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Erzählt die Schwester die Wahrheit? Eva (Petra Schmidt-Schaller) und Lydia (Ina Weisse, rechts).

© ZDF und Jürgen Olczyk

Alpen-Drama im ZDF: Zwei Schwestern

Der Psychothriller „Das Dorf des Schweigens“ mit Ina Weisse zeigt den Zerfall einer heilen Familie vor Alpen-Kulisse. Und zum letzten Mal einen ganz großen Schauspieler.

Die Alpen. Täler, Tiefen, menschliche Abgründe. Kaum eine Landschaft eignet sich so gut als Kulisse für einen Psychothriller, indem dunkle Familiengeheimnisse aufgedeckt werden. Gewissermaßen Experte dafür ist Autor und Regisseur Hans Steinbichler. In Filmen wie „Hierankl“ hat er die Bergkulisse als Seelenlandschaft für familiäre Verfehlungen ausgelotet, damals mit Barbara Sukowa. Im ZDF-Montagsfilm „Das Dorf des Schweigens“ ist es Ina Weisse als verlorene Tochter, die überraschend aus den USA in ihr Heimatdorf zu ihrer Familie zurückkehrt und dort eine schockierende Dynamik auslöst, das Berg-Idyll zerstört.

Seit Jahrzehnten hat die Hoteliersfamilie Perner nichts mehr von ihrer Tochter Lydia (ungeschönt wie selten: Ina Weisse) gehört. Diese will mit ihrer Vergangenheit abrechnen. Ihre Eltern Karin (Hildegard Schmahl) und Hans (Helmuth Lohner) zeigen sich über Lydias Erscheinen dennoch mäßig überrascht, ihr Bruder Max (Hary Prinz) leitet das Hotel, in dem sich alle treffen, und reagiert auch eher nüchtern. Es ist schier unglaublich, was Lydia erzählt. Der Verlobte ihrer Schwester Eva (Petra Schmidt-Schaller), Christian (Simon Schwarz), soll Lydia als 14-Jährige vergewaltigt haben.

Ein Unfall? Selbstmord?

Dieser droht nun seinen Job zu verlieren, kann mit der Scham kaum leben. Eva trifft Lydias Anzeige besonders hart. Jahrelang hatte sie vergeblich Kontakt zur Schwester gesucht, unter dem Gefühl gelitten, dass etwas Essentielles in ihrem Leben fehlt, irgendetwas mit ihr nicht stimme. Lydia leidet schließlich unter Schizophrenie und hat in der Pubertät versucht, sich umzubringen. Dann wird Christians Leiche aus einem reißenden Wasserfall mitten im Ort geborgen. Ein Unfall? Selbstmord? Was ist vor 30 Jahren wirklich passiert, als Lydia 14 war?

Aufgebaute Lebenslügen, Zerstörung vermeintlich heiler Welten: keine Heimat, nirgends. Steinbichler macht aus dem Psychothriller (Buch: Martin Ambrosch) ein Psycho-Duell zweier Schwester mit unerhörtem Ende. Vogelblick-Kamera, Nebelschwaden, kinoreife Bilder, dräuende Musik, viel Symbolik, neben dem tosenden Wasserfall im Ort scheint alles zu verrotten. Manchmal ist die Wahrheit dem Menschen nicht zumutbar. sagt Lydias Vater, der Patriarch mit schwindenden Kräften. „Das Dorf des Schweigens“ ist der letzte Film von Schauspieler Helmuth Lohner, der im Juni 2015 verstarb. Auch das ein Grund zum Einschalten.

„Das Dorf des Schweigens“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15

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