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Aids: "Am Rande" – ein Dokumentarfilm über HIV-Opfer im Osten der Ukraine

In sechs Kapiteln erzählt "Am Rande" von HIV-infizierten Menschen, um die sich der Staat nicht kümmert. Zurück bleibt der Eindruck einer unerhörten humanitären Katastrophe.

„Schirka“ heißt die massenhaft aus Kräutern gebraute Droge, die im Osten der Ukraine die Köpfe Tausender Jugendlicher umnebelt. Die Flüssigkeit wird gespritzt, und weil sich oft Dutzende, in den Gefängnissen sogar Hunderte Süchtige eine Spritze teilen, liegt hier die Hauptursache für die Aids-Epidemie, die im früher wirtschaftlich prosperierenden Donezbecken bereits eine halbe Million Menschen erreicht hat. Der Berliner Filmemacher Karsten Hein kennt die Region um Dnepropetrowsk, Poltawa und Donezk und hat aus zahlreichen Momentaufnahmen die erschütternde Dokumentation „Am Rande“ zusammengestellt. Arte zeigt sie am Montag im Rahmen eines Themenabends anlässlich des Welt-Aids-Tags, der um 21 Uhr mit dem Film „Memory Books“ über Aids-Waisen in Uganda beginnt.

In sechs Kapiteln erzählt „Am Rande“ von HIV-infizierten Menschen, um die sich der Staat nicht kümmert, vom florierenden Drogenhandel, an dem die Miliz kräftig mitverdient, von überfüllten Gefängnissen, verrotteten Plattenbauten ohne Strom, Wasser und Heizung sowie Krankenhäusern, wo schwer tuberkulosekranke Kinder vor sich hin siechen.

Der Umbau der Gesellschaft unter Gorbatschow, die Perestroika, hat die Menschen um ihre Lebenssicherheit gebracht, klagt eine ältere Frau. Eine jüngere, die an der dicht befahrenen Ost-West-Achse des Landes ihren Unterhalt verdient, meint: „Sie bringen dir bei, wie du ohne Drogen auskommst, aber nicht, wie man leben soll.“

„Am Rande“ folgt dem bekannten Muster des Reisefilms: Blicke aus dem fahrenden Auto, Begegnungen am Wegesrand, Besuche in Wohnungen, Gefängnissen, Krankenhäusern und Büros, Betroffene und überforderte Helfer kommen zu Wort. Dazwischen erklären Kommentare, was man meist schon selbst verstanden hat, am Ende stehen direkte Forderungen an die Regierung in Kiew. Die einzelnen Menschen sind flüchtige Erscheinungen – zurück bleibt jedoch der Gesamteindruck einer unerhörten humanitären Katastrophe. Hans-Jörg Rother

„Am Rande“, 23 Uhr 25, Arte

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