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Medien: ARD-Doku: Der Soldat mit der Kamera

Trotz seiner inzwischen 80 Jahre wirkt es so, als ob es gestern gewesen wäre, wenn er von der Zeit berichtet, als er in den Vereinigten Staaten noch ein unbekannter junger Mann war: 22 Jahre alt war Tony Vacarro, als er im Juni 1944 als GI der 83. Infanterie-Division in der Normandie landete.

Trotz seiner inzwischen 80 Jahre wirkt es so, als ob es gestern gewesen wäre, wenn er von der Zeit berichtet, als er in den Vereinigten Staaten noch ein unbekannter junger Mann war: 22 Jahre alt war Tony Vacarro, als er im Juni 1944 als GI der 83. Infanterie-Division in der Normandie landete. Im Sturmgepäck hatte er seinen wertvollsten Schatz: eine Argus C-3, eine 35mm-Fotokamera, die er sich kurz zuvor gekauft hatte.

Tony Vaccaro wollte Fotograf werden - und wenn es zu Hause nicht ging, dann eben an der Front. Mit der Erlaubnis seiner Vorgesetzten kämpfte er im letzten Kriegsjahr nicht nur mit der Waffe, sondern schoss Tausende von Fotos: sterbende Soldaten, Freunde, Feinde, Zivilisten hinter der Front, weinende, zerfetzte, manchmal auch lachende Gesichter im Schützengraben. Seine "Schnappschüsse vom Krieg", von denen die ARD (23 Uhr 30) eine Auswahl zeigt, spiegeln den Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit in Deutschland in allen Facetten.

Entwickelt hat Vaccaro die Fotos nachts, wenn die Kameraden schliefen - in vier Soldatenhelmen: "Der Entwickler war aber immer in meinem eigenen Helm", in den Helmen der Kameraden wurden die Negative nur gespült. An Zweigen hängend getrocknet wanderten diese dann in eine alte Filmdose, die Vaccaro irgendwo aufgelesen hatte. Sehen wollte das allerdings keiner, da nach dem Sieg der Amerikaner das Interesse an den Grausamkeiten dieser Zeit gering war. So machte er sich nach dem Krieg erst mal einen Namen als Mode- und Lifestyle-Fotograf für Magazine wie "Look" und "Life", bevor er als Chef-Fotograf bei "Flair" eingestellt wurde. Mit mehr als 50-jähriger Verspätung kommt nun die Reputation als Kriegs-Chronist hinzu: Tony Vaccaros eindrucksvolle Kriegsbilder sind in Ausstellungen zu sehen; in seiner Dokumentation reist der Filmemacher Jürgen Ast mit ihm an die Orte seiner Fotos zurück und lässt ihn von den Umständen erzählen, unter denen die Bilder entstanden. Vaccaros Kritik an dem Film beschränkt sich auf eine Tatsache: "Ich hätte gerne mehr von meinen Fotos gesehen." Den Zuschauern, denen es ebenso geht, sei der folgende Fotoband empfohlen: Entering Germany.

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