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© ARD

ARD-Wahlarena: „Auge in Auge mit dem Bürger“

Das Erste lädt zum Townhall Meeting mit Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier nach Köln. Den kommerziellen Konkurrenten RTL lässt ARD-Chefredakteur Thomas Baumann als Vorbild nicht gelten.

Herr Baumann, welche Frage würden Sie Frau Merkel am Montag in der ARD-Wahlarena stellen, wenn Sie zu den Gästen im Kölner E-Werk gehörten?



Sie haben vor vier Jahren in Ihrer Regierungserklärung angekündigt: „Mehr Freiheit wagen!“ Wo haben Sie das eingelöst?

Und an Frank-Walter Steinmeier am Dienstag?

Sie behaupten immer, Sie ließen sich nicht verbiegen, blieben „ich“. Der Frank-Walter Steinmeier, der im Wahlkampf in Bierzelten dröhnt und schreit wie Gerhard Schröder, sind das wirklich Sie?

150 Gäste, 75 Minuten Sendezeit, nach welchen Kriterien und vor allem von wem wurden die Fragesteller ausgewählt?

Das Publikum der Wahlarenen wurde repräsentativ vom Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap zusammengestellt. Zusätzlich konnten sich Bürger nach Aufrufen im Internet, Radio und Fernsehen der ARD mit ihren Fragen bewerben. Wer zum Zug kommt, entscheidet sich in der Sendung.

Kennen die Kandidaten die Fragen?


Nein, natürlich nicht.

Eine Beteiligung der Zuschauer daheim per Internet ist nicht vorgesehen.


Nein. Wir setzen auf den direkten Kontakt zwischen Kanzlerin und Kandidat mit den Bürgern in der Halle. Das Gespräch ‚Auge in Auge‘ ist uns besonders wichtig. Darin unterscheiden wir uns von anderen Formaten.

Gibt es Themen, die von den Kandidaten und Ihren Teams ausgeschlossen wurden?

Nein. Die Fragen kommen aus dem Publikum. Da gibt es keine Filter.

Ein Quotengarant ist ein Townhall Meeting nicht. Bei RTL blieb das neue Format deutlich unterm Senderschnitt. Welche Schlüsse haben Sie aus den Erfahrungen der Kollegen für die Wahlarena des Ersten gezogen?

Unterm Senderschnitt bleiben politische Formate häufig, gerade bei kommerziellen Mitbewerbern. Aber das ist nicht der Punkt. Wir brauchen uns für unsere Sendungen nicht an RTL zu orientieren. Wir veranstalten Wahlarenen schon seit Jahren. Wir machen es überdies spannender und atmosphärischer als die Kollegen von RTL. Es braucht die direktere Kommunikation zwischen Bürgern und den Kandidaten. Bei RTL war das zu viel Wohnzimmeratmosphäre und zu wenig Arena.

Die RTL-Zuschauerrunde mit Angela Merkel lief vor der Europawahl, diesmal geht es um die Macht in Deutschland. Aber möglicherweise verhält es sich mit dem Zuschauerinteresse ja so wie mit der Wahlbeteiligung. Ab welcher Zuschauerzahl können Sie sagen, dass die ARD zu den Siegern gehört?

Wir haben montags auf einem sehr hart umkämpften Sendeplatz durchschnittlich 2,5 Millionen Zuschauer. Das entspricht einem Marktanteil von 8,5 Prozent. Wenn wir darüber liegen, zähle ich uns zu den Siegern.

Porträts, Diskussionsrunden mit Zuschauern und auch das Duell mit dem Herausforderer, das alles scheut die Kanzlerin nicht. Komplizierter wird es, wenn auch die Opposition dabei sein soll, wie bei den immer wieder geforderten Berliner Runden. Sind Sie dabei schon weitergekommen als die Kollegen vom ZDF?

Für unsere ARD-Runde mit den Spitzenkandidaten, die am 21. September stattfinden wird, haben wir zwar noch keine Zusage der Kanzlerin. Aber auch keine Absage. Das stimmt mich zuversichtlich.

Nach all den Porträts, Wahlarenen und dem Duell könnte man meinen: es reicht. Mit welchem Argument wollen Sie Frau Merkel vom Sinn einer Berliner Runde vor dem 27. September überzeugen?

Frau Merkel kennt das Argument: Natürlich wäre es reizvoll, die Kanzlerin sechs Tage vor der Wahl im direkten Vergleich mit allen Spitzenkandidaten zu erleben.

Das Gespräch führte Kurt Sagatz.

Thomas Baumann ist seit Juli 2006 ARD-Chefredakteur. Er koordiniert im Ersten die Bereiche Politik, Kultur und Gesellschaft.

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