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AUGEN-RINGE: Menschliche Irrwege

Die Olympia-TV-Kolumne: Viel Hurra, viel Weiß - und seltsame Träume.

Zu Olympia hatte ich einen Traum. Zusammen mit dem irischen Schauspieler Gabriel Byrne, Skilanglauftrainer Jochen Behle und Popsänger Bono saß ich in einer Sauna. Wir diskutierten über dies und das, vor allem über mentale Probleme. Plötzlich wurde es heißer und heißer. Draußen hielt ZDF-Moderator Michael Steinbrecher mit einem Stock die Türe zu. Schweißgebadet wachte ich auf, schlief wieder ein und dachte am Dienstagmorgen: Dieses seltsam vermehrte Träumen, das ist wohl auf meinen verqueren Medienkonsum während dieser Winterspiele zurückzuführen. Wann immer das restliche TV-Programm mich lässt, schalte ich, zack, zum übertragenden Olympia-Sender und sehe da viel Gedehntes, viel Hurra, viel Weiß, viele Sportarten, von denen ich noch nie gehört habe.

Montagabend war es wieder soweit. Der Schluss der neuen, fabelhaften US-Serie „In Treatment“ auf 3sat ließ mich etwas ratlos zurück. Gabriel Byrne spielt einen Therapeuten, in dessen eigener Beziehung es kriselt und der nun einem traumatisierten Bomberpiloten sagen soll, wo es mit den Frauen langgeht. Danach zappte ich von 3sat zu Jochen Behle. Der bejubelte gerade mit ZDF-Mann Peter Leissl deutsche Medaillen im „Skilanglauf-Teamsprint“. Behle trug während des Interviews eine unfassbar bunte Ski-Brille, von der man annehmen sollte, dass sie eher auf die Nase von Dieter Bohlen oder Bono gehört. Bei Behle vor Kameras werde ich stets das Gefühl nicht los, dass da seit dem Ausruf des Reportes Bruno Moravetz bei den Spielen von Lake Placid 1980 was nicht stimmt. Damals war Behle trotz Zwischenbestzeit einfach nicht im Bild zu sehen. Moravetz rief: „Wo ist Behle?“ Womit wir wieder bei Gabriel Byrne sind, bei „In Treatment“: der Suche nach den Triebkräften der Seele und menschlichen Irrwegen. Jochen Behle muss mal eine eigene Fernsehshow kriegen. 

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