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Medien: Absprung

Günther Jauch moderiert letztmals Skispringen RTL will weiter übertragen, aber weniger bezahlen

Den ersten Januar, das hat Günther Jauch im Kurkino Oberstdorf angekündigt, wird er in der Horizontalen verbringen. Er will sich das Neujahrsspringen aus Garmisch-Partenkirchen im Fernsehen ansehen und die Sportart dabei seinen drei Kindern erklären. „Die merken ja nicht, dass ich keine Ahnung habe“, sagt Günther Jauch, „ein bisschen Restautorität habe ich noch.“

Sieben Jahre lang hat er als Moderator mit Restautorität versucht, dem deutschen Fernsehpublikum das Skispringen näher zu bringen. Heute, beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf, wird er zum letzten Mal für den Fernsehsender RTL an einer Sprungschanze herumturnen. „Der Druck zu Hause ist zu groß geworden“, erklärt Günther Jauch, „meine kleine Tochter ist jetzt sieben Jahre alt, die hat mich noch nie in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr erlebt.“ Allerdings dürfte der Abschied vom Skispringen dem umtriebigen Moderator in den Verhandlungen mit der ARD durchaus helfen. Sein angekündigtes Engagement als Talker ist wegen seines umfangreichen Engagements bei RTL unter den öffentlich-rechtlichen Intendanten umstritten.

Nach Günther Jauch könnte sich auch RTL aus dem Skispringen verabschieden. Der aktuelle Vertrag mit dem Deutschen Skiverband (DSV) läuft nach sieben Jahren am 31. Oktober 2007 aus. „Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen“, sagt RTL-Sportchef Manfred Loppe. Sein Sender wolle das Engagement zwar fortsetzen, „aber wir werden in Zukunft sicher nicht mehr so viel Geld ausgeben“, sagt Loppe. Zumal das Skispringen in Deutschland seit drei Jahren ein Tief erlebt. Der auslaufende RTL-Vertrag, der noch in der besten Zeit von Martin Schmitt und Sven Hannawald abgeschlossen worden ist, hatte dem DSV die Summe von insgesamt 75 Millionen Euro garantiert. Weil der Österreichische Skiverband ebenfalls einen Vertrag mit RTL besitzt, wird der Privatsender 2008 mindestens noch die Springen von Innsbruck und Bischofshofen übertragen.

Mit Günther Jauch hört der letzte deutsche Star des Skispringens auf. Am Donnerstagabend saßen auch die aktuellen Springer Martin Schmitt und Michael Uhrmann neben ihm auf dem Podium des Oberstdorfer Kurkinos, doch die meisten Fragen musste der Mann vom Fernsehen beantworten. „Ich gehe beschwingt, aber mit einer Träne“, sagt Günther Jauch, „es war eine wunderschöne Zeit, weil ich mitbekommen habe, wie das Skispringen in Deutschland Millionen von Menschen interessiert und begeistert hat.“ Höhepunkt war das Springen vom 6. Januar 2002, als 13,39 Millionen Menschen vor dem Fernseher saßen und erlebten, wie Sven Hannawald als erster Springer auf allen Schanzen der Vierschanzentournee gewann.

Von derartigen Erfolgserlebnissen sind die deutschen Springer weit entfernt. „Ich höre aber nicht auf, weil die deutschen Ergebnisse nicht mehr so gut sind“, sagt Jauch, „ich halte es für möglich, dass sich die Ergebnisse wieder drehen.“ Im Skispringen, das habe er in den vergangenen Jahren gelernt, ist vieles möglich. Allerdings habe er es in dieser Sportart nie zum Experten geschafft. „Ich kann zwar inzwischen erkennen, wenn einer beim Absprung zu spät ist“, sagt Jauch, „aber ich kann nicht wie Dieter Thoma im Flug sehen, wie weit ein Sprung geht.“

Vom Deutschen Skiverband erhielt er zum Abschied einen roten Skisprunganzug in Sondergröße. Dieser könnte bereits heute in seiner letzten Sendung zur Verwendung kommen. Womöglich aber wird er auch erst am 1. Januar vor dem Fernseher zum Einsatz kommen. Zur Stärkung der Restautorität.

„Vierschanzentournee“, 15 Uhr, RTL

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