zum Hauptinhalt

Medien: Auftritt Merkel: Medien halten sich und der Politik den Spiegel vor

Helmut Markworts „Focus“ gibt es seit bald 13 Jahren, Stefan Aust ist seit bald elf Jahren „Spiegel“-Chef. Erst gestern hatten sie ihren ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt.

Helmut Markworts „Focus“ gibt es seit bald 13 Jahren, Stefan Aust ist seit bald elf Jahren „Spiegel“-Chef. Erst gestern hatten sie ihren ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt. Bevor sie bei den Zeitschriftentagen in Berlin mit weiteren Kollegen das Verhältnis von Politik und Medien diskutierten, war es an Aust, sich zur „Spiegel“- Debatte zu äußern. Eine Debatte, die zu seinen Gunsten ausgegangen ist, so dass er seinen Widersachern zum Dank vielleicht einen „Fisch, aber einen frischen, der nicht vom Kopf her stinkt“ schenken sollte, sagte Aust voll Ironie und Anspielungen. Dann lobte er die „komplexe, aber gute Gesellschafterstruktur“ des „Spiegel“, die Geschlossenheit der Redaktion und seinen Berliner Büroleiter Gabor Steingart, den er vehement gegen den Verdacht der Neoliberalität verteidigte. Aust gab sich unverletzbar und unempfänglich für Kritik.

In der anschließenden Diskussion zog wie üblich „Stern“-Vize Hans-Ulrich Jörges die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Während ein paar hundert Meter weiter im Paul-Löbe-Haus der Koalitionsvertrag unterschrieben wurde, sagte er in gewohnt zugespitzter Form, es sei jetzt „Aufgabe der Medien, an der Vertrauensfront zu arbeiten“. Er kritisierte jene Blätter, die versuchten, die neue Regierung „verächtlich“ zu machen, denn „dieses Kabinett ist das vorletzte Aufgebot, und ich will nicht vom letzten Aufgebot regiert werden“. Es gehe um Deutschland, daher müssten die Medien mit der Regierung trotz ihrer „Notdürftigkeit“ umgehen „wie mit rohen Eiern“. Aust konterte, der „Spiegel“ beschäftige sich ausschließlich „mit der Realität“, stimmte Jörges jedoch zu, als er meinte, die Medien hätten sich während des Wahlkampfs geradezu „vorbildlich“, weil „unabhängig“ verhalten. Diejenigen, die das Gegenteil behaupteten, seien die „Blockwarte der Ideologie“.

Die designierte Kanzlerin Angela Merkel lehnte in Anspielung auf ihren Vorgänger Medienschelte ab. „Sie können schimpfen, Sie können kritisieren, aber arbeiten Sie sich in die komplexe Materie ein“, bat sie die Journalisten. Da sie aus der früheren DDR komme, sei ihr die Pressefreiheit besonders wichtig. Den Verlegern sagte sie Unterstützung in Fragen der Werbeverbote und des Urheberrechts zu und versicherte, über ein liberaleres Kartellrecht zu reden. Möglich sei das nur, wenn die Verleger zu einer einheitlichen Haltung finden. „Wir sind auf gebündelte Interessenwahrnehmung angewiesen“, sagte Merkel. usi

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false