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Medien: Ansturm auf „.eu“-Adressen

Europa will sich im Netz von US-Dominanz befreien

Im Internet werden die Claims neu abgesteckt. Am kommenden Mittwoch beginnt das Vergabeverfahren für die neue Internet-Endung „.eu“, mit der sich Europa im Netz von der amerikanischen Dominanz befreien will. „Ich erwarte, dass die europäische Domäne ,.eu‘ bald eine ähnliche Bedeutung einnehmen wird wie ,.com‘“, sagte EU-Medienkommissarin Viviane Reding. Nachdem aber die Einführung der neuen Top Level Domain (TLD) erheblich länger gedauert hat als zunächst geplant – eigentlich hätte „.eu“ bereits vor einem Jahr an den Start gehen sollen – besteht nun die Gefahr, dass viele Firmen und Organisationen die Registrierung der neuen Adresse verschlafen. „Für die ,.eu‘-Adressen ist es mittlerweile fünf vor zwölf“, sagt Stefan Legner, Vorstand des Berliner Webhosters Strato, einem der führenden Unternehmen auf diesem Gebiet in Deutschland.

Die neue Internet-Endung wird in drei Phasen vergeben. Besonders spannend ist dabei der 7. Dezember. An diesem Tag beginnt das Verfahren für die Inhaber besonderer Marken- und Namensrechte. Wer seine in Deutschland oder in der EU registrierte Marke künftig über die zentrale europäische Adresse vermarkten will, muss seinen Antrag zu diesem Zeitpunkt über einen der 500 zugelassenen Registrare einreichen. Das gleiche gilt für nationale geografische Angaben (wie zum Beispiel Berlin.eu) und öffentlich-rechtliche Institutionen.

„Der Druck ist deshalb so groß, weil vor allem Markeninhaber aus kleineren EU-Mitgliedstaaten und hier vor allem aus Osteuropa versuchen werden, über eine westlich klingende ,.eu‘-Adresse neue Märkte zu erschließen“, sagt Strato-Vorstand Legner.

Damit es bei der Einführung der neuen Adresse nicht zum Hauen und Stechen kommt, hat die Europäische Kommission ein detailliertes Verfahren ausgearbeitet. So muss der Interessent innerhalb von 40 Tagen nach der Beantragung der Adresse schriftlich seine Markenrechte nachweisen. Diese Angaben werden vom Beratungsunternehmen Price Waterhouse Cooper im Auftrag der europäischen Registrierungsstelle Eurid geprüft. Liegt nach Ablauf der Frist kein Einspruch vor, wird die Adresse zugeteilt. In Konfliktfällen muss das Schiedsgericht der Wirtschafts- und Agrarkammer der Tschechischen Republik in Prag entscheiden.

Zwei Monate nach dem Verfahren für die besonderen Rechte beginnt am 7. Februar 2006 die Vergabe für die Inhaber allgemeiner Marken- und Namensrechte wie Handels- und Firmennamen sowie für unregistrierte Marken und Familiennamen. Die letzte Phase für alle anderen Interessenten – und somit für den Massenmarkt – beginnt hingegen erst am 7. April 2006. Hier wird keine Prüfungsgebühr fällig, dafür gilt bei den privaten Adressen das Verfahren „First Come First Served“. „Auch wenn die Adresse erst im April registriert wird, kann es deshalb sinnvoll sein, sie bereits jetzt bei seinem Provider vormerken zu lassen“, sagt der Strato-Vorstand.

Informationen zum Thema:

http://list.eurid.eu/registrars

www.strato.de/eu-domain

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