner Nähe zur Murdoch-Gruppe unter Druck, und weil Labourchef Miliband mit seiner Offensive gegen Murdoch das Tempo vorgab. Nun zog er mit scharfen Attacken auf den Verleger nach. Murdoch solle aufhören, sich Gedanken um Fusionen und Übernahmen zu machen und anfangen, „den Schlamassel aufzuräumen, den er angerichtet hat“.

Cameron distanzierte sich auch von seinem früheren Kommunikationschef Andy Coulson, einem einstigen Chefredakteur der „News of the World“. Er habe keine Informationen über Coulsons mögliche Verwicklung in Lauschangriffe erhalten, „auch nicht vom Chefredakteur des Guardian“, betonte Cameron. Wenn sich aber herausstelle, dass Coulson gelogen und gegen Gesetze verstoßen habe, „muss er wie alle anderen bestraft werden“.

Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ erwägt Murdoch einen Verkauf seiner britischen Zeitungen, um weiteren Schaden von seinem Imperium abzuwenden. Nach Spekulationen britischer Analysten würden trotz der schlechten Wirtschaftslage der Zeitungen eine Reihe von Investoren und „Trophäenjägern“ bereit- stehen, Zeitungen wie „Times“ oder „Sun“ zu übernehmen.

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