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AUGEN-RINGE: Acht Stunden Super-Mario

Ich brauche meinen Schlaf. Deswegen haben es die Winterspiele mit mir auch so schwer.

Ich brauche meinen Schlaf. Deswegen haben es die Winterspiele mit mir auch so schwer. Wenn in Vancouver um Medaillen gewedelt und gesprungen wird, sollte ich eigentlich im Bett liegen. Im Dämmerzustand auf der Couch hat mein ermattetes Gehirn große Probleme, die komplexen Wettbewerbe zu durchdringen. Beim Snowboarden sehen alle Sprünge gleich aus – war das jetzt ein Alley-Oop 540? Oder ein Double McTwist 1260? Der ARD-Kommentator ist genauso ratlos wie ich. Am schlimmsten ist es bei der Shorttrack-Staffel. Vier Teams mit je vier Läufern wuseln konfus über eine enge Eisbahn, ständig wird gewechselt, wobei die Läufer ihre Partner von hinten anschubsen und gleichzeitig versuchen, die Gegner ein bisschen zu blockieren, alle tragen hautenge, bunte Gummianzüge und pilzartige Helme, ich fühle mich wie nach acht Stunden mit Super-Mario auf der Playstation und bekomme Kopfschmerzen.

Sommerspiele haben es da besser. Einen 100-Meter-Sprint kann ich selbst im Halbschlaf noch verstehen. Sehnsüchtig denke ich an die Fußball-WM 2002 zurück, als die Spiele aus Südkorea und Japan morgens früh übertragen wurden und man den Tag im Bett mit einem gepflegten 3:3 zwischen Senegal und Uruguay beginnen konnte. Für Ballack und Messi stehe ich gerne früh auf, für Usain Bolt schlage ich mir die Nacht um die Ohren – Shaun White und Jewgeni Pluschenko hingegen entlocken mir ein herzhaftes Gähnen.

Ein Fernsehgimmick allerdings versöhnt mich wieder mit Olympia – die Superzeitlupe. Egal wie seltsam die Sportart, egal wie spät die Stunde: Wenn der Schnee in Slow Motion in die Höhe spritzt und die Wangen der Abfahrer im Fahrtwind flattern, hat das in Kombination mit dem Schlafentzug eine hypnotische Wirkung. Dann ist das plötzlich nicht mehr Shorttrack oder Super-G, dann ist das einfach nur schön. Lars Spannagel

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