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Unter der Lupe. Google weiß viel von seinen Nutzern. Bald noch mehr?

© dpa

ARD-Dokumentation über Google: Die dunkle Seite der Macht

Eine ARD-Dokumentation über Google sagt: Die Suchmaschine hat sich verändert - und ist böse geworden.

Irgendwann weiß Google alles. Wann du zur Arbeit fährst, ob du kalte Füße hast, welche Klamotten du trägst. Dass Google Informationen über Menschen sammelt und diese dazu verwendet, personalisierte Werbung im Netz zu schalten, ist bekannt. Die ARD-Dokumentation „Die geheime Macht von Google“ von Ulrich Stein lässt die Zuschauer aber noch anderes fürchten: Irgendwann werde es ein „Google-Betriebssystem des Lebens“ geben. Denn Google, das bis heute den Slogan „Don’t be evil“ – also: Sei nicht böse – in den Firmenstatuten führt, sei genau das geworden: Böse. Eine Macht, wie es sie noch nie zuvor auf Erden gab.

Glaubt man den Zahlen, die der Film präsentiert, muss man sagen: Da ist was dran. Google erhält vier Milliarden Suchanfragen am Tag. Der Geodienst „Google Maps“ hat eine Milliarde monatlicher Nutzer. Aus jeder einzelnen Anfrage werden Daten generiert, die die Suchmaschine für eigene Zwecke nutzt. Theoretisch könnten sie aber auch Geheimdiensten zur Verfügung gestellt werden. Wer schon einmal in sein Google „Dashboard“ geschaut hat, wird überrascht sein, was das Unternehmen alles über einen weiß: Auslandsreisen. Suchanfragen. Ganze Bewegungsprofile sind abrufbar.

Klingt unheimlich. Ist es auch. Deshalb muss kritisch hinterfragt werden, was der Konzern mit diesen Daten will. Von Kay Oberbeck, Sprecher für Google Nordeuropa, ist an diesem Punkt nicht sehr viel zu erwarten: „Man muss Google ja nicht nutzen“. Ende der Diskussion?

Der Film driftet manchmal ab: Alles an Google ist irgendwie bedrohlich

Die ARD will es investigativer. Doch hier wird es schwierig: Der Film driftet ab. Fast alles, was Google als Unternehmen auszeichnet, wird als bedrohlich ausgelegt. Google stellt nur Experten ein, denen ein ansprechendes Arbeitsumfeld geboten wird? Verdächtig. Die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin pflegen Kontakt zu US-Präsident Barack Obama? Verwerflich. Google ist an Gewinn interessiert? Verachtenswert. Dass Gewinnorientierung eines Unternehmens nicht per se „böse“ ist, wird übersehen. TV-Probleme gibt es trotzdem, besonders bei der Bebilderung. Weil es von den angeblich konspirativen Treffen Obamas mit den Google-Gründern kein Filmmaterial gibt, werden journalistische Grundsätze umgekrempelt: Die Doku befleißigt sich streckenweise eines reinen „Tell, don’t show.“

Trotzdem gibt es Gründe, warum Aktivisten in Brüssel zu Recht gegen den Netzriesen vorgehen. Einer davon: Google manipuliert angeblich Suchalgorithmen, um die Konkurrenz kleinzuhalten. Deshalb überlegte auch SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei einer Diskussion mit „Mr. Google“ Eric Schmidt, ob sich die Suchmaschine künftig an staatliche Regeln halten solle.

„Die geheime Macht von Google“, ARD, Montag, 22 Uhr 45

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