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Glücklich ist Apple-Manager Eddy Cue (l.) über die Kooperation mit Rupert Murdoch und dessen Zeitung „The Daily“. Foto: Reuters

© REUTERS

Aufbegehren: Appell an Apple

Verleger fordern vom US-Konzern ein faires Geschäftsmodell für den Verkauf von iPad-Abos. Hilfe kommt möglicherweise aus Brüssel.

Noch vergangene Woche versuchte Eddy Cue die Probleme wegzulächeln: „Wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Verlegern“, sagte der Manager des US-Konzerns Apple, als er in New York gut gelaunt die iPad-Zeitung „The Daily“ vorstellte. Eine eher einseitige Interpretation. Seit längerem sind die Verleger nicht glücklich über ihr Verhältnis zu Apple – nun revoltieren sie sogar gegen den Konzern. Der Grund: er will ihnen das Geschäftsmodell für den Verkauf und Vertrieb ihrer Zeitungen und Zeitschriften auf iPads und iPhones vorschreiben.

„Es ist dringend notwendig, dass auch Apple Grenzen aufgezeigt werden. Der Konzern wird vom Plattformanbieter zum Inhalteanbieter“, sagt Valdo Lehari, Verleger des „Reutlinger General-Anzeigers“ und Vize-Präsident des europäischen Zeitungsverlegerverbands ENPA (European Newspaper Publishers’ Association).

Apple biete mit dem Online-Kiosk iTunes nicht nur den Zugang, um Apps von Zeitungen und Zeitschriften für sein Smartphone und seinen Tablet-PC zu verkaufen, sondern beginne mit der Kontrolle der Inhalte der Apps, gebe die Kundendaten nicht weiter und kassiere bei jedem Verkauf über seinen Kiosk mit einer Provision von 30 Prozent kräftig mit. Bislang konnten die Verlage noch über eigene Online-Kioske wie Pubbles ihre Produkte anbieten. Doch nun hat Apple ein neues Abo-Modell angekündigt, mit dem diese Lücke offensichtlich geschlossen werden und der Verkauf damit quasi monopolisiert werden soll.

Das bereitet nicht nur den Zeitungs-, sondern auch den Zeitschriftenverlegern Sorgen. Denn wollen sie ihre Inhalte für Tablet-PCs verkaufen, kommen sie an Apple kaum vorbei. Der US-Konzern beherrscht mit seinem iPad zurzeit den Markt der Tablet-PCs. 15 Millionen der Minicomputer wurden seit dem Start im vergangenen April weltweit verkauft – das entspricht einem Marktanteil von 85 Prozent. Um ein faireres Geschäftsmodell durchzusetzen, bleibt den Verlegern deshalb bislang nur der Appell an den US-Konzern.

„Apple muss den Verlegern die Freiheit gewähren, den Endkundenkontakt zu behalten und selbst über das Bezahlmodell für ihre Produkte entscheiden zu können“, sagte Lehari, dessen Verband am Montagabend entsprechende Forderungen an Apple veröffentlichte. Vor allem die Beziehung zu den Kunden ist den Verlegern wichtig, denn nur so können sie erfahren, wer ihre Produkte kauft. Und ihren Anzeigenkunden sagen, welche Zielgruppen sie mit Werbung ansprechen.

Auch eine Expertengruppe des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) kam am Dienstag zusammen, um über den Umgang mit Apple zu beraten. „Wir fordern eine bessere Planungssicherheit“, sagte BDZV-Sprecher Hans Joachim Fuhrmann. Anfang März soll das Präsidium des Verbandes entscheiden, ob weitere Schritte gegen Apple unternommen werden und um Unterstützung von Seiten der Politik gebeten wird.

In Belgien ist das bereits geschehen. In einem Brief hat sich die flämische Ministerin für Medien, Ingrid Lieten, an EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, gewendet. „Apples neue Haltung droht eine Reihe von Hürden zu schaffen, die den Marktzugang von neuen Spielern verhindern kann“, schreibt Lieten. Almunias Behörde beobachte die Situation sorgfältig, teilte eine Mitarbeiterin des Kommissars mit.

Von Apple gibt es bisher keine Reaktion auf den Unmut der Verleger. Doch der Konzern könnte schon bald Konkurrenz bekommen. Beispielsweise hat Motorola neue Tablet-Computer angekündigt, die zumeist mit dem Google-Betriebssystem Android laufen. Und PC-Hersteller HP will an diesem Mittwoch ein Gerät vorstellen, das mit dem Palm-System WebOS läuft. Sonja Pohlmann

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