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Talkabend bei Günther Jauch.

© dpa

"Alptraum Einbruch" bei Günther Jauch: Durch Jauchs Sendung weht der Geist von "Aktenzeichen XY"

So richtig politisch wollte es beim Thema "Alptraum Einbruch" bei Günther Jauch nicht werden. Jauchs Talkshow bediente eine Mischung aus Schauder und Service, die an die Fernsehzeiten mit Eduard Zimmermann erinnerte.

Von Barbara Nolte

„Alptraum Einbruch“. Günther Jauch, ARD. Wird eine Talkshow schon zur politischen Talkshow, wenn ein Politiker eingeladen ist? Thomas de Mazière, Bundesinnenminister, war bei Jauch zu Gast. Da saß er also, selbst Einbruchsopfer, wie er berichtete, zwischen drei weiteren Einbruchsopfern und einem Sicherheitsexperten namens Schirrmacher. 150 000 Einbrüche gibt es jedes Jahr in Deutschland, von denen gerade mal ein Siebtel aufgeklärt wird. Es handelte sich also am Sonntag bei Jauch im weitesten Sinne um ein politisches Thema. Doch durch die Sendung wehte der Geist des „Aktenzeichen XY“-Erfinders Eduard Zimmermann.

Günther Jauch wirkte weniger gelassen als gewohnt. Fast als sei auch er persönlich betroffen. Nach Einbrüchen, berichtete er, bekomme man „Beileidsbesuche“ von der Polizei und Wochen später einen Brief, dass die Ermittlungen zu keinem Ergebnis geführt hätten. Sei die niedrige Aufklärungsquote nicht eine „Bankrott-Erklärung“ der Polizei?, fragte er scharf. An anderer Stelle erzählte er, dass er „ganz viele Leute“ kenne, die sich erst freuten, dass sie eine Versicherung  hätten, um dann festzustellen, dass die Versicherung wegen „grober Fahrlässigkeit“ nicht zahle. Unterhalten sich die Nachbarn im Potsdamer Villenviertel, in dem Jauch wohnt, so über ihre Gartenzäune? Oder kennt Jauch die „ganz vielen Leute“ mit Einbruchserfahrungen nur, weil er das Thema bereits so oft in seiner früheren Sendung „Stern TV“ behandelt hat?

Die politische Debatte bei Jauch blieb fade

Die Angst vor Kriminalität wurde in den 60er Jahren von Eduard Zimmermann, genannt Ganoven-Ede, für die Fernsehunterhaltung nutzbar gemacht. Mittlerweile wird sie in vielen Beiträgen der Privaten aufgegriffen. Als eine Mischung aus Schauder und Service, die auch Jauchs Talkshow bediente: Betroffene klagten, dass sie sich in ihren Häusern nicht mehr wohl fühlen. Sicherheitsexperte Schirrmacher brach im Einspielfilm mit wenigen Handgriffen in diverse Wohnungen ein. Eine Stoppuhr lief mit. Und ein Vertreter des Bundes der Versicherten riet, Wertgegenstände zu fotografieren, damit man sie im Fall eines Diebstahls ersetzt bekomme. Nur die politische Debatte, gedacht als Kernstück des ARD-Sonntagstalks, blieb fade. De Mazière kündigte eine bessere Vernetzung zwischen der Polizei verschiedener Bundesländer und Länder an. Die Methode hörte sich nicht besonders wirkungsvoll an.

Ein Boulevard-Thema für die Quote

Zum Schluss schwenkte Jauch zur Fußball-WM. Ob der Minister nach Brasilien reise, fragte er. Tut er, zum Achtelfinale. Die Kanzlerin, ergänzte Jauch, sitze bereits beim Spiel Deutschland gegen Portugal auf der Tribüne. Es scheint, dass der politischen Klasse in den nächsten Wochen nach anderem der Sinn steht, als am Sonntagabend in der ARD ihre Streitigkeiten auszutragen. Zumindest dass Jauch das annimmt. Deshalb die boulevardeske Themenwahl. Jauch fürchtet wohl mehr einbrechende Quoten als echte Einbrecher.

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