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Der Fisch kommt in der Bibel vor und auch in Madonnas Buch „Sex“. Immanuel Kant und Sigmund Freud haben sich mit den Kiemenatmern beschäftigt.

© Thomas Schmitt Film

Arte-Dokumentation: Die Kulturgeschichte des Fisches

Ein singender Lampenfisch, was Freud über Aale dachte und warum auf den Kanaren jedes Jahr eine riesige Sardine zu Grabe getragen wird. Das ist Sonntagnacht auf Arte in "Die Kulturfisch-Revue" zu sehen.

Es beginnt mit drei Goldfischen vor weißem Hintergrund. Sie scheinen die Lippen zu bewegen, als würden sie sprechen. Aus ihren Mündern kommt die Stimme von David Foster Wallace. Es ist der Mitschnitt einer Rede, die der Schriftsteller 2005 vor den Alumni des amerikanischen Kenyon College gehalten hat. Zwei junge Fische schwimmen zusammen, als ihnen ein älterer Fisch entgegen kommt und fragt: „Morgen Jungs, wie ist das Wasser?“, die zwei jungen Fische schwimmen weiter, bis sich einer zum anderen dreht und fragt: „Was zum Teufel ist Wasser?“

Die offensichtlichsten Dinge, sind oft am schwersten zu erkennen. Die erste Botschaft der Dokumentation „Die Kulturfisch-Revue“, die Arte Sonntagnacht ausstrahlt. In etwas mehr als einer Stunde führt Regisseur Thomas Schmitt durch die Kulturgeschichte des Fisches.

Es ist keine Dokumentation im Stile der BBC-Reihe „Blue Planet“, kommentiert von David Attenborough, in der atemberaubende Unterwasseraufnahmen gezeigt und kaum bekannte Arten vorgestellt werden. Denn wie es schon im Titel heißt, hat der Film Revuecharakter. Dokumentationsernst wird durch Showgeist und Theaterabsurdität ersetzt.

Der Film besteht aus zusammengestückelten, wenn auch inhaltlich mehrheitlich zusammenhängenden Akten – unterbrochen werden diese immer wieder von Musikeinlagen. Da singt dann etwa ein ein Fischskelett „I Will Survive“ von Gloria Gaynor, oder ein Lampenfisch „Wish you were here“ von Pink Floyd. Und wer genau aufpasst, hört, wie der Text unauffällig von „Wish“ auf „Fish“ abgewandelt wird. Ähnlich bei dem Lied „Let’s do the Fish again“.

Spanferkel sind auch Fische

Bei der Fischrevue geht es nicht darum, Natur darzustellen. Es geht um den Menschen und was der Fisch für ihn und seine Geschichte bedeutet. Er ist allgegenwärtig, wie der Film aufzeigt. In der christlichen Religion ist die Bedeutung des Fischsymbols weitaus bekannt, darauf hätte man nicht so viel Zeit verwenden müssen, fast 15 Minuten.

Was spannender ist, sind die kleinen Fun-Facts. Es wird beschrieben wie Mönche in der Fastenzeit Spanferkel in den Klosterbrunnen warfen, sie dann herauszogen und zu Fischen erklärten, weil sie ja aus dem Wasser kamen. „Herrgottbescheißen“ nannte man das.

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Auf den Kanaren wird das Fest „Begräbnis der Sardine gefeiert“, Madonna rekelte sich mal nackt auf einer Fischstatue, im Berliner Naturkundemuseum gibt es einen riesigen Fischfriedhof und auch Immanuel Kant hat sich schon mit Fischen beschäftigt.

In seinen „Schriften zur Naturwissenschaft“ beschreibt er, was Rotzfische sind und warum es keine Meerjungfrauen gibt. Verkörpert wird der Philosoph vom Schauspieler Hanns Zischler. Gegen Ende des Films wird aus dem Spaß Ernst.

Der Aal ist vom Aussterben bedroht, weil Wasserkraftwerke ihm den Weg zu seinen Laichplätzen versperren. Ein Fisch, über den schon Aristoteles und Sigmund Freud geschrieben haben und den noch nie jemand beim Sex beobachtet hat. Außerdem gibt es einen Rap zu Überfischung und zur Verdreckung der Meere, in dem ein Fisch auf einen Taucher schießt.

„Die Kulturfisch-Revue“, Arte, Sonntag 0 Uhr 55 und in der Mediathek

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