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Anne_Will

© NDR

ARD: „Charmante Steuerfrau“

Hinter den Kulissen: Wie Senderchefs und Kollegen über die Christiansen-Nachfolgerin urteilten.

Direkt nach der Sendung sichert sich Anne Will erst mal eine der Pressemappen, die in der Lounge ausliegen. Im Porträt ist sie darauf zu sehen, sie lacht, ihre Augen leuchten so, wie sie es vor der Kamera immer tun. In einem Interview sagte sie kürzlich, dass sie das beim Fernsehen gelernt habe, diese „innere Lampe anzuschalten“. Die Mappe will sie jetzt schnell noch ihren Eltern bringen.

Berlin-Adlershof, 21 Uhr 35. Zehn Minuten vor Sendungsbeginn kommt Anne Will ins Studio. „Dass sie hier sind, tut schon mal gut“, lächelt sie dem Publikum entgegen. NDR-Programmdirektor Volker Herres lächelt zurück. Er sitzt in Reihe drei, genau wie Jens Riewa („Tagesschau“), Jörg Thadeusz („Thadeusz“), Ulrich Deppendorf („Bericht aus Berlin“). Reihe drei, das ist die Kollegen-Reihe. Anne Will knipst ihre innere Lampe an.

„Hätten wir die Sendung letzte Woche gemacht, wär’s doof gewesen, da war ich aufgeregt“, sagt sie in Richtung Publikum. „Diese Woche ist klasse.“ Sie schaut hinauf zu Herres. Oder zu ihren Eltern. Die sitzen auch in Reihe drei. Dann nimmt Anne Will auf ihrem Stuhl Platz. Ihre ersten Gäste Beck, Rüttgers, Käßmann und Obermann haben das Talkshow-Grinsen schon im Gesicht. Wills Erkennungsmelodie startet: Drei, zwei, eins – willkommen beim neuen Sonntags-Talk und dem Dauerbrennerthema soziale Gerechtigkeit (siehe "So ruhig wie beige"). Das sahen am Sonntagabend nach dem „Tatort“ rund fünf Millionen Menschen. „Sabine Christiansen“, der Talk der Anne-Will-Vorgängerin, hatte zuletzt im Schnitt 3,9 Millionen Zuschauer.

Das Risiko hat sich gelohnt

Später nach der Show wird Anne Will sagen, dass sie beeindruckt gewesen sei von dem, was Kerstin Weser gesagt hat, eine Bauingenieurin aus Bautzen, die in einem Callcenter arbeitet. Dieses Einzelgespräch ohne Polit-Phrasen, abseits der Talkrunde auf einem Sofa, war das Element der Sendung, das mit Spannung erwartet wurde. „Mädchen, das ist ein Risiko“, hatte ARD-Programmdirektor Günter Struve noch vor ein paar Wochen gewarnt. Jetzt, nach der Sendung, steht er vor Anne Will und verneigt sich großväterlich. „Ganz große Klasse.“

Und es gibt noch mehr Lob für Will an diesem Abend. Talkgast Rüttgers sagt, was er sagen muss: „Anne Will mit Christiansen zu vergleichen, wäre falsch.“ Und: „Ich habe gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist.“ Und: „Ich hoffe, dem Zuschauer ging es genauso.“ Dann lächelt er. Auch Volker Herres stimmt ein: Anne Will war eine „charmante Steuerfrau“, im Vergleich zu Christiansen „strukturierter“. Moderator Jörg Thadeusz fand die Neue „uneingeschränkt großartig“, dazu „witziger und präziser“ als ihre Vorgängerin.

Als sich das Studio D leert, beglückwünschen sich auch die Techniker gegenseitig, „gut gemacht, bis nächsten Sonntag“. Anne Will ist da schon auf dem Weg zu ihren Eltern, die Pressemappe unterm Arm. Zeit, die Lampe auszuknipsen.

Tim Klimeš

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