zum Hauptinhalt

Medien: Aufregung auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

„Ich danke Matthias Kalle für die hervorragende Arbeit.“ Eigentlich erscheinen Pressemitteilungen wie die, die der Chefredakteur Ulf Poschardt gestern verschickt hat, nach einer langen, fruchtbaren Zusammenarbeit.

„Ich danke Matthias Kalle für die hervorragende Arbeit.“ Eigentlich erscheinen Pressemitteilungen wie die, die der Chefredakteur Ulf Poschardt gestern verschickt hat, nach einer langen, fruchtbaren Zusammenarbeit. Bei der deutschen Ausgabe von „Vanity Fair“ (in etwa: Jahrmarkt der Eitelkeiten) erscheint sie ziemlich früh – das Wochenmagazin aus Berlin soll am 8. Februar erstmals am Kiosk liegen. Neben dem Kulturchef und früheren „Zitty“-Chefredakteur Kalle haben die Redakteure Lars Jensen und Christoph Koch schon vorab gekündigt. Koch arbeitet noch bis Monatsende in der Redaktion, Jensen fliegt erstmal nach New York, allein Kalle befindet sich, wie zu hören ist, bereits in Gesprächen mit neuen Arbeitgebern. Zu seiner Kündigung wollte er sich nicht äußern. Poschardt selbst bezeichnet die Kündigungen als „business as usual“. Sein neuer Kulturchef wird Volker Corsten (früher „Welt am Sonntag“), den Gesellschaftsteil übernimmt Uwe Killing („Maxim“).

Auf dem Jahrmarkt der medialen Eitelkeiten sorgt die Nachricht des Abgangs für Aufregung. „Vanity Fair“ aus dem Hause Condé Nast gilt als spannendstes Hochglanzprojekt des Jahres. Poschardt, Vordenker eines popkompatiblen Jungkonservatismus, dürfte vor allem gewurmt haben, dass ein Ex-Angestellter als Kündigungsgrund die Furcht vor dem Verlust seines journalistischen Rufs genannt haben soll. Wie der Tagesspiegel aus dem Umfeld der Redaktion erfuhr, ist die Stimmung angespannt. Poschardt ermuntere seine junge Truppe zwar mit Durchhalteparolen. Über den Weggang der Redakteure hätten deren Kollegen aber erst aus der Zeitung erfahren. Ob die deutsche „Vanity Fair“ an das US-Vorbild heranreicht? Neben Society-Klatsch landet man dort regelmäßig Scoops, zuletzt 2005, als Bob Woodward bestätigte, wer die Quelle „Deep Throat“ im Watergate-Skandal wirklich war.

Ehe die deutsche Ausgabe auf dem Markt kommt, verbietet sich jede Kritik. „Überraschung ist Pflicht“ steht in Poschardts Online-Editorial. Bleibt abzuwarten, ob seine nächste Überraschung erst am 8. Februar kommt. flex

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false