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Mauerblümchen mit Macho. Olivia (Eva Löbau) hat keine Lust mehr auf ihren selbstgefälligen Ehemann Klaus (Devid Striesow) und zieht wieder bei ihrer Mutter ein. Doch als Klaus sie zu sich zurückholen will, beginnt eine turbulente Geschichte. Foto: NDR

© NDR/Romano Ruhnau

ARD-Film „Das Glück ist eine ernste Sache“: Tochter leidet, Mutter turtelt

Jahrelang lag die Tragikomödie „Das Glück ist eine ernste Sache“ im Archiv der ARD. Jetzt kommt sie zur Ausstrahlung - mit Eva Löbau als Mauerblümchen und Devid Striesow als Macho.

Der Blues der ersten Bilder gibt den Tonfall vor, in dem Lothar Kurzawa die Geschichte seiner traurigen Antiheldin erzählt. Olivia, mit ergreifender Glaubwürdigkeit von Eva Löbau verkörpert, ist ein Mauerblümchen mit bemitleidenswert fragilem Selbstwertgefühl. Und natürlich suchen sich solche Frauen gern Männer, bei denen sie negative Bestätigung finden; Devid Striesow verkörpert den Kerl an ihrer Seite mit einer geradezu unverschämten Selbstgefälligkeit, die jedes Kompliment vergiftet wirken lässt.

Aber die Eheszenen sind bloß Prolog für die eigentliche Geschichte, in deren Verlauf sich die Tochter ausgerechnet an der tyrannischen Mutter wieder aufrichtet. Um zu erreichen, dass sich die beiden Frauen aller Antipathie zum Trotz unterm selben Dach einfinden, greift Autor Kurzawa zu einem Wunder: Die vergangenen zwei Jahre hat Kora (mit bewährter Stacheligkeit: Christine Schorn) im Wachkoma verbracht; der Tod ihres zweiten Ehemannes weckt überraschend ihre Lebensgeister. Weil Olivia ihrem Mann einen Denkzettel verpassen will, zieht sie kurzerhand zurück ins Elternhaus, um Kora tatkräftig zur Seite zu stehen.

Löbau und Schorn sind zwei großartige Gegenspielerinnen

Selbstredend lebt das Mutter-Tochter-Drama in erster Linie davon, dass Löbau und Schorn zwei derart großartige Gegenspielerinnen sind. Wie Kora, einmal dem Rollstuhl entronnen, über sich hinauswächst, während sich die ohnehin ständig fluchtbereite Olivia immer mehr zu ducken scheint, das ist schon allein körpersprachlich ausgezeichnet dargestellt (Regie: Hermine Huntgeburth).

Ein Lob gebührt auch Kostüm und Ausstattung (Sabine Böbbis, Sabine Pawlik), denn die konsequent unauffällig gekleidete Olivia verschwindet fast in der gleichfalls farblosen ältlichen Einrichtung ihres Elternhauses.

Doch Geschichten dieser Art gab es schon viele. Und so erweist es sich als ausgesprochen kluger Schachzug, das Damenduo um einen Herrn zu ergänzen. Im Krankenhaus hat sich Kora eine neue Liebe angelacht: Rudi (Friedrich von Thun) steht ständig unter Strom, ist immer gut drauf und sorgt als Charmeur alter Schule dafür, dass sich beide Frauen wohlfühlen; auch wenn Olivia den angeblichen Konzertmanager, der dauernd wichtige Telefonate führt, für einen Hochstapler hält. Ob dem so ist, spielt irgendwann aber ohnehin keine Rolle mehr, denn Rudi leidet unter einer bipolaren Störung, und so folgt auf die manische Phase schließlich der Zusammenbruch.

Der Film ist ein Vermächtnis von Ex-NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze

„Das Glück ist eine ernste Sache“ ist bereits im Winter 2008/2009 entstanden und gehört zum Vermächtnis der früheren NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze. Der Film hat die Zeit im Lager allerdings unbeschadet überstanden, zumal die Geschichte wie eigentlich alle Arbeiten Kurzawas von zeitlosen Hauptfiguren und Konflikten geprägt ist.

Nicht minder reizvoll sind daher auch die Nebenrollen: Thomas Kügel als Olivias Therapeut, der sich mitunter etwas unprofessionell verhält, weil ihn die passive Aggressivität der Patientin auf die Palme treibt; und Stephan Grossmann als Koras linkischer, aber freundlicher Nachbar, der genau der richtige Mann für Olivia wäre. Die Musik von Biber Gullatz und Andreas Schäfer, ein melancholischer Bluesjazz, sorgt dafür, dass der Film nicht nur sehens-, sondern auch hörenswert ist.

„Das Glück ist eine ernste Sache“, ARD, Mittwoch, 20 Uhr 15

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