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Live. Claudia Neumann wird als erste Frau WM-Spiele live kommentieren.Foto: ZDF

© Rainer Rüffer

Am Ball: Nur Waldi fehlt

Fünf-Stunden-Tag: Erstmals werden alle Spiele einer Frauenfußball-WM live im Fernsehen übertragen.

Das besondere Zusammenspiel von „Tatort“ und Frauenfußball geht weiter. Wenn am Sonntag die Weltmeisterschaft beginnt und Deutschland um 18 Uhr gegen Kanada spielt, sitzt Maria Furtwängler im vollen Berliner Olympiastadion. Als eine der Promifrauen um „Teamchefin“ Angela Merkel promotet die beliebte „Tatort“-Kommissarin die Frauenfußball-WM. Und wird sich dabei wohl auch den Fragen von ARD-Moderator Claus Lufen stellen. PR, Vorberichterstattung, Spiel, Expertentipps, Nachberichte – der Aufwand, den ARD und ZDF bei dieser WM betreiben, erinnert fast schon an die Männer-WM aus dem vergangenen Jahr oder das „Sommermärchen“ 2006.

Erstmals werden alle Spiele einer Frauenfußball-WM live im Fernsehen übertragen. Alle 32 Spiele sind zu sehen. Je 16 Spiele übertragen ZDF und ARD, am Sonntag startet das Erste um 14 Uhr 20 mit dem Spiel Nigeria gegen Frankreich, bringt vor dem Deutschland-Spiel die „Lindenstraße“ und hört mit Fußball aus erst vor der Hauptausgabe der „Tagesschau“ . Dass das kein Wagnis sein muss, zeigt die Quote vom letzten Testspiel der deutschen Mannschaft gegen Norwegen in der vergangenen Woche mit 5,77 Millionen Zuschauer. Früher schauten zwei bis drei Millionen Menschen zu, wenn die DFB-Auswahl übertragen wurde.

Spannend zu beobachten wird sein, ob sich die Begeisterung auf die anderen Spiele überträgt, wie viele Menschen eine Partie wie Japan gegen Neuseeland am Montag um 15 Uhr überhaupt sehen wollen. Schwerpunkt ist natürlich die Berichterstattung aus dem Lager des Titelverteidigers. Als Endspiel-Sender hofft die ARD wieder auf eine Finalteilnahme der DFB-Frauen abends am 17. Juli. Das ZDF überträgt das dritte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich und dürfte die DFB-Auswahl im Viertel- und Halbfinale zeigen.

ARD und ZDF arbeiten mit einer bei Sportgroßereignissen bisher noch nie erreichten Frauenquote, samt Hintergrundberichten aus dem „deutschen Lager“ mit Shary Reeves (ARD) und Katrin Müller-Hohenstein (ZDF). ZDF-Reporterin Claudia Neumann wird als erste Frau sieben WM-Spiele live kommentieren. Die anderen Reporter sind männlich: Norbert Galeske (ZDF) sowie Tom Bartels und Bernd Schmelzer (ARD). Die Experten-Unterstützung ist weiblich dominiert, mit den Ex-Spielerinnen Nia Künzer (ARD) sowie Silke Rottenberg (ZDF). Auch Eurosport zeigt alle Spiele live. Insgesamt stehen über 150 Stunden auf dem Programm des Spartensenders. Außerdem übertragen die Radioprogramme der ARD alle Spiele mit deutscher Beteiligung, sportschau.de und sport.zdf.de bringen im Internet Livestreams.

Es ist also bereitet. Nur „Waldis WM-Club“ fehlt. Das ist allerdings besser zu verschmerzen als die Tatsache, dass der Frauenfußball in den Medien nach dem Großereignis wegen der „fast völligen Ignoranz in den öffentlich-rechtlichen Sendern“ wieder verschwinden dürfte, wie eine im März gegründete Online-Aktion (www.frauenfußball-in-die-medien.de) vermutet. Vielleicht hat aber auch Maria Furtwängler recht: „Ich glaube, dass die WM zeigen wird, dass Fußball keine Männerbastion mehr ist.“Markus Ehrenberg

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