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Gefährlicher Einsatz. Hannes Muck (Gerhard Liebmann) wird durch Ermittlungen in eigenen Reihen zum Verräter für die Dorfgemeinschaft: Er wird zusammengeschlagen.

© Graf Film/Toni Muhr

Arte-Heimatkrimi aus Kärnten: Mucks Aufbruch

Andreas Prochaskas hat einen lakonischen Heimatkrimi in Kärnten gedreht: „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“ - doch von dem Satz darf man sich nicht täuschen lassen.

Hannes Muck (Gerhard Liebmann) liebt seine Heimat. Im Auto hört er gerne „Kärntens schönste Lieder“; dass er sein Hüttenberg einmal verlassen könnte, ist unvorstellbar. Muck ist Polizist, „Postenkommandant“, wie es in Österreich heißt. Mit dem Kommandieren hat er es aber nicht so. Aber auf seine „Leut“, auch wenn die ihn nicht allzu ernst nehmen, lässt der schüchterne Muck nichts kommen. Als in Hüttenberg ein junges Mädchen ermordet aufgefunden wird, mischt Chefinspektor Plöschberger (Simon Hatzl) aus Klagenfurt Mucks kleine Welt auf. „Darf ich Sie erinnern, dass einer von die Leut da ein Mörder ist“, sagt Plöschberger. „Ja, aber alle anderen sind meine Freund“, antwortet Muck. Der Inspektor: „A guater Polizist hat keine Freund.“ Das muss dann auch der Hannes Muck im Laufe der Ermittlungen erkennen.

16 Preise räumte der Film ab

Der Dialekt dürfte für hochdeutsche Ohren eine Herausforderung sein, aber ein Heimatkrimi aus Kärnten ohne die regionale Sprachfärbung wäre natürlich absurd. „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“ wurde für die „Landkrimi“-Reihe des ORF gedreht, und weil Arte als Koproduzent mit von der Partie war, kommt dieses Kleinod nun auch ins deutsche Fernsehen. Die Abenteuer des Hannes Muck sind das nächste Werk von Regisseur Andreas Prochaska, der zum gestiegenen Renommee des österreichischen Films einiges beigetragen hat. Sein Alpenwestern „Das finstere Tal“ räumte bei den deutschen und österreichischen Filmpreisen insgesamt 16 Auszeichnungen ab. Der Fernsehfilm „Das Wunder von Kärnten“ gewann einen Emmy Award. Und Prochaskas „Spuren des Bösen“-Reihe um den Wiener Polizeipsychologen Richard Brock (Heino Ferch) gehört zum Besten, was das deutschsprachige Krimi-Fernsehen zu bieten hat. Nun also wieder Kärnten: Hannes Mucks Hüttenberg ist kein fiktiver Ort, das Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner bezieht die Besonderheiten des realen Schauplatzes bewusst mit ein.

Blutspuren im Wald

Der Film beginnt mit einer Rettungsübung in den alten Schächten des Erzbergs, aus dem lange Zeit Eisen gewonnen wurde. In den stillgelegten Hochöfen in der Heft feiern die vorbestraften Jugendlichen Partys, die in einem Heim zur Resozialisierung untergebracht sind – und die von den Einheimischen „Stiazla“ geschimpft werden, was so viel wie Herumtreiber bedeutet. Alle drei Jahre wird in Hüttenberg zudem das Reiftanz-Fest gefeiert. In „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“ darf Babsi, die 16-jährige Tochter des Landtagsabgeordneten Alois Prantl (Fritz Egger), das weiße Kleid der Reiftanz-Braut tragen. Kurz darauf wird ihre Leiche in einem der Schächte gefunden, Blutspuren im Wald deuten darauf hin, dass sie dort erschlagen wurde.

Prochaskas Inszenierung folgt dem sympathischen Hannes Muck auf Schritt und Tritt. Das Tempo ist allerdings, wie Muck selbst, gemächlich, was die Komik noch steigert. Die Pausen in den lakonischen Dialogen lassen die Figuren und ihre Gespräche noch skurriler erscheinen. Auch die wunderbare Kamera von Thomas Kiennast („Das finstere Tal“) nimmt sich Zeit, kostet die Bilder aus und scheint immer einen Tick länger als üblich auf den Gesichtern zu verweilen. Im Titel ist sicher eine ordentliche Portion Ironie enthalten, aber billigen Spott schütten Prochaska und die Autoren weder über Kärnten noch über ihre Hauptfigur Hannes Muck aus.

- „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“; Arte, Freitag 20 Uhr 15

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