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© SWR

ABSCHIED: „Man kann jeden reinlegen“

Frank Elstner über Lagerfeuerfernsehen, Spaß-Immunität und Harald Schmidt

Herr Elstner, Sind Sie schon ein bisschen wehmütig?

Wieso sollte ich das sein?

Nach sieben Jahren „Verstehen Sie Spaß?“ ist am heutigen Samstag für Sie Schluss.

Ich habe mich ja schon vor einem Jahr zum Abschied entschlossen. Es ist die letzte Sendung, bei der ich mich sehr anstrengen werde, damit ich einen guten Eindruck hinterlasse.

Keine besondere Sendung?

Nein, es wird das Muster sein, das man kennt. Die besondere Sendung wird die im April sein, wenn mein Nachfolger Guido Cantz zeigt, was er alles draufhat. Neue Besen kehren gut. Er ist Comedian. Er wird sich sicher viele Gedanken machen, wie kann man diese Sendung moderner und besser präsentieren. Ich habe meinen Stil, er hat seinen.

Stichwort anderer Stil. Das hat schon Harald Schmidt in den 90er Jahren versucht: dem Show-Dampfer „Verstehen Sie Spaß?“ als Moderator eine komödiantische, eine selbstironische Brechung zu geben. Schmidt kokettiert damit, er habe „Verstehen Sie Spaß?“ ruiniert.

Ich wundere mich, dass Sie auf Harald Schmidt herumreiten. Die Sendung wurde auch von Didi Hallervorden gemacht, ohne allzu großen Erfolg, genauso wie bei Cherno Jobatey, der ja nun kein Comedian ist. Ich glaube nicht, dass man von Schmidt auf irgendetwas verallgemeinern kann.

Mit Ihnen als Jobatey-Nachfolger kam 2002 der Quotenerfolg zurück. Sie scheinen genau der richtige Mann für die Show.

Das lasse ich jetzt mal unkommentiert. Nur so viel: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Sendung sieben Jahre gemacht hätte, wenn ich Sie schlecht gemacht hätte.

Anfang der 80er Jahre haben Sie zu Hause „Wetten, dass…?“ erfunden, die erfolgreichste Sendung Europas. Dafür sind Sie 2006 in die Hall of Fame der Rose d’Or aufgenommen worden. Wenn in Deutschland von großen Samstagabendunterhaltern die Rede ist, fallen die Namen Gottschalk, Pilawa, Jauch, Raab. Jetzt, wo Sie aufhören, heißt es: Ah, der Elstner …

Ich höre ja nicht auf. Ich habe 2010 fast so viele Shows wie in diesem Jahr, darunter die Talkshow „Menschen der Woche“ im SWR, „Die große Show der Naturwunder“ mit Ranga Yogeshwar im Ersten sowie „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ für die ARD Fernsehlotterie. Ich fühle mich auch in keiner Weise schlecht behandelt. Bei mir hat es andere Gründe, dass ich manchmal nicht so, sagen wir, glamourhaft herüberkam. Ich habe 40 Jahre in Luxemburg gelebt, außerhalb jeden Glamours, wie wir es in der medialen Bearbeitung in einer deutschen Großstadt kennen. In Berlin, Hamburg oder München treffe ich jeden Tag die gleichen Journalisten im gleichen Café. Da stehst du automatisch mehr im Blickpunkt. Ich habe daran nie gearbeitet. Ich hatte nie einen Manager.

Ist Ihr Abschied von der großen Samstagabendunterhaltung endgültig? Oder haben Sie noch Show-Ideen à la „Wetten, dass…?“ in petto?

Im Moment bin ich nicht erpicht darauf, am Samstagabend mit einer großen Glanz- und Glamour-Show vors Publikum zu treten. Wenn es eine Idee gibt, wo man mit 67 Jahren die richtige Besetzung ist und damit auch noch eine Lagerfeuersendung herstellen kann, dann schließe ich nicht aus, dass ich mal wieder da auflaufe. Was die eigenen Ideen betrifft: Für die eine oder andere Überraschung werde ich noch gut sein.

Glauben Sie wirklich noch an die große Lagerfeuersendung?

Natürlich kann da noch was kommen. Die gleiche Frage hat man mir 1980 gestellt. Da war gerade Schluss mit Kulenkampff und Frankenfeld. Carrell hatte ein Tief. Dann kam „Wetten, dass…?“.

Heute laufen zu der Zeit Stefan Raab oder Dieter Bohlen, die mit ihren Shows eine andere Art Fernsehen machen als das, wofür Sie stehen oder gestanden haben.

Das mag sein. Die Grundidee von „Schlag den Raab“ ist wunderbar. Wenn Sie das ein bisschen aufmotzen, mit mehr Geld in Ausrüstung, dann haben Sie eine riesengroße Samstagabend-Show.

Wenn mich Ihr Team beauftragt hätte, Frank Elstner mit dem Interview zum Schluss reinzulegen, hätten Sie’s gemerkt?

Nein. Man steht nicht morgens auf mit dem Gedanken, heute werde ich reingelegt. Wenn man’s einigermaßen gescheit macht, kann man jeden reinlegen, zu jeder Zeit. Das ist der Grund, weshalb „Verstehen Sie Spaß?“ noch viele Jahre laufen kann. Wenn die Macher keine allzu großen Fehler machen.

Das Gespräch führte

Markus Ehrenberg.

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