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Keine Verbindung. Wer bei Starbucks Seiten wie Siegessaeule.de oder Queer.de lesen möchte, wird blockiert.

© Tsp

Angeblich wegen Kinderschutz: Starbucks blockiert Schwulen-Magazine

Kaffee gibt es bei Starbucks in großer Auswahl - doch das Angebot an Websiten ist eingeschränkt. Wer beim Cappuccino-Trinken Siegessaeule.de oder Queer.de lesen möchte, wird gesperrt.

Starbucks wirbt gerne mit seiner großen Auswahl, von Soja-Latte bis Iced Kakao-Cappuccino reicht das Angebot der US-amerikanischen Kette. Doch wer in den Filialen nicht nur Kaffee trinken, sondern auch im Netz surfen möchte, bekommt neuerdings nur eine eingeschränkte Auswahl präsentiert. Das Unternehmen hat sein W-Lan auch in deutschen Filialen entsexualisiert – davon betroffen sind jedoch vor allem Seiten mit schwulen Inhalten wie Siegessaeule.de und Queer.de. Online-Angebote wie die des Männer-Magazins like-online.de („Sina: Am liebsten sexy!“) sind dagegen weiter abrufbar.

"Eine Form von Diskriminierung"

„Queere Lebensmodelle auf diese Weise unsichtbar zu machen, ist eine Form von Diskriminierung“, sagt „Siegessäule“-Chefredakteur Jan Noll. „Wir werden als Medium dadurch in eine Schmuddelecke gerückt, obwohl wir keine pornografischen Inhalte anbieten.“ Auch Queer.de-Chefredakteur Norbert Blech ärgert sich: „Wir sind ein Nachrichtenportal, zu dem unsere Leser überall freien Zugang haben sollten.“ Er vermutet hinter der Sperrung „Homophobie“. Die Seite des Lesben-Magazins L-mag.de ist dagegen nicht gesperrt. "Offenbar werden lesbische Inhalte als weniger bedrohlich angesehen", mutmaßt Noll.

"Verantwortung auch für junge Gäste"

Wer die Seiten der Schwulen-Magazine in den Cafés aufruft, bekommt den Hinweis: „Zugang zu einigen Internetseiten bei Starbucks sind eingeschränkt, da der Inhalt dieser Seiten in einem öffentlichen familiären Umfeld ungeeignet ist.“ Seit November 2013 seien in Zusammenarbeit mit „unserem Netzprovider“ in den deutschen Coffee-Shops „Filter installiert, die Kinder vor nicht altersgerechten Internetinhalten schützen sollen. Wir sehen uns hier in der Verantwortung auch für unsere jüngsten Gäste“, teilte eine Starbucks-Sprecherin mit. Herausgefiltert würden Seiten mit nicht jugendfreien beziehungsweise explizit sexuellen Inhalten, "unabhängig davon, ob sie einen homo- oder heterosexuellen Hintergrund haben". Das Unternehmen lege "größten Wert auf Vielfalt und Chancengleichheit und setzt sich unter anderem in den USA für gleichgeschlechtliche Ehen ein." Um eine Zensur handele es sich bei der Zugangssperre deshalb nicht.

Warum aber sind Seiten wie like-online.de mit halbbekleideten Frauen dann problemlos abrufbar, nicht aber Seiten wie die der "Siegessäule", die politische Berichterstattung neben Partytipps bieten? Eine technische Lösung könne "Schwachstellen aufweisen", so die Starbucks-Sprecherin. Das Unternehmen sei aber "offen für das konstruktive Feedback unserer Gäste" , bei entsprechenden Hinweisen werde überprüft, "ob der Ausschluss bestimmter Internetseiten gerechtfertigt ist oder nicht." "Siegessäule"-Chefredakteur Noll erwägt nun, das Gespräch mit Starbucks zu suchen. Queer.de-Chefredakteur Blech sieht dagegen wenig Chancen auf Erfolg. Seine Seite werde beispielsweise auch bei McDonalds und im nordrhein-westfälischen Landtag blockiert. "Ich frage mich eher, ob es solche Filter überhaupt braucht. Wenn Kinder ein Handy oder Tablet haben, sind eher die Eltern in der Verantwortung und nicht die Provider." Sonja Álvarez

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