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Ach, die Jugend!: Von den "Räubern" zur RAF

Es war die erste Jugendbewegung in Deutschland: Eine Woche Sturm und Drang in 3sat.

„Wir wollten nichts gelten lassen als die Wahrheit und Aufrichtigkeit des Gefühls und den rauhen, derben Ausdruck desselben“, sagt der Dichterfürst, der in seinem Weimarer Haus umstellt ist von Kameras und Scheinwerfern. Johann Wolfgang Goethe, dargestellt von Manfred Andrae, gibt ein Fernseh-Interview über seine wilden Jugendjahre und zitiert sich dabei gewissermaßen selbst. Mit der literarischen Epoche des Sturm und Drang (1770-85) lässt sich eben leicht der Bogen in die Gegenwart schlagen, Generationen von Schülern wissen das. Von Goethes „Werther“ bis Kurt Cobain ist es nicht weit, von Schillers „Räubern“ zur RAF auch nicht. Der Sturm und Drang sei „die erste Jugendbewegung in Deutschland“ gewesen, behauptet Dag Freyer in seinem Dokumentarfilm „Genie! Freiheit! Leidenschaft!“ (7. November, 20.15 Uhr), mit dem der Drei-Länder-Sender 3sat in seine Themenwoche Sturm und Drang einführt. Ein sehenswerter, spielerischer Einstieg, allerdings hätte der Aufmarsch der Kulturprominenz auch etwas bescheidener ausfallen können.

Bemerkenswert ist, dass hier „das vergessene Genie dieser Epoche“ (Dag Freyer) etwas stärker als sonst üblich in den Mittelpunkt rückt: Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-92), der dem Publikum durch Büchners Novelle „Lenz“ in Erinnerung geblieben ist. Dieser kompromisslose Individualist lernte Goethe in Straßburg, dem Geburtsort des Sturm und Drang, kennen und schätzen. Später holte Goethe ihn an den Hof nach Weimar, wo die Freundschaft zerbrach – wegen einer „Eselei“  des unkonventionellen Lenz, wie Goethe bemerkte. Genaues weiß man nicht. 3Sat zeigt am Dienstag (20.15 Uhr) eine Neuverfilmung des Büchner-Stoffs mit Barnaby Metschurat in der Hauptrolle des jungen, radikalen Dichters.

Bis zum kommenden Sonntag kreuzt der Sturm und Drang durch das 3sat-Programm. Zu sehen sind die Theaterfilme „Werther“ (Mittwoch, 22.25 Uhr) von Uwe Janson und „Kabale und Liebe“ (Donnerstag, 22.25 Uhr) von Leander Haussmann. Zu Ehren von Friedrich Schiller, der am Dienstag vor 250 Jahren geboren wurde, sucht Andreas Geiger in „Schiller und seine Brüder“ (15. November, 10.15 Uhr) nach Ankündigung des Senders das schwäbische Dichter-Gen. Am Anfang steht jedoch Goethes „Faust I“ (7. November, 21.15 Uhr), was nicht ganz einleuchtend, aber verzeihlich ist: Denn die komische Aufführung einer „kommentierten Darbietung“ von Michael Quast und Philipp Mosetter bietet nicht nur einen unterhaltsamen Schnelldurchgang durch den deutschen Klassiker, sondern arbeitet auch einleuchtend das Schlüsselwort des Sturm und Drang heraus: „Ach“.

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