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Bloß Science-Fiction? Dass Killer-Roboter bald gegen Menschen kämpfen, ist eine Vision mit Wirklichkeitspotenzial.

© SWR

ARD-Doku über Killier-Roboter: Delegierte Tötungsentscheidung

Die ARD-Dokumentation „Killer-Roboter“ stellt die sensible Frage: Dürfen Maschinen töten?

„Was noch vor wenigen Jahren wie ein Science-Fiction-Szenario aussah, könnte bald Wirklichkeit werden“, ist zu Beginn dieser ARD-Dokumentation als Kommentar aus dem Off zu hören. Das impliziert etwas Surreales, etwas Bedrohliches auch. Nein, es geht dabei nicht um das neue Sequel von George Lucas´ „Star-Wars“-Reihe, um die neuesten galaktischen Sternenkriegerraumschiffe.

Es geht vielmehr um eine letztlich erschreckend reale Entwicklung. Roboter und Algorithmen, die längst schon dabei sind, das Leben der Spezies Mensch zusehends zu prägen und zu lenken, sei es via Smartphone oder via Amazon, sei es in der Autofabrik oder sonst wo am Fließband, diese Roboter und Algorithmen könnten nun auch die Kriege, die der Mensch wider besseren Wissens unablässig führt, übernehmen. Den Schießbefehl gibt dann kein Mensch mehr, das Ziel sucht dann kein Mensch mehr aus, nein, diese Aufgaben übernehmen Roboter. Es ist ein Szenario, welches nicht von George Lucas stammt.

Die Dokumentation „Killer-Roboter: Dürfen Maschinen töten?“ von Filmautor Uri Schneider sucht eine Antwort auf diese Frage und illustriert zwischen Zeitzeugen-Interviews montierte Kriegsszenen mit sepiafarbenen animierten Trickfilmsequenzen. Schneider besucht im Dezember 2016 die Abrüstungskonferenz, die nur wenige Tage vor der UN-Konferenz für Waffenkontrolle in Genf stattfindet. An dieser Abrüstungskonferenz, an der 19 Staaten partizipieren mit der Forderung der Ächtung von Killer-Robotern, nehmen unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams und der junge deutsche Politikwissenschaftler Frank Sauer teil, der an der Universität der Bundeswehr in München lehrt. Sauer gehört zu denen, die explizit vor Killer-Robotern warnen, seit Jahren schon: „Das grundlegende ethische Problem ist die Frage, ob es richtig ist oder ob es nicht vielleicht die Würde des Menschen verletzt, wenn wir die Tötungsentscheidungen an anonyme Maschinen, an Algorithmen delegieren.“

Lethale autonome Waffensysteme

Während Menschen wie Frank Sauer oder Jody Williams diese Frage entschieden verneinen und sich dafür einsetzen, dass die Maschine in einer näheren Zukunft nicht auch noch des Menschen Kriege ganz übernimmt – mehrfach fallen in diesem Kontext Begriffe wie etwa „lethale autonome Waffensysteme“ –, gibt es Personen, die dies ganz anders sehen, die diese Entwicklung uneingeschränkt begrüßen, sie sogar fördern. Da ist etwa Ronald Arkin vom Institut für Robotik in Atlanta. Er verteidigt jegliche Roboterisierung kriegerischer Auseinandersetzungen und spricht dabei an einer Stelle von einem von ihm konzipierten „ethischen Regulator“.

Filmautor Uri Schneider sucht neben Arkin in Atlanta auch den skeptischen US-Militärhistoriker Peter W. Singer in Washington auf – „Wer glaubt, er könne dieses ethische Dilemma noch lösen, lebt in einer Fantasiewelt“ – , sowie die Robotic Waffenmesse in Tel Aviv, auf der die israelische Rüstungsindustrie Entwicklungen wie die Kampfmaschine RoBattle mit erkennbarem Stolz präsentiert. Hier spricht er auch mit Ehud Gal, Roboter-Entwickler und Manager der Firma General Robotics. Hier, auf der Robotic Waffenmesse in Tel Aviv, interessieren Ethik, Humanismus oder Völkerrecht der Vereinten Nationen nicht, ist wieder vom Off-Kommentator mit resignativem Unterton zu hören.

„Killer-Roboter“ ist eine so informative wie bedrückende Dokumentation. „Star Wars“ war gestern. Thilo Wydra

„Killer-Roboter: Dürfen Maschinen töten?“, ARD, Montag, um 22 Uhr 30

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